Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen hat Israels Luftwaffe am Montag zahlreiche Ziele in dem Palästinensergebiet beschossen. Die Armee teilte mit, es seien «Terrorziele» der im Gazastreifen herrschenden Hamas angegriffen worden.
Einwohner des Küstenstreifens berichteten von lauten Explosionen. Spitäler im Gazastreifen wurden in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
Nach Angaben der Hamas wurden zunächst zwei militärische Trainingslager im Norden des Gazastreifens getroffen. Die Hamas hatte in Erwartung israelischer Angriffe zahlreiche Posten und Gebäude geräumt.
Erwartete Reaktion
In einem Haus in Mischmeret nordöstlich von Tel Aviv war am frühen Morgen eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete eingeschlagen. Das Gebäude wurde weitgehend zerstört; sieben Menschen wurden verletzt, darunter Kinder. Israel kündigte daraufhin eine harte Gegenreaktion an.
Die Armee werde weitere Truppen - Infanterie und Panzer - in die Nähe des Palästinensergebiets am Mittelmeer verlegen, kündigte eine israelische Militärsprecherin an. Ausserdem solle eine begrenzte Anzahl von Reservisten in verschiedenen Einheiten für spezifische Aufgaben einberufen werden, sagte eine Armeesprecherin.
Sieben Verletzte in Israel
Eine aus Rafah im südlichen Gazastreifen abgefeuerte Rakete habe das Haus in der Gemeinschaftssiedlung Mischmeret direkt getroffen, sagte die Sprecherin am Montag.
Nach Angaben von Sanitätern wurden sieben Menschen verletzt. Darunter waren auch drei Kinder - ein Baby, ein dreijähriges Kleinkind und eine Zwölfjährige. Das Gebäude wurde bei dem Einschlag weitgehend zerstört.
Der Familienvater erzählte dem israelischen Fernsehen, die Familie sei nach dem Heulen der Alarmsirenen in einen Luftschutzraum gerannt. Nicht alle hätten es jedoch bis zum Einschlag geschafft. «Wir stehen alle unter Schock.»
Netanjahu verkürzt US-Reise
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu will wegen der Eskalation seine US-Reise abkürzen und direkt nach einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump zurückkehren.
«Es gab hier einen bösartigen Angriff auf den Staat Israel, und wir werden mit Nachdruck reagieren», kündigte er an. Der Angriff erfolgte inmitten des Wahlkampfes vor der israelischen Parlamentswahl am 9. April.
Politiker des rechten Lagers und der Opposition kritisierten, Netanjahu gehe nicht hart genug gegen die Hamas vor. Israels Energieminister Juval Steinitz, Mitglied von Netanjahus Sicherheitskabinett, sagte der Nachrichtenseite «ynet»: «Es kann sein, dass die Hamas die Rakete absichtlich geschossen hat, um Regierungschef Netanjahu vor den Wahlen blosszustellen.»
Die Partei Die Neue Rechte warf Netanjahu nach dem Raketenangriff eine Beschwichtigungspolitik im Gaza-Konflikt vor: «Man muss ehrlich sagen: Netanjahu ist gegenüber der Hamas gescheitert.»
Ungewöhnlich grosse Reichweite
Bei der verwendeten Rakete handelt es sich nach Armeeangaben um ein von der Hamas selbst hergestelltes Geschoss. Sie habe eine Reichweite von rund 120 Kilometern. «Wir sehen die Hamas als verantwortlich für alles, was im Gazastreifen passiert», so die Armeesprecherin.
Israel ordnete nach dem neuen Raketenangriff die Schliessung der Grenzübergänge in den Gazastreifen und die Einschränkung der Fischereizone vor der Küste an.
Mischmeret liegt rund 30 Kilometer nordöstlich der Küstenmetropole Tel Aviv. Zuletzt war während des Gaza-Kriegs 2014 eine Rakete so weit nördlich eingeschlagen.
Am 14. März hatte es den ersten palästinensischen Raketenangriff auf Tel Aviv seit 2014 gegeben. Daraufhin hatte Israels Luftwaffe rund 100 Ziele in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer bombardiert. Damals hiess es, die beiden Geschosse seien versehentlich abgefeuert worden.
Am Sonntagabend hatten israelische Panzer nach Armeeangaben Hamas-Posten im Gazastreifen beschossen. Militante Palästinenser hätten zuvor Flugkörper mit Sprengsätzen nach Israel geschickt und Soldaten an der Grenze mit Sprengsätzen beworfen (sda/reu/dpa/afp/apa)