Tatverdächtiger im Mordfall Susanna wieder in Deutschland

Tatverdächtiger im Mordfall Susanna wieder in Deutschland

10.06.2018, 21:00

Der im Nordirak gefasste Verdächtige im Mordfall Susanna, Ali B., sitzt in Deutschland in Polizeigewahrsam. Er wurde am Sonntag einer Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Wiesbaden vorgeführt. Diese ordnete Untersuchungshaft an.

Die Polizei Westhessen teilte am Sonntagabend auf Twitter mit, der 20-Jährige werde nun in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. «Der Transport erfolgt nach Beurteilung der Lage erneut mit unserem Polizeihubschrauber.»

Die Polizei veröffentlichte zunächst keine Details zu der Anhörung. Damit blieb auch unklar, ob er sein bei der Polizei im Irak abgelegtes Geständnis wiederholte. Nach diesem Geständnis erwürgte er die Schülerin, weil sie nach einem Streit gedroht habe, die Polizei zu rufen.

Der Auslieferung des Mordverdächtigen ging eine enge Zusammenarbeit mit den kurdischen Behörden voraus. B. hatte sich mit seiner Familie in den Nordirak abgesetzt, von wo er 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommen war. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte, er sei «froh, dass der von der deutschen Justiz gesuchte, mutmassliche Täter» zurück in Deutschland sei. So könne das Ermittlungsverfahren schnell vorangetrieben werden.

Vergewaltigt und getötet

B. war in der Nacht zum Freitag im Nordirak von kurdischen Sicherheitsbehörden festgenommen worden. Er wird verdächtigt, die 14-Jährige aus Mainz vergewaltigt und getötet zu haben. Das Mädchen war vor mehr als zwei Wochen als vermisst gemeldet worden und am Mittwoch in Wiesbaden tot aufgefunden worden.

Die Bundespolizei teilte mit, B. sei unmittelbar nach der Ankunft in Deutschland von der Bundespolizei festgenommen und an Kräfte des Sondereinsatzkommandos (SEK) Hessen übergeben worden. Der Chef der Bundespolizei, Dieter Romann, sagte der «Bild»-Zeitung, B. habe vorgehabt, sich in ein Nachbarland des Irak abzusetzen.

Seehofer erklärte, für die Familie des Mädchens sei die Rückkehr des Täters «nur ein schwacher Trost». «Für den Staat und unsere Gesellschaft ist es aber wichtig, dass Straftaten aufgeklärt und Tatverdächtige der Justiz zugeführt werden».

Merkel «tief erschüttert»

Zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Randes des G7-Gipfels in Kanada eine konsequente Ahndung der Tat gefordert. Merkel zeigte sich «tief erschüttert». Sie sagte: «Das unfassbare Leid, das der Familie und dem Opfer widerfahren ist, berührt jeden und erfasst auch mich.»

Grünen-Chef Robert Habeck forderte vor dem Hintergrund des Falls in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» eine zweite Instanz in Asylverfahren, um diese deutlich zu beschleunigen. Eine solche Instanz könne Grundsatzentscheidungen treffen, dann würde zwischen Asylbescheid und Urteil nicht solch eine lange Zeit vergehen. Der Fall des Tatverdächtigen B. habe eineinhalb Jahre vor Gericht gehangen, «deshalb war er noch im Land». Entsprechende Gesetzentwürfe für eine zweite Instanz habe seine Fraktion vorgelegt.

FDP-Chef Christian Lindner forderte Aufklärung darüber, weshalb sich die Familie von B. in den Irak absetzen konnte. «Wir müssen wissen, wer sich als Asylbewerber in unserem Land aufhält und wer es gegebenenfalls auch verlässt», sagte er der Funke-Mediengruppe.

B. war am 2. Juni mit seiner Familie von Düsseldorf aus über die Türkei in den Nordirak geflohen. Den Ermittlern zufolge kam er im Herbst 2015 nach Deutschland, sein Asylgesuch war im Dezember 2016 abgelehnt worden. Seither lebte er in einer Flüchtlingsunterkunft in Wiesbaden. (sda/afp/dpa)

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