Ein ranghoher UNO-Vertreter hat die katastrophale humanitäre Lage im Jemen angeprangert. UNO-Nothilfekoordinator Mark Lowcock forderte die Konfliktparteien zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf.
Die schnelle Ausbreitung der Cholera-Epidemie, die ausgeprägte Nahrungsmittelknappheit und die vielen Binnenflüchtlinge hätten ihn «schockiert», sagte der Leiter des UNO-Büros für humanitäre Hilfe (OCHA) am Samstag zum Abschluss seines Jemen-Besuchs in Sanaa.
Der OCHA-Chef rief dazu auf, allen Notleidenden den Zugang zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen. Der Flughafen von Sanaa müsse für kommerzielle und humanitäre Flüge geöffnet werden.
Lowcock führte Gespräche in Jemens vorläufiger Hauptstadt Aden und in der von Rebellen kontrollierten Stadt Sanaa. Er besichtigte Spitäler in mehreren Regionen des Landes und traf Beschäftigte des Gesundheitssektors, die seit Monaten kein Gehalt mehr bekommen.
Am Montag hatte OCHA erklärt, mehr als elf Millionen Kinder im Jemen seien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Kinder in dem arabischen Kriegsland litten «unter der schlimmsten Nahrungskrise der Welt und einem beispiellosen Cholera-Ausbruch». Ausserdem hätten sie keinen Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung.
In dem Land kämpfen die Huthi-Rebellen und mit ihnen verbündete Militäreinheiten des gestürzten Staatschefs Ali Abdullah Saleh seit 2014 gegen Truppen des international anerkannten Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi. Seit März 2015 fliegt eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition Luftangriffe gegen mutmassliche Stellungen der Rebellen.
Der Allianz wird vorgeworfen, auch Schulen, Spitäler und andere zivile Ziele anzugreifen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bislang mehr als 8650 Menschen getötet. (sda/afp)