Der ehemalige Polizeichef Guatemalas, Erwin Sperisen, hat am Montag vor Gericht in Genf jegliche Verstrickung in die Morde an sieben Häftlingen in Guatemala von sich gewiesen. Er gab an, nicht einmal die Namen der getöteten Häftlinge gekannt zu haben.
Die Befragung drehte sich am dritten Prozesstag um den Hauptvorwurf gegen Sperisen. Gemäss Anklage soll Sperisen bei der Rückeroberung der Strafanstalt Pavon in Guatemala am 25. September 2006 die Ermordung von sieben Häftlingen angeordnet haben.
In einem Fall soll er sogar selbst den Abzug gedrückt haben. Das Gefängnis war zuvor von den Häftlingen selbst verwaltet worden.
Der Angeklagte gab an, während des gesamten Einsatzes nichts von Exekutionen gewusst zu haben. Er sei einzig über einen Schusswechsel zwischen den Ordnungshütern und Gefangenen informiert worden.
Es sei ihm gesagt worden, dass es Tote gegeben habe, ohne näher zu beschreiben, wer gestorben sei, sagte der 43-Jährige. Er blieb ruhig, als die Gerichtspräsidentin am Montag Fotos des Einsatzes zeigte.
Darauf waren nackte, auf dem Boden liegende Häftlinge zu sehen. Sie waren umringt von Uniformierten, von denen manche vermummt waren. Die Verteidigung versuchte am dritten Prozesstag erneut, die Klägerpartei vom Prozess auszuschliessen.
Die Verteidigung entfachte dabei erneut den Streit um die Klägerin. Bereits zum Prozessauftakt am Donnerstag hatte ein Bericht der «L'illustré» über diese Frau - eine 70-jährige Mutter eines der getöteten Häftlinge - für Furore gesorgt.
Gemäss dem Artikel kannte sie den Namen ihrer Anwältin nicht und wusste auch nichts vom Prozess in Genf. Am Montag wurde nun das Interview des Journalisten Arnaud Bédat gezeigt.
In den Aufnahmen bestätigten sich die Hauptaussagen des Berichtes. Die Anwälte der Klägerin, Alexandra Lopez und Alec Reymond, gaben an, noch an diesem Wochenende mit der Frau gesprochen zu haben. Dabei habe sie nicht den Wunsch ausgedrückt, das Mandat zu beenden.
Das Gericht lehnte den Antrag der Verteidigung nach einem Ausschluss der Klägerin nach einer kurzen Beratung ab, wie bereits am Donnerstag. Der Prozess dauert drei Wochen. Das Urteil wird voraussichtlich Anfang Juni eröffnet. (tvr/sda)
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