Ignazio Cassis soll dem Tessin einen Bundesratssitz verschaffen

Ignazio Cassis soll dem Tessin einen Bundesratssitz verschaffen

01.08.2017, 12:32

Die Tessiner FDP schickt für die Nachfolge von Didier Burkhalter wie erwartet Ignazio Cassis ins Rennen. Die Delegierten der Kantonalpartei folgten dem Vorschlag der Parteileitung und entschieden sich mit wenigen Gegenstimmen für den Chef der Bundeshausfraktion.

Vor drei Wochen hatte die Parteileitung die Richtung vorgegeben und voll auf ihren Favoriten Cassis gesetzt. Am Dienstag - vor der Bundesfeier der FDP Tessin in Breggia - entschieden sich die Delegierten für ein Einerticket mit Nationalrat Ignazio Cassis. Nur drei Delegierte waren gegen den Einervorschlag.

«Enorme Ehre»

«Es ist eine enorme Ehre, das Tessin vertreten zu dürfen», sagte Cassis nach seiner Ernennung den Delegierten. Doch er trat sogleich auf die Euphoriebremse: Bis zum Wahltag gebe es noch viele Herausforderungen. «Wir müssen uns auch bewusst sein, dass es Enttäuschungen geben könnte.»

Er stehe als Kandidat für das Tessin bereit, versicherte Cassis. Es gebe eine kulturelle Notwendigkeit für einen Tessiner Bundesrat. «Eine Schweiz ohne Italianità ist keine ganze Schweiz.»

Er wolle die Freiheit verteidigen, fuhr der FDP-Fraktionschef fort. In der Schweiz bestehe die Gefahr, dass die Freiheit durch immer mehr Regeln beschnitten werde.

Laut der Tessiner FDP bringt der 56-jährige Cassis die nötigen Qualitäten für das Bundesratsamt mit und hat die grössten Wahlchancen. Cassis besitze Glaubwürdigkeit, eine grosse Reputation und sei in Bundesbern gut vernetzt, hatte der Tessiner FDP-Präsident Bixio Caprara vor drei Wochen gesagt.

Gössi gegen Einerticket

Die nationale FDP-Fraktion entscheidet am 1. September, wen sie der Bundesversammlung für die Wahl am 20. September vorschlagen will. Parteichefin Petra Gössi hat sich gegen ein Einerticket ausgesprochen, und mehrere Parteien fordern einen Zweiervorschlag.

Am Tag nach der Rücktrittsankündigung Burkhalters hatte die FDP mitgeteilt, sie suche Kandidaturen, welche die lateinische Schweiz vertreten. Während Cassis als gesetzt erscheint, konzentriert sich die Debatte nun auf die Frage, wessen Name neben dem FDP-Fraktionschef noch auf dem Ticket steht.

Westschweizer wollen mitreden

Die Westschweizer wollen ein gewichtiges Wort mitreden. Öffentlich Interesse angemeldet hat bisher die Waadtländer Staatsrätin Jacqueline de Quattro. Auch Nationalrätin Isabelle Moret (VD) und dem Genfer Staatsrat Pierre Maudet werden Ambitionen nachgesagt. Die Waadtländer Kantonalpartei wird am 10. August entscheiden.

Die FDP Schweiz zeigte sich erfreut über die Kandidatur aus dem Tessin: «Cassis hat in seiner politischen Arbeit als Nationalrat und Präsident der FDP-Liberalen Fraktion seine Eignung für das anspruchsvolle Amt unter Beweis gestellt», schrieb sie am Dienstag. Der Parteivorstand werde die eingegangene Kandidatur nun analysieren.

Kandidaturen können bis in zehn Tagen - am 11. August - bei der FDP Schweiz eingereicht werden. Die Bundesratswahl findet in der kommenden Herbstsession statt, am 20. September. Burkhalter tritt am 31. Oktober zurück. (sda)

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