Erneut macht Ostdeutschland mit ausländerfeindlicher Randale Schlagzeilen. Rechtsextreme haben einen ausrangierten Baumarkt nahe Dresden attackiert und blockiert, der Flüchtlingen ein notdürftiges Obdach bieten sollte.
Die Anhänger der rechtsextremen NPD gingen in der Nacht zum Samstag in Heidenau gewalttätig gegen die Flüchtlinge vor. Noch vor Ankunft eines ersten Busses mit Asylbewerbern flogen Böller, Steine und Flaschen auf die Strasse.
Die Polizei setzte Tränengas und Pfefferspray gegen die teils betrunkenen Demonstranten ein. Es gab mindestens zehn Verletzte sowie Festnahmen. Die Polizei nannte am Vormittag noch keine Zahlen und äusserte sich auf Nachfrage auch nicht zu Kritik an ihrem Einsatz.
Gegen 00.40 Uhr traf der erste Bus mit Flüchtlingen ein. Nur unter Polizeischutz konnten die Insassen ihre Notunterkunft beziehen. Bis zum Morgen kamen zwei weitere Busse an. «Nach Ausschreitungen in der Nacht ist die Lage jetzt ruhig», sagte ein Polizeisprecher am Samstagmorgen.
In dem früheren Baumarkt sollen auf knapp 6000 Quadratmetern bis zu 600 Flüchtlinge untergebracht werden. Für die erste Nacht waren 250 avisiert worden.
Am Samstagvormittag befanden sich nach Aussagen des Deutschen Roten Kreuzes 93 Menschen in der Unterkunft. Weitere werden am Wochenende erwartet.
Protestzug in Heidenau
Bereits am frühen Abend hatte sich ein Protestzug von rund 1000 Menschen in Heidenau formiert, den ein NPD-Mann angemeldet haben soll.
Die ausländerfeindliche Haltung der NPD trifft offenbar auf viel Rückhalt in der Bevölkerung. So trugen zwei Frauen ein Transparent mit der Aufschrift «Auf 'tragische Einzelfälle' und 'kulturelle Bereicherung' durch 'Fachkräfte' können wir hier verzichten!!».
Zunächst ging es friedlich zu. Doch dann blockierten Demonstranten auf der Bundesstrasse die Zufahrt zum Baumarkt, um die Ankunft der Busse zu verhindern. Dazu benutzten sie Absperrungen, die von Bauarbeiten an der Strasse stammten.
Auch nachdem die Polizei die Blockade und die Attacken unterbunden hatte, versuchten einzelne Demonstranten immer wieder, kleinere Bäume und Gestrüpp auf die Fahrbahn zu schmeissen. Die Polizei ging dazwischen und zwang die Blockierer, die Hindernisse selbst wieder aus dem Weg zu räumen. (sda/dpa)