Die meisten von uns haben einen Klub, dem wir treu folgen. Sogar aufs Brügglifeld, wenn's sein muss, oder nach Bellinzona. Aber immer wieder machen wir auch gerne Ausflüge zu Teams und Stadien, die wir nicht kennen. Manch eine Visite bleibt besser in Erinnerung (Dublin! Oostende! Nottingham! Krefeld!), andere hätten wir uns auch sparen können (äh … nein, sicher nicht!).
Ebebiyin in Äquatorialguinea, ein Kaff im Nirgendwo, an der Grenze zu Kamerun und Gabun. 2015 bin ich zum Afrika Cup da und besuche in einem lottrigen Mini-Stadion das Spiel der Kapverden gegen die Demokratische Republik Kongo. Nach der Pause gehe ich «kurz» in die kongolesische Fankurve, wo einer nach dem anderen ein Foto mit mir will. Das Spiel kann ich gar nicht mehr schauen, aber das macht nichts. Stattdessen gibt's Fotos mit einem Wunderheiler – und nach dem 0:0 ein Selfie mit dem hopsenden Kultgoalie Robert Kidiaba.
Seit Kindsbeinen ist mir das Ali-Sami-Yen-Stadion in Istanbul ein Begriff: Xamax ging da gegen Galatasaray grausam unter und der Kessel ist auch als «Hölle» bekannt. Kurz bevor es einem Neubau weichen muss, bin ich da und werde Teil einer grandiosen Stimmung. Obwohl es nur gegen Dinamo Bukarest geht und nicht gegen einen Stadtrivalen, ist die Hütte schon eine Stunde vor dem Anpfiff voll. Es wird gesungen und geklatscht, ohne Pause und vom ganzen Stadion. Galatasaray siegt 4:1 (auch dank zwei Toren von Ex-FCZler Shabani Nonda), was der Stimmung natürlich auch förderlich ist.
Im Sommer 2014 spielt Juventus Turin zur Eröffnung des topmodernen Nationalstadiums von Singapur gegen eine Lokalauswahl. Der Hype um die Italiener ist riesig. Nach der Partie (ein lockerer 5:0-Sieg Juves) spekuliere ich richtig und treffe die ganze Juve-Mannschaft im Casino. Mit Buffon, Pirlo, Bonucci und Giovinco spiele ich am gleichen Tisch Roulette und weil sie halt eher mit hohen Einsätzen zocken, verliere ich ziemlich viel Geld. Das ist es aber wert. Als sie gehen, nippe ich noch an Buffons Drink. Er trinkt Cola.
Schweiz – Togo an der WM 2006 in Dortmund. Das Spiel ist an einem Montag und ich bin damals noch in der Kanti. Anstatt einfach zu schwänzen, sage ich dem Klassenlehrer offen ins Gesicht, dass ich Tickets habe und hingehen werde. Da er ein richtig guter Lehrer ist, findet er, ich solle die nächsten Mathe-Hausaufgaben schriftlich einreichen, dann sei das in Ordnung. Das Spiel selbst ist nicht erste Sahne, Hauptsache die Schweiz gewinnt 2:0. Unglaublich ist aber die Stimmung im Stadion. 50'000 oder 60'000 Schweizer! Alles rot! «Hopp Schwiiz!», laut und immer wieder! Eine Handvoll Togolesen trommelt dagegen an. Den ganzen Match. Auch schön.
Gladbach – Augsburg, das letzte Saisonspiel der Saison 2015. Augsburg kämpft um den direkten Europa-League-Platz, für Gladbach geht’s um gar nichts mehr. Doch das juckt unseren Granit Xhaka kein bisschen. In der 21. Minute holt er sich schon die Gelbe Karte und noch vor der Pause wird der Mittelfeldkämpfer von Lucien Favre ausgewechselt, weil er rot-gefährdet ist. Was dann passiert, habe ich noch nie erlebt: Das ganze Stadion erhebt sich, alle rund 50'000 Gladbach-Fans skandieren den Namen des Schweizers. In einer Lautstärke, die ich so noch nie live erlebt habe. Ich glaube, etwas Schöneres kann man sich als Fussballer gar nicht wünschen. Gänsehaut pur! Augsburg (mit Marwin Hitz im Tor) gewinnt übrigens 3:1 und qualifiziert sich für die Europa League.
In der peruanischen Meisterschaft trifft Alianza Lima im Sommer 2013 auf Sport Huancayo. Immer vor einer Partie spielen Nachwuchsteams der gleichen Klubs gegeneinander – und dieses Junioren-Spiel ist um einiges spannender, Platzverweis, Penalty etc. inklusive. Das Hauptspiel endet 1:0 für Lima und die Stimmung im Stadion ist ganz speziell. Keine gezielte Unterstützung der Mannschaft, mehr ein stetiges Trommeln und Singen. Richtig geil!
Im schottischen Perth scheitert «mein» FC Luzern zwar im Penaltyschiessen gegen den Fussballzwerg St.Johnstone. Aber die Stimmung im Stadion, anschliessend im kleinen Pub und noch später im idyllischen Schlosshotel ist sensationell. Da macht es auch nichts, wenn versprochene Shuttlebusse nicht fahren. Die dreiviertelstündige Wanderung durch die verlassenen Strassen des Dörfchens ist ja auch schön.
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