Nach dem schweren Erdbeben ist Neuseeland am Montag nicht zur Ruhe gekommen. Mehrere hundert Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 6.0 erschütterten das Land, während die Rettungsarbeiten durch starke Niederschläge behindert wurden.
Das Beben in der Nacht zu Montag hatte die Südinsel erschüttert und war bis in die Hauptstadt Wellington auf der Nordinsel zu spüren gewesen. Die Erdbebenwarte GeoNet gab die Stärke mit 7.5 an. Nach Tsunami-Alarm schwappten in der Nacht bis zu zwei Meter hohe Wellen an die Küsten, richteten aber keine zusätzlichen Schäden an.
Zwei Menschen kamen ums Leben. Eine Person erlitt einen Herzanfall. Im Touristenörtchen Kaikoura wurde eine zweite Person tot aus den Trümmern eines Hauses geborgen. Sechs Verletzte seien mit dem Helikopter nach Christchurch gebracht, 15 vor Ort behandelt worden, sagte ein Arzt.
In Neuseeland ist das schwere Erdbeben der Stärke 6.3 von 2011 noch in wacher Erinnerung, bei dem 185 Menschen ums Leben kamen. Experten wiesen am Montag aber darauf hin, dass das Epizentrum auf der Südinsel des Landes diesmal 23 Kilometer unter der Erdoberfläche lag - wodurch die Ausbreitung der Erdstösse gedämpft wurde. Zudem lag das Zentrum des aktuellen Bebens recht weit von den städtischen Zentren Neuseelands entfernt.
Touristen gestrandet
In Kaikoura strandeten Hunderte Feriengäste. Viele waren mit Campingvans unterwegs, aber die Strassen nach Kaikoura 180 Kilometer nördlich von Christchurch waren durch Erdrutsche und Felsbrocken versperrt.
Touristen in prekären Lagen, etwa auf küstennahen Campingplätzen, wurden am Montag per Helikopter gerettet. «Es sind noch etwa 500 Touristen dort, wir werden sie so schnell wie möglich abholen und nach Littleton in Sicherheit bringen», sagte der Kommandant des Transportschiffs Canterbury, Simon Rooke.
Bei Kaikoura waren zerfetzte Bahnschienen zu sehen, viele Einwohner stellten Fotos ins Netz, auf denen aufgerissene Asphaltdecken zu sehen waren. In Häusern bröckelten Wände und Decken, in Supermärkten fielen Gegenstände aus Regalen, in Strassen taten sich tiefe Spalten auf. In weiten Landstrichen fiel der Strom aus.
Nördlich von Kaikoura ging ein Erdrutsch in das Flussbett des Clarence nieder und staute das Wasser. Die Behörden warnten die Menschen in der Region, Abstand zum Fluss zu halten, weil das gestaute Wasser jederzeit durch die Schlammmassen brechen und eine Flutwelle auslösen könnte.
Schäden in Milliardenhöhe
Premierminister John Key machte sich bei einem Helikopterflug in der Umgebung von Kaikoura ein Bild von der Lage. Die Naturschäden seien grösser als befürchtet, meinte er. Die Aufräumarbeiten könnten Milliarden kosten, meinte er.
Ökonomen rechneten aber mit glimpflicheren Folgen als bei dem Erdbeben 2011 in Christchurch. «Einige Provinzstädte sind schwer betroffen, aber in den grösseren Städten sind die Schäden offenbar überschaubar», sagte der Chefökonom der ASB-Bank, Nick Tuffley, der Nachrichtenredaktion Fairfax.
Katastrophenschutz-Minister Gerry Brownlee zeigte sich derweil zuversichtlich, dass die Opferbilanz nicht steigen werde. «Wenn es schwere Verletzungen oder gar Todesfälle gegeben hätte, wären wir darüber informiert», sagte Brownlee dem neuseeländischen Rundfunk.
Erdbeben keine Seltenheit
In Neuseeland sind Erdbeben keine Seltenheit. Der Inselstaat liegt auf dem pazifischen Feuerring, wo mehrere Kontinentalplatten zusammentreffen. In dem Gebiet ereignen sich jährlich bis zu 15'000 Erdstösse.
Im September hatte ein Erdbeben der Stärke 7.1 an der Ostküste Neuseelands einen kleinen Tsunami ausgelöst, bei dem es aber nicht zu grösseren Schäden kam. (sda/dpa/afp)