Myanmars führende Politikerin Aung San Suu Kyi nimmt nicht an der Generaldebatte der UNO-Vollversammlung in New York teil. Stattdessen will sie zu ihrem Volk sprechen.
Als Grund für die Reiseabsage nannte ein Regierungssprecher am Mittwoch innenpolitische Angelegenheiten. Die Friedensnobelpreisträgerin steht international in der Kritik, weil sie zum Gewaltkonflikt im Westen ihres Landes und zum Vorgehen der Armee gegen die dort lebende muslimische Minderheit der Rohingya schweigt.
Statt Suu Kyi werde Vizepräsident Henry Van Thio nach New York reisen, um an der Generaldebatte in der kommenden Woche teilzunehmen, sagte Regierungssprecher Zaw Htay. In einer Fernsehansprache werde sich Suu Kyi am kommenden Dienstag für «nationale Versöhnung und Frieden» aussprechen.
Die Kritik an der Rolle Suu Kyis in dem Konflikt nimmt seit Wochen zu. Die Demokratieaktivistin hatte 1991 den Friedensnobelpreis erhalten. Zum Leiden der Rohingya schwieg sie zuletzt beharrlich. Vorwürfe gegen die Streitkräfte, diese begingen Gräueltaten, wiegelte sie ab und sprach stattdessen von einem «riesigen Eisberg an Fehlinfomationen», welche die Lage nur komplizierter machten.
Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen Rohingya-Rebellen und Regierungsarmee im Bundesstaat Rakhine war Ende August wieder voll entbrannt. Bei den Kämpfen wurden seitdem hunderte Menschen getötet, nach jüngsten UNO-Angaben flohen bereits geschätzt rund 379'000 Rohingya ins Nachbarland Bangladesch.
Die tatsächliche Zahl könnte demnach aber noch höher sein. Bangladesch errichtet derzeit ein grosses neues Flüchtlingslager an der Grenze, um der grossen Zahl an Flüchtlingen Herr zu werden.
«Ethnische Säuberungen»
Der UNO-Sicherheitsrat in New York wollte sich am Mittwoch (Ortszeit) mit der Lage in Myanmar befassen. UNO-Menschenrechtskommissar Zeid Ra'ad Al Hussein hatte das Vorgehen von Myanmars Regierung gegen die Rohingya als «Paradebeispiel für ethnische Säuberungen» bezeichnet.
Indonesien schickte am Mittwoch einen ersten Transport von Hilfsgütern nach Bangladesch, um die Hunderttausenden Flüchtlinge zu unterstützen. Die vier Transport-Flugzeuge brachten insgesamt 34 Tonnen - vor allem Lebensmittel, Zelte und Kleidung.
Präsident Joko Widodo kündigte an, dass kommende Woche ein weiterer Transport folgen werde. Zudem soll Bangladesch, einer der ärmsten Staaten der Region, auch Geld zur Verfügung gestellt werden. Indonesien ist das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt.
Al-Kaida droht
Die Extremistenorganisation Al-Kaida hat Myanmar wegen der Gewalt gegen die muslimische Rohingya-Minderheit mit «Bestrafung» gedroht. «Die Regierung von Myanmar soll das zu spüren bekommen, was unsere muslimischen Brüder gespürt haben», erklärten die Islamisten der Beobachtergruppe SITE zufolge. Die Anhänger in Bangladesch, Indien, Pakistan und den Philippinen seien aufgerufen, den Rohingya zu helfen. (sda/afp/dpa/reu)