Die grossen Rückversicherer wie Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück blicken gebannt auf Hurrikan «Irma» und Florida. Die erwarteten Verwüstungen durch den Wirbelsturm könnten die Branche empfindlich treffen.
Der auf Risikoanalysen spezialisierte Versicherungsdienstleister AIR Worldwide schätzt die versicherten Schäden durch «Irma» in den USA und auf mehreren karibischen Inseln auf 20 bis 65 Milliarden US-Dollar, wie er am Samstag in Boston mitteilte.
Der Grossteil der Schäden würde mit 15 bis 50 Milliarden Dollar auf die Vereinigten Staaten entfallen. Die Prognosespanne ist noch ziemlich gross, denn zum Zeitpunkt der Schätzung war «Irma» noch auf dem Weg Richtung USA. Inzwischen zieht der nächste Hurrikan «José» bereits hinter «Irma» her.
Den Schätzungen zufolge würde «Irma» die Versicherungsbranche viel heftiger treffen als der jüngste Hurrikan «Harvey». Laut den Risikospezialisten von CoreLogic kosten «Harvey» und die folgenden Überschwemmungen die Versicherer 7.5 bis 11.5 Milliarden Dollar. Hinzu kommen Schäden durch Betriebsunterbrechungen bei getroffenen Unternehmen.
Eine solch schwere Naturkatastrophe könnte auch den anhaltenden Preiskampf zwischen den Rückversicherern und Erstversicherern wie Allianz und Axa verändern. Beim «Rendez-vous de Septembre» in Monte Carlo an der Côte d’Azur treffen sich die Rückversicherer seit diesem Wochenende wie jedes Jahr mit Kunden und Maklern, um Preise und Konditionen für die Vertragserneuerung zum folgenden Jahreswechsel abzustecken.
In den vergangenen Jahren hatten die vergleichsweise geringen Katastrophenschäden den Erstversicherern immer wieder Argumente gegeben, die Preise für Rückversicherungsschutz nach unten zu drücken. «Ob 'Irma' den Markt verändert, wird man sehen müssen», sagte Analyst Robert DeRose von der auf Versicherer spezialisierten Ratingagentur A.M. Best am Sonntag.
Es könnte auch sein, dass in der Folge nur Rückversicherungsschutz in den betroffenen Regionen teurer werde, sagte sein Kollege Johannes Bender von der Ratingagentur Standard & Poor's im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Dies habe man bereits nach den Erdbeben- und Tsunami-Katastrophen im Jahr 2011 beobachtet. (sda/dpa)