Mit dem Pariser Klimaabkommen hat sich die Staatengemeinschaft geeinigt, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen. Welchen Nutzen das Einhalten dieses Ziels effektiv hätte, haben ein ETH-Forscher und seine kanadischen Kollegen am Beispiel des globalen Fischfangs berechnet.
Die Fischerei profitiert demnach stark, wenn es gelingt, die Erderwärmung auf 1.5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Das berichten Thomas Frölicher von der ETH Zürich und seine Kollegen von der University of British Columbia im Fachjournal «Science». Mit steigenden Temperaturen sinken nämlich die Fangerträge.
Die Forscher nutzten ein Computermodell, welches das Vorkommen von knapp 900 kommerziell genutzten Fischarten und wirbellosen Meerestieren vorhersagt. Es enthält Informationen über die jeweiligen Ansprüche an Lebensbedingungen der einzelnen Arten und wurde vom kanadischen Team um William Cheung entwickelt. Frölicher, Cheung und Kollegen kombinierten dieses Modell nun mit verschiedenen Erwärmungsszenarien.
Das Ergebnis: Kann die Erderwärmung erst bei 3.5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau gestoppt werden, bedeutet dies einen Rückgang der maximal möglichen Fischfangerträge um acht Prozent. Gelingt es hingegen, das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen und die Erwärmung auf 1.5 Grad zu begrenzen, gehen die Erträge deutlich weniger zurück, nämlich nur um 2.5 Prozent.
So lautet die globale Bilanz. Je nach Region wirkt sich die Erwärmung allerdings unterschiedlich auf die Fangerträge aus. Insbesondere der Indo-Pazifik wird laut den Forschern vom effektiven Klimaschutz profitieren, wie die ETH Zürich am Donnerstag mitteilte: Bei einer Erwärmung um 3.5 Grad würden die Erträge nämlich um fast die Hälfte zurückgehen. Bei 1.5 Grad Erwärmung nur um zwölf Prozent.
Dies ist ein wichtiger Anreiz für Länder rund um den Äquator, da sie stark vom Fischfang abhängen. «Einen Grossteil der Versorgung mit tierischen Proteinen decken die Menschen dieser Regionen durch Fisch», sagte Frölicher gemäss der ETH-Mitteilung.
Anders sieht das Bild in nördlichen Gefilden aus: In arktischen Regionen steigen die Fangerträge sogar mit jedem Grad Erwärmung. Das schwindende Packeis lässt mehr Licht und Wärme ins Meer gelangen, was das Wachstum von pflanzlichem Plankton und damit auch von Fischbeständen ankurbelt. Zudem werden sich einige Arten bei steigenden Temperaturen in den kühleren Norden zurückziehen und so die dortigen Bestände erhöhen.
Bei 1.5 Grad Erwärmung würden die maximalen Fangerträge dort um 30 Prozent zunehmen. Bei 3.5 Grad sogar um 55 Prozent. Bei noch höheren Temperaturen kippe jedoch das System, schrieb die ETH: Dann schrumpfen die Fischbestände wieder, beispielsweise im europäischen Nordmeer. Das liege daran, dass bei höheren Wassertemperaturen die Ozeanschichtung stabiler werde und sich das pflanzliche Plankton dadurch weniger vermehre. Das Plankton dient den Fischen wiederum als Nahrung.
Das vorgestellte Computermodell ist bisher noch nicht hoch genug aufgelöst, um robuste Voraussagen für einzelne Küstenregionen zu machen, hiess es in der Mitteilung. Frölicher und seine Kollegen wollen das Modell daher weiterentwickeln und spezifischere Vorhersagen erarbeiten. Mit den Berechnungen wollen die Forscher den konkreten Nutzen des Klimaschutzes verdeutlichen.
Ende 2015 hat sich die Staatengemeinschaft bei der Klimakonferenz in Paris geeinigt, ihre Traubhausgasemissionen zu reduzieren, um die Erderwärmung auf bestenfalls 1.5 Grad, maximal aber zwei Grad zu begrenzen. Ein ambitioniertes Ziel, da die Temperaturen im globalen Mittel während der letzten 150 Jahre bereits um rund 0.85 Grad gestiegen sind.
Bisher wurde das Abkommen von 194 Ländern unterzeichnet und von 118 davon auch bereits ratifiziert. Am 4. November 2016 trat es offiziell in Kraft. Die Ratifizierung durch das Schweizer Parlament steht noch aus. (sda)