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Bei Berner Impstoffherstellerin zittern 300 Angestellte um Job

Bei Berner Impstoffherstellerin zittern 300 Angestellte um Job

01.07.2025, 22:5001.07.2025, 22:50
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Ein Gebaeude der Firma Janssen Vaccines, am Dienstag, 2. Februar 2021 in Bern Buempliz. Janssen ist weltweit eines der fuehrenden Unternehmen in der Forschung und Entwicklung innovativer Arzneimittel  ...
Das Janssen-Werk in Bern hat eine lange Geschichte: Es wurde 1898 als Schweizerisches Serum- und Impfinstitut gegründet.Bild: KEYSTONE

Der Impfstoffentwickler Janssen prüft die Schliessung seines Werks in Bern-Bümpliz. Er hat am Dienstag bei den Arbeitnehmern ein Konsultationsverfahren zur Suche nach Alternativen eröffnet. Von einer Schliessung des Werks könnten bis zu 300 Angestellte betroffen sein.

Wie die Tochterfirma des US-Pharmariesen Johnson & Johnson am Dienstag mitteilte, gibt es zwei Gründe für die Überlegungen, das Werk in Bern zu schliessen. Erstens weist ein neuer Impfstoff zur Vorbeugung von Infektionen durch Kolibakterien nicht die gewünschte Wirksamkeit auf.

Der Prüfimfpstoff gegen extraintestinale pathogene Escherichia coli (ExPEC) weise zwar ein akzeptables Sicherheitsprofil auf. Das hätten Überprüfungen gezeigt. Er weise jedoch keine ausreichende Wirksamkeit gegenüber Placebos auf, schreibt Janssen. Placebos sind Scheinmedikamente, die einem echten Medikament in Aussehen und Geschmack gleichen, ohne dessen Wirkstoffe zu enthalten.

Daher ende eine Partnerschaft mit dem französischen Pharma-Unternehmen Sanofi zur Entwicklung dieses Impfstoffs Ende September.

Bei Lentiviralen Vektoren Konkurrenz aus den Niederlanden

Der zweite Grund für die Schliess-Überlegungen ist, dass in Bern die Produktion der Lentiviral-Vektor-Produktion demnächst ausläuft. Das global tätige Unternehmen Johnson & Johnson steht laut Mitteilung vor der Einweihung eines neuen, viel grösseren Werks in den Niederlanden.

Dieses holländische Werk werde die prognostizierte globale Nachfrage nach Lentiviralaler Vektoren künftig vollständig decken.

Aufgrund dieser beiden Elemente hat Janssen das formelle Konsultationsverfahren eingeleitet. «Sollten diese vorgeschlagenen Massnahmen nach Abschluss der Konsultation umgesetzt werden, könnten über einen Zeitraum von 18 Monaten schrittweise bis zu 300 Mitarbeitende betroffen sein», steht im Communiqué.

Für den Standort Bern werde derzeit verschiedene strategische Optionen, einschliesslich eine mögliche Veräusserung, geprüft. Das Unternehmen stehe im «engen, stetigen Austausch» mit der Arbeitnehmervertretung, um potenzielle Alternativen zu prüfen. Dazu gehörten nach Möglichkeit auch Versetzungs- und Weiterbeschäftigungsoptionen.

Gegründet 1898

Das Janssen-Werk in Bern hat eine lange Geschichte: Es wurde 1898 als Schweizerisches Serum- und Impfinstitut gegründet.

Laut dem Branchenportal medinside.ch waren 2022 gemäss Janssen 500 Personen in Bern-Bümpliz beschäftigt. Das Werk hiess einst auch Berna Biotech, bis es 2006 vom niederländischen Biotechnologieunternehmen Crucell übernommen wurde. Seit 2011 gehört es zu Janssen Pharmaceutical Companies of Johnson & Johnson.

Johnson & Johnson betreibt laut der Firmen-Webseite mehrere Standorte in der Schweiz. (sda)

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