Mindestens Elf Tote bei Protesten in Nicaragua

Mindestens Elf Tote bei Protesten in Nicaragua

31.05.2018, 18:4831.05.2018, 18:48

Bei erneuten Demonstrationen in Nicaragua sind nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Bei den Zusammenstössen seien zudem rund 79 Menschen verletzt worden,

Allein bei einer der grössten Demonstrationen der vergangenen Jahre in der Hauptstadt Managua waren nach Cenidh-Angaben sechs Menschen getötet worden, darunter ein 15-Jähriger. Dies teilte das Zentrum für Menschenrechte Nicaraguas (Cenidh) am Donnerstag in einer Erklärung mit.

Die Menschenrechtler machten Polizisten und Schlägertrupps der Regierung für die Toten und Verletzten verantwortlich. Hunderttausende Demonstranten hatten am Mittwoch den Rücktritt von Präsident Daniel Ortega und Gerechtigkeit für die Opfer der jüngsten Krawalle gefordert.

In der ersten Reihe marschierten in schwarz gekleidete Frauen mit Fotos ihrer Kinder und Enkel, die bei den blutigen Protesten der vergangenen Wochen ums Leben gekommen waren.

Dutzende Tote

In der Stadt La Trinidad etwa 120 Kilometer nördlich von Managua starben bei Zusammenstössen vier Menschen, wie Cenidh mitteilte. Einen weiteren Toten gab es in der Stadt Masaya, die etwa 25 Kilometer südöstlich der Hauptstadt liegt.

Bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten, Regierungsanhängern und Sicherheitskräften waren zuletzt nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen und der Polizei weit über 90 Menschen getötet und mehr als 860 verletzt worden.

Die Proteste hatten sich Mitte April ursprünglich an einer geplanten Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge entzündet. Die Regierung zog das Projekt wenig später zurück.

«Wir bleiben alle hier»

Mittlerweile fordern die Demonstranten allerdings den Rücktritt von Ortega sowie ein Ende der Unterdrückung und der Pressezensur. Der reichste Mann des mittelamerikanischen Landes und Chef des Unternehmerverbands, Carlos Pellas, forderte in einem Interview Neuwahlen.

Präsident Ortega wies Forderungen der Opposition nach seinem Rücktritt zurück. «Nicaragua gehört uns allen und wir bleiben alle hier», sagte er vor mehreren tausend Anhängern in der Hauptstadt. Es war das erste Mal, dass der 72-Jährige öffentlich auf die Forderungen nach vorgezogenen Präsidentschaftswahlen reagierte.

Der ehemalige Guerillakämpfer regiert Nicaragua seit elf Jahren. Sein jetziges Mandat endet im Januar 2022. Vergangene Woche war ein Vermittlungsversuch der katholischen Kirche zur Überwindung der innenpolitischen Krise gescheitert. Der nationale Dialog wurde von der Bischofskonferenz ausgesetzt, weil sich Regierung und Opposition nicht auf eine gemeinsame Agenda einigen konnten. (sda/dpa/afp)

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