Sozialhilfequote bleibt konstant - Überproportional viele Senioren

Sozialhilfequote bleibt konstant - Überproportional viele Senioren

18.12.2018, 12:04

Wie 2016 hat auch letztes Jahr 3.3 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal wirtschaftliche Sozialhilfe bezogen. Überproportional gewachsen ist der Anteil der 50- bis 64-Jährigen - und das, obwohl sie besser ausgebildet sind als die jüngeren Sozialhilfebezüger.

Neben älteren Menschen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Geschiedene und Personen ausländischer Nationalität am häufigsten auf Sozialhilfe angewiesen, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) vom Dienstag belegen.

In diesen Bevölkerungsgruppen ist die Sozialhilfequote seit 2011 gleichmässig gestiegen: bei den Minderjährigen beispielsweise von 4.9 auf 5,3, bei den Ausländerinnen und Ausländern von 6 auf 6.3 Prozent. Geschiedene liegen mit einer Quote 5.6 Prozent ebenfalls deutlich über dem Landesdurchschnitt von 3.3 Prozent.

Die 50 bis 64-Jährigen liegen zwar noch leicht unter dem Mittel, aber das wird sich bald einmal ändern. Bei ihnen stieg die Sozialhilfequote relativ drastisch von 2.5 auf 3.2 Prozent, was einem Anstieg von über einem Viertel entspricht. Die Zunahme geht gemäss BFS auf das Konto von Langzeitbezügern: 2011 erhielten 50- bis 65-Jährige im Schnitt 41 Monate lang Stütze, 2017 waren es 54 Monate, also fast ein Drittel länger.

Das ist der Schwierigkeit geschuldet, ältere Arbeitnehmer wieder ins Berufsleben einzugliedern. Dabei wären die bedürftigen Senioren und Seniorinnen gemäss BFS eigentlich besser qualifiziert als ihre jüngeren Mitbetroffenen: 57 Prozent der Vor-Rentner haben eine abgeschlossenen Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss; bei den 18- bis 35-Jährigen sind es nur 42 Prozent, bei den 36- bis 49-Jährigen 54.

Caritas: Armut halbieren? - weit gefehlt!

Die Caritas Schweiz warnt davor, sich von der gleichbleibenden Quote von 3.3 Prozent blenden zu lassen: «Die Quote der Sozialhilfebeziehenden bleibt konstant, die Fallzahlen steigen», schreibt sie in einer Mitteilung vom Dienstag. De facto nehme die Armut zu - trotz guter Wirtschaftslage und vorteilhaften Wachstumsprognosen. «615'000 Menschen in der Schweiz sind von Armut betroffen, weitere 600'000 leben in prekären Verhältnissen».

«Mit der Unterzeichnung der globalen Agenda 2030 hat sich die Schweiz zum Ziel bekannt, die Armut im eigenen Land zu halbieren. (...) Die Statistiken zeigen, dass es der Schweiz derzeit nicht gelingt, die Armut zu reduzieren, von einer Halbierung ganz zu schweigen».

Weniger Beiträge im Asylbereich

Da die Anzahl der Asylsuchenden 2017 zurückgegangen ist, sanken auch die Sozialfälle: von 55'504 auf 50'714. Dafür wurde im Flüchtlingsbereich mehr Sozialhilfe benötigt: 2017 bezogen 27'945 Personen aus diesem Bevölkerungssegment Sozialhilfe, 2401 mehr als im Vorjahr. In diesen beiden Gruppen lag die Sozialhilfequote zwischen 85 und 90 Prozent.

Flüchtlinge machen freilich nicht einfach nur die hohle Hand, wie das BFS nachweist: Mehr als 40 Prozent der Unterstützten arbeiten in irgendeiner Form; fast 20 Prozent sind erwerbstätig, 16 Prozent machen eine Ausbildung, 6.7 Prozent nehmen an Arbeitsintegrations- und Beschäftigungsprogrammen teil. (sda)

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