Frankreich: Präsident Hollande verhängt nach Terroranschlägen in Paris Notstand

Frankreich: Präsident Hollande verhängt nach Terroranschlägen in Paris Notstand

14.11.2015, 00:44

Nach den Angriffen von Paris mit mindestens 39 Toten hat Frankreichs Präsident François Hollande von «bisher nie dagewesenen Terrorangriffen» gesprochen und den Ausnahmezustand für ganz Frankreich verhängt. Er kündigte auch die Schliessung der Grenzen an.

Zudem forderte der Präsident militärische Verstärkung an, um weitere Anschläge zu verhindern. 50 Verletzte schwebten nach Angaben aus Ermittlerkreisen in Lebensgefahr. Die Spitäler in Paris setzten einen Notfall- und Krisenplan in Kraft. Ein Selbstmordattentäter habe eine der Explosionen in Paris ausgelöst.

Zu den Detonationen kam es beim Stade de France. Dabei wurden nach Angaben des französischen Fussballverbands-Präsidenten drei Menschen in unmittelbarer Nähe des Stadions getötet worden. «Es gab eine Explosion am Eingang J, die drei Tote und mehrere Verletzte gefordert hat», sagte Noël Le Graët am Freitagabend.

Zudem ereigneten sich mehrere Schiessereien und eine Geiselnahme in einer Pariser Konzertsaal. Laut Präsident Hollande stürmten Sicherheitskräfte die Konzerthalle.

Wahllos in die Menge geschossen

Ein Augenzeugen berichtete, die Täter hätten im Konzertsaal «Bataclan» etwa zehn Minuten mit Kalaschnikows um sich geschossen. Der Radioreporter, der zufällig im «Bataclan» war, erzählte dem US-Sender CNN, die Männer seien schwarz gekleidet gewesen und hätten wahllos in die Menge geschossen. Sie seien nicht maskiert gewesen. Er selbst habe fliehen können. Am Ausgang habe er mindestens 20 Leichen und zahlreiche Verletzte gesehen. Ein Freund verstecke sich noch immer im Theater, er stehe im SMS-Kontakt mit ihm.

Nach Polizeiangaben gab es «mindestens drei, vielleicht vier» Schiessereien vor der Konzerthalle im elften Pariser Arrondissement und in der Strasse Charonne im zehnten Arrondissement. Die Konzerthalle liegt nur etwa 200 Meter von der früheren Redaktion der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» entfernt, die Islamisten im Januar angegriffen und dabei und bei ihrer Flucht zwölf Menschen getötet hatten.

Knall während Fussballspiel

Zur Zeit der Explosionen spielten in dem Stadion die Mannschaften von Deutschland und Frankreich gegeneinander. Dort waren in der ersten Halbzeit mehrere Explosionsgeräusche zu hören. Frankreichs Staatspräsident François Hollande begab sich aus dem Fussballstadion ins Innenministerium, wo ein Krisenstab eingerichtet wurde.

«Die Terroristen wollen uns in Angst und Schrecken versetzen. Man kann Angst haben, man kann Schrecken verspüren», sagte der Präsident. «Aber dem Entsetzen steht eine Nation gegenüber, die weiss, wie sie sich verteidigt. Die weiss, wie sie ihre Kräfte sammelt. Und die einmal mehr wissen wird, wie sie die Terroristen besiegen wird.»

Wer hinter der Geiselnahme steckte, und ob es einen Zusammenhang zwischen der Geiselnahme, den Schiessereien und den Explosionen nahe des Stadions gab, war zunächst unklar. US-Sicherheitskreisen zufolge handelte es sich um koordinierte Taten.

Schweiz ist in Gedanken bei Frankreich

Der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier, der neben Hollande im Stadion gesessen hatte, zeigte sich «entsetzt und erschüttert» über die Ereignisse. «Wir stehen an der Seite Frankreichs», erklärte er im Onlinedienst Twitter.

Auch Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga meldete sich auf Twitter zu Wort. Die Gedanken der Schweiz seien bei Frankreich nach den Anschlägen in Paris. Auch Spitzenpolitiker der Europäischen Union und mehrerer Länder wie Russland, Italien, Grossbritannien und die USA drückten Frankreich nach der Anschlagsserie ihre Solidarität aus.

Aufruf der Stadt

Die Stadt Paris rief wegen der Anschlagsserie mit zahlreichen Toten alle Bewohner auf, nicht auf die Strasse zu gehen. «Wir bitten Sie, die eigenen vier Wände nicht zu verlassen und auf Anweisungen der Polizei zu warten», hiess es am späten Freitagabend auf dem Twitter-Account der Stadt.

Die Polizei empfehle, jede laufende Veranstaltung zu unterbrechen, hiess es weiter. Einrichtungen mit Besuchern sollten die Sicherheitsvorkehrungen erhöhen und Hilfsbedürftige aufnehmen. (sda/dpa/afp/reu)

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