Ein grobkörniges Schwarz-Weiss-Foto von einem Flüchtling, der ein Baby unter einer Stacheldrahtabsperrung hindurchreicht, ist zum Pressefoto des Jahres 2015 gekürt worden. Das teilten die Organisatoren des World Press Photo Award am Donnerstag in Amsterdam mit.
Aufgenommen wurde das Foto mit dem Titel «Hoffnung auf ein neues Leben» vom australischen Fotografen Warren Richardson. Ihm gelang die Aufnahme an der serbisch-ungarischen Grenze bei Röszke.
Das Foto habe «wegen seiner Einfachheit eine solche Kraft», sagte der diesjährige Jury-Vorsitzende, der AFP-Fotodirektor Francis Kohn. «Insbesondere wegen der Symbolkraft des Stacheldrahts».
Die Jury sei der Ansicht, dass dieses Bild «alles hat», um einen starken visuellen Eindruck davon zu vermitteln, «was mit den Flüchtlingen geschieht», sagte Kohn. Der Vize-Fotochef von Al-Dschasira in den USA, Vaughn Wallace, lobte das Foto als «unglaublich kraftvoll».
Der in Budapest ansässige freischaffende Richardson hatte mit einer Gruppe von rund 200 Flüchtlingen fünf Tage lang an der serbisch-ungarischen bei Röszke campiert, als die Menschen in der Nacht vom 28. August 2015 durch die Absperrungen drangen.
Nur Mondlicht
«Wir haben die ganze Nacht Katz und Maus mit der Polizei gespielt», erinnerte sich Richardson in einer Erklärung des World Press Awards. «Es war gegen drei Uhr morgens, als ich das Foto machte, und man kann kein Blitzlicht verwenden, während die Polizei versucht, diese Leute zu finden.» Er habe das Foto daher nur mit Hilfe des Mondlichts aufgenommen.
Die Jury hatte in den Wochen in Amsterdam mehr als 80'000 Fotos gesichtet, die 5775 Fotografen aus 128 Ländern eingereicht hatten. Insgesamt erhalten 41 Fotografen aus 21 Ländern einen Preis in neun Kategorien.
Die Bildagentur Keystone wird die prämierten Bilder an der Ausstellung World Press Photo16 vom 5. bis 29. Mai in Zürich präsentieren. (sda/dpa)