«Jedesmal – Postleitzahl», mit diesem Slogan warb die PTT vor fünfzig Jahren für die neue Briefanschrift. Am 26. Juni 1964 führte die Schweiz, als drittes Land nach den USA und Deutschland, die Postleitzahlen ein. Für die Pöstler bedeutete dies vor allem: weniger auswendig lernen.
«Ein Postlehrling hat bis jetzt viele Stunden daran geben müssen, sämtliche Poststellen der Schweiz und darüber hinaus auch die nächste Poststelle von sehr kleinen Ortschaften auswendig zu lernen», berichtete die «Neue Zürcher Zeitung» im Vorfeld der Einführung. Denn für das Sortieren der Briefe und Pakete – damals noch reine Handarbeit – war die sogenannte «Pöstlergeographie» unumgänglich.
Der «ausgeprägte Mangel an geographiekundigem Personal» war denn auch einer der Hauptgründe für die Einführung der Postleitzahlen. Dies teilte die PTT in einem Sonderdruck des eigenen Amtsblattes vom 26. Juni 1964 mit. Der zweite Grund war die «stürmische Verkehrszunahme bei der Post in der Folge der anhaltend guten Wirtschaftslage», wie die PTT-Generaldirektion in einem Schreiben festhielt.
Die «eilige Briefpost» hatte in 15 Jahren um 50 Prozent zugenommen, täglich verarbeitete die Post damals rund acht Millionen Kleinsendungen. Da halfen auch vorläufige Massnahmen, wie der Einsatz von Frauen für die Grob- und Städtesortierungen, nicht wirklich weiter.
Die Bevölkerung gewöhnte sich schnell ans neue System. Wohl nicht nur darum, weil die PTT ihre Mitarbeiter in einem Schreiben aufforderte, sich «für die Neuerung freudig und tatkräftig» einzusetzen.
Sendungen mit Postleitzahl kamen schlicht zuverlässiger und schneller beim Empfänger an. «Die Sortiermaschinen scheiden nämlich zuerst die unförmigen, zu grossen und zu kleinen Formate aus und in einer zweiten Etappe die Sendungen ohne Postleitzahlen», warnte die NZZ ihre Leser. «Diese Sendungen müssen dann wohl oder übel in zeitraubender Arbeit von Hand sortiert werden, bestimmt erst dann, wenn die korrekt adressierte Post bereits auf dem Weg zu ihrem Bestimmungsort ist.»
Die Automatisierung schreitet voran, heute werden die Briefe in drei grossen Zentren sortiert. «In den letzten zehn Jahren hat die Entwicklung noch einmal einen gewaltigen Sprung gemacht, unsere Briefsortierzentren sind hocheffiziente High-Tech-Anlagen», sagt Postsprecher Oliver Flüeler. «Heutige Sortieranlagen kennen jeden Briefkasten.» Sie würden die Briefe so sortieren, dass der Pöstler bei einem Mehrfamilienhaus die Briefkästen in der jeweiligen Reihenfolge der Kästen durch bedienen könne.
Die Postleitzahlen spielten auch heute bei der Sortierung eine gewichtige Rolle – als Basisinformation für die folgenden Sortierschritte. «Auch wenn die Sortiertechnik viel komplexer ist, haben die Postleitzahlen immer noch ihre Gültigkeit», sagt Flüeler. «Es gibt weder Pläne, die Postleitzahlen abzuschaffen, noch eine Alternative dazu.» (jas/sda)