Der Kanton Bern schliesst das Jugendheim Prêles wegen chronischer Unterbelegung. Die Gebäude im Berner Jura sollen umgenutzt werden: Ein Ausschaffungsgefängnis ist geplant, allenfalls auch eine Asylunterkunft.
Rund 90 Mitarbeitende des Jugendheims sind von der Schliessung auf Ende 2016 betroffen. Sie alle sollen eine «zumutbare Alternative» wenn möglich in der bernischen Kantonsverwaltung angeboten bekommen, wie der bernische Polizei- und Militärdirektor Hans-Jürg Käser am Donnerstag vor den Medien sagte.
Je nachdem können sie gleich auf dem Tessenberg bleiben. Denn Sicherheitspersonal wird auch in einem Ausschaffungsgefängnis benötigt, Betreuer braucht es auch in einer Asylunterkunft.
Erst vor wenigen Jahren war das Jugendheim für 38 Millionen Franken saniert und ausgebaut worden. Regierungsrat Käser wehrte sich am Donnerstag gegen den Vorwurf der Verschleuderung von Steuergeldern. Man habe nicht ahnen können, dass die Zahl der zu einer stationären Massnahme verurteilten Jugendlichen stark zurückgehen würde.
In der Tat sind zurzeit nur noch 25 Jugendliche in Prêles untergebracht. Platz hätte es für 90 junge Männer.
Wegen der Unterbelegung liess der Kanton eine «Betriebs- und Umfeldanalyse» durchführen. Der externe Experte kam zum Schluss, dass eine wirtschaftliche Betriebsführung auch in Zukunft «sehr schwierig» werden dürfte. Es drohte also weiterhin ein Millionendefizit Jahr für Jahr.
«Ende mit Schrecken»
Deshalb entschied sich die Berner Kantonsregierung zu einem «Ende mit Schrecken». Zugleich beauftragte sie die Polizeidirektion, geeignete Nachnutzungen für die bestehenden Infrastrukturen zu prüfen.
Im Vordergrund steht laut Käser die Schaffung von 120 bis 150 Plätzen für abgewiesene Asylbewerber in Ausschaffungshaft. Sie könnten im Heimteil Châtillon untergebracht werden. Für den Kanton Bern wäre die Lösung auch finanziell vorteilhaft, wie Käser sagte.
Der Bund wolle ja Ausschaffungsanstalten ab 100 Plätzen zu 100 Prozent subventionieren. «Das bedeutet, dass der Betreiberkanton die getätigten Investitionen vollumfänglich zurückerhalten wird». Eine Umnutzung sei sicher günstiger als ein Neubau anderswo auf der grünen Wiese.
Im Heimteil «La Praye» könnten die Wohnstrukturen als Kollektivunterkunft für Asylsuchende genutzt werden. Etwa 200 Menschen würden bei Bedarf Platz finden. (sda)