Der Kanadier Éric Gélinas (33) ist einer der Sündenfälle von Andrew Ebbett. Der SCB-Sportchef verpflichtete vor einem Jahr einen ausländischen Verteidiger gleich für zwei Jahre, der wegen Verletzungsanfälligkeit nie dazu in der Lage war, auch nur annährend sein bestes Hockey zu spielen. Auch wenn er fit gewesen wäre, hätte Eric Gélinas den hohen Ansprüchen in Bern mit ziemlicher Sicherheit nicht gerecht werden können. Er hat letzte Saison bloss 15 Partien (kein Tor) bestritten.
Sich mal bei einem Transfer zu irren, gehört zu den Menschenrechten. Der tüchtige, fleissige SCB-Sportchef sucht einen neuen Arbeitnehmer für sein Sorgenkind. Wenn möglich einen Klub, der dafür sorgt, dass der SCB für die nächste Saison nicht den ganzen Lohn bezahlen muss.
Eine schwierige Aufgabe. Doch es kann sein, dass der SCB in dieser Sache Glück hat. Andrew Ebbett verhandelt ausgerechnet mit Ajoies Sportdirektor Julien Vauclair um eine Übernahme des kanadischen Lotterverteidigers.
Die Jurassier sind in vergangenen Saison auf dem letzten Platz gelandet und vermochten sich erst in der Liga-Qualifikation gegen La Chaux-de-Fonds zu retten. Sie sind, um einigermassen konkurrenzfähig zu sein, auf erstklassige Ausländer angewiesen, die Spiel für Spiel mehr als 20 Minuten Eiszeit schultern können und wenn immer möglich die Saison verletzungsfrei überstehen. So gesehen macht die Verpflichtung des SCB-Lotterausländers für Ajoie eigentlich keinen Sinn.
Aber in Ajoie geht es auch um die Herkunft. Das Elsgau (deutsche Bezeichnung für die Ajoie) ist so etwas wie die Schweizer Antwort auf Quebec. Wer der frankophonen Kultur zugetan ist, wird bei der Anstellung von ausländischem Personal bevorzugt. Eric Gélinas ist in Montréal aufgewachsen.
Die Frage geht an Andrew Ebbett: Ist es tatsächlich so, dass Ajoie den SCB von Eric Gélinas erlösen könnte? «Ja, Ajoie ist eine Option. Aber es ist noch nichts entschieden.»
Andrew Ebbett ist auch auf dem Schweizer Markt aktiv. Der SCB ist letzte Saison in erster Linie wegen seiner miserablen Defensivleistung unter den Erwartungen geblieben und in der Verteidigung fehlte die Kadertiefe. Nur einmal seit dem Wiederaufstieg von 1986 haben die Berner noch mehr Tore kassiert als letzte Saison (158).
Logisch also, dass sich der emsige Sportchef nach brauchbaren Verteidigern umsieht und die defensive Basis zu stärken und zu verbreitern.
Mit Interesse hat er vernommen, dass Claude-Curdin Paschoud (29) in Davos keinen neuen Vertrag mehr erhält. Der smarte, wehrhafte Recke (193 cm/96 kg) ist ein überdurchschnittlicher Defensiv-Verteidiger, der in zehn Jahren beim HCD nur dreimal eine Minus-Bilanz hatte. Andrew Ebbett bestätigt auf Anfrage: «Ja, er ist einer der Spieler, die wir auf dem Radar haben.»
Das wird den Ur-Davoser – er hat noch nie für einen anderen Klub als den HCD gespielt – freuen: Der 20fache Internationale und Junioren-Nationalspieler mit einem Aufgebot zur U 20-WM möchte seine Karriere in einem konkurrenzfähigen Team fortsetzen. Vieles spricht dafür, dass der SCB nächste Saison wieder konkurrenzfähig sein wird.