Für den Abbau von Gold sind in Burkina Faso ganze Dörfer umgesiedelt worden - mit teils schlimmen Folgen. Eine Mitverantwortung trägt nach Ansicht von Hilfswerken auch eine Schweizer Raffinerie. Denn ein Grossteil des Goldes wird in der Schweiz verarbeitet.
Das westafrikanische Burkina Faso erlebt seit zehn Jahren einen regelrechten Goldboom. Während multinationale Konzerne damit Kasse machen, leidet die lokale Bevölkerung teilweise darunter, wie eine am Montag veröffentlichte Studie der Schweizer Hilfswerke Brot für alle und Fastenopfer aufzeigt.
Die Studie nimmt den Goldabbau in drei staatlich lizenzierten Minen in Burkina Faso unter die Lupe. Das Fazit: Rund um die Minen ist es zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden gekommen. Die Hilfswerke prangern insbesondere die Umsiedlungen an.
Keine Wasserquelle mehr
Bei zwei der untersuchten Minen seien seit 2009 rund 14'000 Menschen umgesiedelt worden, damit Minenunternehmen Zugang zum goldhaltigen Land erhielten. Vielen der Umgesiedelten stünde nun bedeutend weniger fruchtbares Land zur Verfügung, und für die Tiere gebe es zu wenig gutes Weideland.
Durch die Umsiedlung hat sich laut der Studie auch die Wasserversorgung verschlechtert. Manche Dörfer hätten seit der Umsiedlung keine eigene Wasserquelle mehr. Nicht zuletzt sei den Menschen die Möglichkeit des Goldwaschens als Zusatzverdienst verloren gegangen.
Die Studie kommt daher zum Schluss, durch die Umsiedlungen seien die Menschenrechte auf Nahrung, Wasser und Arbeit verletzt worden. Auch gegen das Recht auf eine angemessene Unterkunft und auf Selbstbestimmung sei verstossen worden.
Schweizer Raffinerie am Pranger
Eine grosse Mitverantwortung für die Situation vor Ort hat nach Ansicht der beiden Hilfswerke die Schweizer Raffinerie Metalor im Kanton Neuenburg. Diese bezog von allen drei untersuchten Minen als alleinige Abnehmerin Gold - und tut dies teilweise immer noch.
Metalor hat den Vorwurf, Gold zur raffinieren, das mit Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang steht, allerdings zurückgewiesen, wie es in der Studie heisst. Metalor argumentiere, dass sie zur Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen nur mit registrierten und lizenzierten Minen zusammenarbeite.
Die Schweiz ist bei der Verarbeitung von Gold führend: Schweizer Goldraffinerien verarbeiten gemäss der Studie 70 Prozent des weltweit produzierten Goldes und sogar 90 Prozent des Goldes aus Burkina Faso.
90 Prozent kommt in die Schweiz
Brot für alle und Fastenopfer üben auch Kritik an der Schweizerischen Gesetzgebung. Diese sei zu lasch, da sie nur auf Selbstkontrolle und Eigenverantwortung der Raffinerien setze. Der Bund überlasse die Sorgfaltsprüfung den Unternehmen - und verzichte darauf, sie zu kontrollieren.
Die beiden Hilfswerke fordern daher strengere gesetzliche Vorschriften. Schweizer Firmen müssten verpflichtet werden, sorgfältig zu prüfen, welche Auswirkungen ihre Tätigkeiten und die Aktivitäten ihrer Zulieferer auf die Menschenrechte haben.
Brot für alle und Fastenopfer rührten in diesem Zusammenhang erneut die Werbetrommel für die Konzernverantwortungsinitiative. Diese will globale Konzerne einem zwingenden Regelwerk unterstellen, wenn es um die Durchsetzung von Menschenrechten geht. (sda)