Nach dem Rückzug des US-Hygieneartikelkonzerns Kimberly-Clark steigt die Regierung des Krisenlands Venezuela selbst in die Produktion von Windeln und Toilettenpapier ein. Die Fabrik sei nun «durch die Arbeiter besetzt», kündigte der Arbeitsminister am Montag an.
Minister Oswaldo Vera gab am Montag (Ortszeit) die Übernahme des Produktionsstandorts Maracay bekannt, den der US-Konzern am Samstag als Reaktion auf die schwere Wirtschaftskrise in Venezuela geschlossen hatte. Die Fabrik nehme die Produktion unverzüglich wieder auf.
Der Minister erinnerte daran, dass Präsident Nicolás Maduro die staatliche Übernahme aller Betriebe angekündigt habe, die ihre Produktion in Venezuela einstellen.
Kimberly-Clark hatte die Stilllegung der Produktionsstätte damit begründet, dass es kaum noch möglich sei, Materialien für die Herstellung von Windeln und Toilettenpapier zu bekommen. Zudem erschwere die hohe Inflation die Arbeit.
1200 Arbeitskräfte
In der Fabrik von Kimberly Clark, einen weltweit führenden Produzenten von Hygieneartikeln, werden normalerweise 33 Millionen Windeln im Monat produziert. Es arbeiten 1200 Menschen dort. Arbeitsminister Vera sagte, die notwendigen Grundstoffe für die Produktion würden organisiert.
Der Ölstaat Venezuela erlebt derzeit eine tiefe Rezession, er steckt in einer schweren Versorgungskrise. Verbraucherwaren wie etwa Hygieneartikel sind kaum mehr zu bekommen. Analysten werfen der sozialistischen Regierung schwere Misswirtschaft vor. Hinzu kommt der Verfall des Ölpreises, der die Exporteinnahmen sinken liess.
Die Regierung des Sozialisten Maduro erklärt den Niedergang des Landes hingegen mit einem «wirtschaftlichen Krieg», den die USA gegen das Land führten. Wegen der Versorgungsengpässe gab es zuletzt immer wieder Unruhen und Plünderungen in Venezuela. (sda/afp/dpa)