Vier Menschen sterben bei Doppelanschlag in London

Vier Menschen sterben bei Doppelanschlag in London

22.03.2017, 21:48

Mitten im Zentrum von London rast ein Auto in Fussgänger entlang einer belebten Brücke. Vor dem Parlamentsgebäude attackiert der Angreifer dann einen Polizisten. Vier Menschen sterben, mindestens 20 werden verletzt. Die britische Polizei geht von einem Terrorakt aus.

Der Doppelanschlag wurde auf den Tag genau ein Jahr nach den Terrorattacken von Brüssel verübt, bei denen islamistische Selbstmordattentäter 32 Menschen mit sich in den Tod gerissen und mehr als 300 weitere verletzt hatten.

Die Polizei nahm Ermittlungen wegen Terrorverdachts auf. Sie ging dabei zunächst von einem Einzeltäter aus. Die britische Premierministerin Theresa May bestellte das Sicherheitskabinett ein. Sicherheitsberater und Geheimdienstvertreter, Rettungskräfte und Politiker trafen sich am Mittwochabend.

«Die Gedanken der Premierministerin und der Regierung sind bei denen, die bei diesem abstossenden Vorfall getötet und verletzt wurden und bei ihren Familien», teilte ein Regierungssprecher mit. Das britische Unterhaus hatte zuvor seine Sitzung unterbrochen.

Auch der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan sprach den Opfern sein Mitgefühl aus. Er sagte trotzig: «Londoner werden sich niemals von Terror einschüchtern lassen.»

Verbündete Grossbritanniens wie US-Präsident Donald Trump, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande reagierten bestürzt und sicherten den Briten Unterstützung zu. Auch Bundespräsidentin Doris Leuthard verurteilte den Anschlag, wie das Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation auf Twitter mitteilte.

Angriff mit Auto und Messer

Am Mittwochnachmittag raste ein Autofahrer zunächst auf der Brücke neben dem Parlament in mehrere Fussgänger, unter ihnen drei Polizisten, wie ein Sprecher von Scotland Yard sagte. Danach krachte das Auto in den Zaun des Parlaments.

Der Mann griff auf dem Parlamentsgelände dann einen Polizisten mit einem Messer an. Der Angreifer wurde von anderen Polizisten niedergeschossen, er starb an seinen Verletzungen.

Auch der angegriffene Polizist überlebte die Attacke nicht, obwohl ein Politiker Erste Hilfe leistete. Zwei weitere Menschen sollen auf der Brücke ums Leben gekommen sein. Eine Frau stürzte von der Brücke in die Themse, Rettungskräfte bargen sie lebend, aber schwer verletzt.

Keine Schweizer Opfer

Unter den Verletzten waren zahlreiche Touristen, darunter mindestens drei französische Schüler, wie das französische Aussenministerium in Paris mitteilte. Auch zwei rumänische Staatsbürger sollen rumänischen Behörden zufolge verletzt worden sein.

Schweizerinnen und Schweizer seien nach ersten Erkenntnissen keine unter den Opfern, teilte das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten auf Nachfrage der Nachrichtenagentur sda mit.

Mehrere Opfer hätten «katastrophale Verletzungen» erlitten, zitierte die Nachrichtenagentur Press Association einen Arzt aus dem nahe dem Parlament gelegenen St. Thomas Spital.

Regierungsviertel abgesperrt

In Luftaufnahmen im Fernsehen war zu sehen, wie mehrere Menschen auf der Westminster-Brücke vor dem britischen Parlament am Boden lagen und behandelt wurden. Ein Autowrack war auf dem Fussgängerweg vor dem Zaun des Parlamentsgeländes zu sehen.

Die laufende Parlamentssitzung wurde sofort unterbrochen. Die Abgeordneten wurden angewiesen, im Parlamentsgebäude zu bleiben. Das Gelände wurde abgeriegelt. Später wurden hunderte Menschen aus dem Parlamentsgebäude in die angrenzende Westminster Abbey gebracht.

Königin Elizabeth II. hielt sich während der mutmasslichen Terrorangriffe am Londoner Parlament im Buckingham-Palast auf. Ein Palastsprecher äusserte sich nicht zu konkreten Sicherheitsmassnahmen und verwies auf die Polizei. Die Nachrichtenagentur PA berichtete, dass die Tore geschlossen seien und bewaffnete Polizisten die Zugänge bewachten.

Erinnerung an Anschlag von 2005

Die Polizei rief Zeugen auf, Filmaufnahmen und Fotos an die Ermittler zu senden. Zugleich bat sie Augenzeugen um Zurückhaltung. Sie sollten keine Bilder und Videos von Verletzten in Umlauf bringen.

In Grossbritannien gilt die zweithöchste Terrorwarnstufe 4. Zwischenzeitlich wurden 600 zusätzliche Polizisten in London mobilisiert, insgesamt 2800 sollen derzeit in der britischen Hauptstadt für Sicherheit sorgen.

Beim letzten Terroranschlag in London hatten im Juli 2005 vier Muslime mit britischem Pass in der Londoner U-Bahn und einem Bus Sprengsätze gezündet. 56 Menschen starben, etwa 700 wurden verletzt. (sda/dpa/afp/reu)

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