Neuseeland, Holland und Grossbritannien sind die Homo-freundlichsten Armeen der Welt. Das besagt eine Studie des Hague Centre for Strategic Studies (HCCS). Mit einer interaktiven Grafik präsentiert HCCS den ersten LGBT-Index für Armeen – ein Ranking über die Akzeptanz von schwulen, lesbischen, bisexuellen oder transsexuellen Soldaten.
Die Schweiz bewegt sich mit 78.5 Punkten von möglichen 100 im guten Mittelfeld. Die Schlusslichter bilden Syrien, Iran und Nigeria. Generell gilt: Die Streitkräfte in Europa, Amerika, Australien und Südamerika sind tendenziell homophiler, als jene in Asien und Afrika.
«Die Länder mit den höchsten Werten zeigen ein aktives Engagement für die Eingliederung von LGBT-Soldaten», sagt HCCS-Studienleiter Joshua Polchar zu watson. Für die Schweiz habe der Thinktank wenig Hinweise gefunden, dass vielversprechende Entwicklungen im Gange seien.
Immerhin, so Polchar, gebe es die Queer Officers Switzerland-Organisation, die sich für die Gleichstellung von schwulen und lesbischen Armee-Angehörigen einsetzt. Sie sei eine der wenigen armeeinternen Organisationen für LGBT-Soldaten. «Die Armee nimmt uns sehr ernst», sagt Queer-Officers-Präsident Beat Steinmann. Aufgrund ihrer Vorschläge habe Armeechef André Blattmann 2008 einen offiziellen Befehl für das Diversity Management in der Schweizer Armee erlassen. «Vom Leutnant bis zum Korpskommandant wird heute jeder im Umgang mit Homosexuellen geschult», sagt er. In den letzten drei Jahren sei bei seiner Organisation nur ein Fall von offensichtlicher Diskriminierung gemeldet worden.
Für den LGBT-Armeeindex untersuchte HCCS die rechtliche, politische und gesellschaftliche Stellung von Homosexuellen in 103 Ländern und vergab Plus- oder Minuspunkte für die Faktoren Integration, Aufnahme, Toleranz, Ausschluss und Verfolgung.
Aspekte wie das Vorhandensein von Organisationen für Homosexuelle, ihre Stellung in der Verfassung eines Landes oder die Anzahl krimineller Attacken aufgrund der sexuellen Orientierung wurden den jeweiligen Faktoren zugeordnet.
Die Situation von LGBT-Soldaten in der Armee sei mehr als nur eine Frage der Menschenrechte, meint Joshua Polchar: «Eine fortgeschrittene Diversität ist für heutige Armeen von entscheidender Bedeutung, um in der Sicherheitsumgebung des 21. Jahrhunderts zu bestehen.» Rekrutierung aufgrund von Talent und nicht aufgrund sexueller Orientierung, laute die Devise. Nicht zuletzt sei bei erhöhter Akzeptanz wohl auch die Motivation besser.