SMA: Rapper Nemo geht mit vier Auszeichnungen in die Kreativpause

SMA: Rapper Nemo geht mit vier Auszeichnungen in die Kreativpause

09.02.2018, 22:16

Am Freitagabend haben sich die kommerziell erfolgreichsten Vertreter der Schweizer Musikszene zur Verleihung der 11. Swiss Music Awards (SMA) im Zürcher Hallenstadion getroffen. Überflieger Nemo wurde mit vier Pflastersteinen in die Kreativpause entlassen.

Züri West, so sagte Frontmann Kuno Lauener nur wenige Minuten nach Beginn der SMA-Show, haben ein turbulentes Jahr hinter sich. Die Berner Band spielte viele Konzerte, aber auch der Tod von Kollegen wie Polo Hofer und Hanery Ammann haben sie beschäftigt. Umso mehr freuten sie sich nun über die Auszeichnung für das Best Album. «Super oder? super», sagte Lauener in seiner kurzen Dankesrede. «Wir haben Freude an dem Stein. Er gibt uns Rückenwind für eine neue Produktion und eine neue Tournee.»

Mit diesen Worten leitete er über zu der musikalischen Hommage an Hofer und Amman von Patent-Ochsner-Sänger Büne Huber und der Walliser Sängerin Sina.

Der Rheintaler 80es-Musiker Crimer setzte sich in der Kategorie Best Talent gegen die St. Galler Band Panda Lux und den Zürcher Rapper Stereo Luchs durch. Er freute sich, dass die Leute 2018 noch immer die Musik von vor 40 Jahren hören. Dieser Pflasterstein sei «der Grundstein meines ersten Hauses».

Ironie und Kritik

Beatrice Egli, die es bei den letztjährigen Swiss Music Awards vor Freude über ihren Preis «fast auf den Laden gehauen» hat, amtierte diesmal als Laudatorin in der Kategorie Best Female Solo Act. Überreichen konnte sie die Auszeichnung an die Luzerner Sängerin Eliane.

Diese erinnerte sich an das erste Mal, als sie an den SMA nominiert war und leer ausging. Ihre beste Freundin hatte ihr damals einen Betonklotz nachgebastelt. «Einen echten in den Händen zu halten, ist aber noch besser», so Eliane.

Nicht nur wegen des «Frauenproblems», der massiven Untervertretung von Künstlerinnen in der Schweizer Popmusik, sondern auch wegen der hauptsächlich kommerziellen Kriterien für eine Nominierung, stehen die Swiss Music Awards immer wieder in der Kritik. Singer-Songwriter Faber, dem von seinen Künstlerkollegen der Artist Award zugesprochen wurde, sprach dies in seiner Video-Dankesrede auf ironische Weise an. Es komme ihm entgegen, dass an der Veranstaltung die Verkaufszahlen und das Schaulaufen mehr zählten als gute Musik.

Wie der bewegenden Laudatio auf den verstorbenen Bassisten und Celtic-Frost-Mitbegründer Martin Ain, der posthum mit dem Tribute Award ausgezeichnet wurde, zu entnehmen war, hätte dieser in etwa gleich auf seine Auszeichnung reagiert. Nämlich «zünftig und sarkastisch», sagte Musikproduzent und Coroner-Bassist Tommy Vetterli in seiner Rede.

In der Kategorie Best Group konnten Züri West ihre zweite Auszeichnung abholen. «He, super, wir sind fast schon ein bisschen überwältigt», sagte Kuno Lauener.

Der Nemo-Lauf

Und dann fing es an: Der Rapper Nemo, der unlängst eine längere Kreativpause angekündigt hatte, konnte seinen ersten Betonklotz als Best Live Act abholen. Aus seinem gelben «Büechli» las er alle Leute ab, denen er diesen Erfolg zu verdanken hat.

Nur wenige Augenblicke später wurde er als Gewinner der Kategorie Best Breaking Act erneut auf die Bühne geholt. «Es geht megaschnell», sagte er, und konnte den Dank nachholen, den er vorher «trotz des Büechlis» vergessen hatte.

Der Bieler hatte es noch nicht einmal zurück in die Halle geschafft, als ihm schon der der dritte Pflasterstein in der Sparte Best Male Solo Act in die Hand gedrückt wurde. «Es ist huere crazy», erwiderte Nemo perplex. «Es braucht eine Nacht, um darüber nachzudenken. Im Moment ist es gerade noch ein bisschen hui». Und noch einmal holte er sein Büechli hervor, in dem weitere noch unerwähnte Namen standen.

Und - etwas anderes konnte man sich zu dem Zeitpunkt schon fast nicht mehr vorstellen - auch für den Best Hit wurde der 18-jährige Rapper ausgezeichnet «Schön, dass jetzt ein paar der Leute, die ich vorhin erwähnt habe, mit mir auf der Bühne stehen», rundete er seinen Lauf ab. Und meinte damit seinen «Team Success Club», die Songwriters Dodo Jud, Lorenz Häberli und Marco Jeger. (sda)

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