Das französische Satiremagazin Charlie Hebdo will den muslimischen Propheten Mohammed in Zukunft nicht mehr karikieren. Das sagte der Herausgeber Laurent Sourisseau in einem Interview mit dem «Stern». «Wir haben Mohammed gezeichnet, um das Prinzip zu verteidigen, dass man zeichnen darf, was man will», so der Sourisseau.
«Wir haben das Recht auf Karikatur verteidigt. Nun sind andere dran», sagt Riss, wie der Herausgeber auch genannt wird. Die Redaktion habe den Propheten nicht aus persönlichem Interesse karikiert, sondern für die französische Gesellschaft. «Es ist ein wenig seltsam: Man erwartet von uns, dass wir eine Freiheit ausüben, die im Grunde niemand mehr zu nutzen wagt. Dabei haben wir unseren Job gemacht.»
Das Magazin sei nicht vom Islam besessen, betont Riss: «Die Fehler, für die man den Islam kritisiert, kann man anderen Religionen auch vorwerfen.»
Riss nahm am 7. Januar an der Redaktionskonferenz teil, als Attentäter die Redaktion stürmten und das Feuer eröffneten – beim Angriff wurde seine Schulter zertrümmert. Die Attentäter ermordeten zwölf Menschen, darunter der damalige Herausgeber der Zeitschrift, Stéphane Charbonnier, und mehrere prominente Karikaturisten. (rey)
Die Tatsache, dass so viele Moslems sich permanent von Karikaturen beleidigt fühlen, ist nichts anderes als die klare Botschaft: Wir sind noch nicht angekommen im aufgeklärten europäischen Denken. Wir sind noch nicht bereit für den offenen Dialog in einer Demokratie des 21. Jahrhunderts.