Die Intrigen am Bolschoi-Theater, die nach einem Säureanschlag auf Ballettchef Sergej Filin zu Tage traten, bleiben nicht folgenlos: Theater-Leiter Wladimir Urin hat Filin darüber informiert, dass sein im März auslaufender Vertrag nicht verlängert wird.
Das teilte das Theater am Donnerstag mit. Der 44-Jährige bleibe bis zur Ende der Saison für die laufenden Programme zuständig, danach sei ihm angeboten worden, «auf andere Weise» mit dem Bolschoi zusammenzuarbeiten. Die Entscheidung sei wegen «interner Affären» getroffen worden.
Filin war am 17. Januar vor seinem Wohnhaus mit Säure attackiert worden und dabei nahezu erblindet. Nach mehreren Operationen in Deutschland kehrte er Monate später nach Moskau zurück und nahm seine Arbeit wieder auf. Der Auftraggeber des Angriffs, Startänzer Pawel Dmitritschenko, und zwei Komplizen wurden zu knapp sechs Jahren Straflager verurteilt.
Nach Überzeugung der Ermittler hatte sich Dmitritschenko dafür rächen wollen, dass Filin ihm und seiner damaligen Freundin Anshelina Woronzowa grosse Rollen verweigerte. Die Affäre enthüllte ein ganzes Netz von Intrigen und Affären beim Bolschoi und führte zu einem Wechsel an dessen Spitze.
Filin sagte der Nachrichtenagentur Tass, die Entlassung komme für ihn nicht überraschend. «In der modernen Welt ist das gängige Praxis, ich halte sie nur für fair», sagte er. Es sei an der Zeit, «weiterzugehen, mich beruflich weiterzuentwickeln und etwas Neues anzufangen».
Nach Angaben Urins wird Filins Nachfolger voraussichtlich im September bekanntgegeben. Er werde allerdings über weniger Vollmachten verfügen - der Posten eines künstlerischen Leiters, wie ihn Filin innehatte, werde künftig gestrichen. (sda/afp)