Bei einem Anschlag in der türkischen Metropole Istanbul sind am Samstag mindestens fünf Menschen getötet worden. Der Attentäter sprengte sich in einer belebten Einkaufsstrasse in die Luft.
36 Menschen seien verletzt worden, darunter zwölf ausländische Staatsbürger, teilte der türkische Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu am Samstag in Istanbul mit, ohne weitere Details zu nennen. Sieben der Opfer seien schwer verletzt.
Nach Angaben des israelischen Aussenministeriums sind Israelis unter den Verletzten. Ob auch Schweizerinnen oder Schweizer betroffen sind, war zunächst nicht bekannt.
Zum Hintergrund des Anschlags machte Müezzinoglu keine Angaben. Es werde ermittelt. «Ich verurteilte die, die Menschen und damit die Menschheit töten», sagte er. Der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu sagte bei einem Besuch im Iran: «Der Terror hat sein hässliches Gesicht gezeigt.»
Hatte Attentäter anderes Ziel?
Ein Video, das von einer Überwachungskamera vom Anschlagsort stammen soll, zeigt eine Explosion inmitten von einigen Passanten. Laut einem Regierungsmitarbeiter hatte der Attentäter ein anderes Ziel gehabt, wurde aber von der Polizei abgeschreckt und zündete dann in Panik die Bombe.
Ein Augenzeuge sagte, der Sprengkörper sei in der Strasse Istiklal gezündet worden, einem zur Fussgängerzone umfunktionierten Boulevard mit vielen Geschäften und Einkaufszentren. Nur einige hundert Meter weiter befinde sich ein Parkplatz, auf dem üblicherweise Busse der Polizei abgestellt würden. In der Nähe des Explosionsortes befindet sich zudem ein Einkaufszentrum und das Bezirksamt.
Helikopter kreisten am Samstag über dem Unglücksort, Ambulanzen rasten zur Detonationsstelle. Die Polizei sperrte die Einkaufsstrasse Istiklal weiträumig ab.
Die Strasse Istiklal war weniger belebt als an Wochenenden üblich. Offenkundig waren viele Menschen angesichts der vergangenen Anschläge zu Hause geblieben.
Das deutsche Generalkonsulat in Istanbul hatte zudem die Staatsbürger am Wochenende zu Achtsamkeit in der Stadt aufgerufen. Am Donnerstag und Freitag waren das Generalkonsulat, die Botschaft in Ankara und weitere deutsche Einrichtungen wegen einer Terrorwarnung geschlossen worden.
Anschlagsserie
Die Sicherheitslage in der Türkei ist derzeit äusserst angespannt. Seit dem Selbstmordanschlag vom 10. Oktober, bei dem während einer kurdischen Demonstration vor dem Hauptbahnhof von Ankara 103 Menschen getötet und 500 weitere verletzt wurden, ist die Türkei in höchster Alarmbereitschaft.
Die türkische Regierung machte die radikal-islamische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für den Anschlag verantwortlich. Trotz der verschärften Sicherheitsvorkehrungen kommt es aber immer wieder zu Anschlägen.
Erst vergangenen Sonntag waren bei einem Selbstmordanschlag in der Hauptstadt Ankara 37 Menschen getötet worden. Vergangenen Monat starben ebenfalls in Ankara bei einem ähnlichen Anschlag 29 Menschen.
Zu beiden Taten bekannte sich die extremistische Kurdenorganisation Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), die dem Umfeld der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zugerechnet wird. Die türkische Armee geht seit Monaten in einer Militäroffensive gegen die PKK im Südosten des Landes vor.
Im Januar hatte zudem in Istanbul ein Selbstmordattentäter zwölf deutsche Touristen mit in den Tod gerissen. Die Tat wurde dem IS zugerechnet. (sda/afp/dpa/reu)