Humanitäre Hilfe: UNO-Nothilfegipfel will Versorgung in Krisengebieten verbessern

Humanitäre Hilfe: UNO-Nothilfegipfel will Versorgung in Krisengebieten verbessern

23.05.2016, 18:52

Am ersten Tag des ersten UNO-Weltgipfels für humanitäre Hilfe hat Bundesrat Didier Burkhalter dazu aufgerufen, Krisen politisch zu lösen. Die Schweiz werde deswegen ihr Engagement für Mediation und Prävention verstärken.

«Der beste Weg, um das Leid der Menschen zu beenden, ist den Krieg zu beenden», sagte der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Montag in Istanbul laut Mitteilung.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel forderte bei der Eröffnung einen «neuen globalen Konsens» und eine bessere Zusammenarbeit. Eindringlich appellierte sie an die Geberstaaten, ihre Versprechen einzuhalten. Zu oft komme nach den Versprechen kein Geld für die konkreten Projekte, das müsse aufhören, sagte Merkel bei der Eröffnung des zweitägigen Gipfels der Vereinten Nationen.

Zu den Gästen zählen ausser UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und Merkel 60 weitere Staats- und Regierungschefs. Ban bezeichnete den Gipfel als Chance für die Weltgemeinschaft, sich «eine andere Zukunft» zu schaffen. «Lasst uns diese Gelegenheit ergreifen. Lasst uns ein Zeichen setzen als Agenten des Wandels.»

Erdogan will Verantwortung verteilen

Der türkische Präsident und Gastgeber Recep Tayyip Erdogan verlangte bei dem bislang einmaligen Spitzentreffen, die Verantwortung für Hilfsmassnahmen gegen das durch Kriege und Katastrophen verursachte Leid gerechter zu verteilen. «Das gegenwärtige System funktioniert nicht. Die Last wird nur von einigen Ländern geschultert. Von jetzt an sollte jeder seiner Verantwortung gerecht werden.»

Der Präsident verwies auf die Flüchtlingskrise durch die Konflikte im Irak und in Syrien. «Die Bedürfnisse steigen täglich, aber die Ressourcen steigen nicht im selben Tempo. Es gibt Tendenzen in der Staatengemeinschaft, die Verantwortung zu vermeiden.»

Erdogan kündigte an, dass sein Land weiterhin Flüchtlinge aufnehmen werde. Die Türkei habe fast drei Millionen Syrer aufgenommen und biete mehr Flüchtlingen Schutz als jedes andere Land der Welt. Menschenrechtsgruppen werfen der Regierung vor, trotz der offiziellen «Politik der Offenen Tür» die Grenzen geschlossen zu haben und Flüchtlinge aus Syrien teils gewaltsam abzuweisen.

Erdogan sprach sich für eine Reform der humanitären Hilfssysteme aus, die effektiver werden müssten. «Ich hoffe, dass der Gipfel als Wendepunkt dient.»

Mit dem Gipfel reagiert die UNO auf die weltweit stark gestiegene Zahl von Krisen und notleidenden Menschen. Laut UNO brauchen weltweit 125 Millionen Menschen Hilfe, 60 Millionen sind auf der Flucht. Die UNO rechnen in diesem Jahr mit einem Finanzbedarf von 20 Milliarden Dollar. In vielen Krisengebieten reicht das Geld nicht aus, um die Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen.

Kritik im Vorfeld

Unter anderem soll bei dem Gipfel darüber diskutiert werden, wie Krisen von vornherein vermieden und Zivilisten in Notgebieten besser geschützt werden können. Ausserdem drehen sich die Diskussionen um eine stärkere Verzahnung von kurzfristiger Nothilfe mit längerfristiger Entwicklungshilfe.

Allerdings gab es im Vorfeld Kritik an dem Gipfel. Viele Teilnehmer erwarten von dem Treffen keine konkreten Ergebnisse. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) sagte ihre Teilnahme in Istanbul ab, weil sie das Treffen für ein «Feigenblatt» hält. Russland wiederum kritisierte, Hilfsorganisationen spielten bei dem Gipfel eine zu starke Rolle. (sda/dpa)

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