In Belgien steht mehr als vier Monate nach den Wahlen eine neue Regierung. Vertreter der Parteien einigten sich am Dienstagabend nach einem Verhandlungsmarathon auf eine Mitte-Rechts-Regierung. Neuer Ministerpräsident soll der Chef der frankophonen Liberalen, Charles Michel, werden.
«Alle Partner haben vorgeschlagen, dass ich die Verantwortung als Premierminister übernehmen soll», sagte Michel laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga.
Der neuen Koalition sollen vier Parteien aus dem Niederländisch sprechenden Norden und dem französischsprachigen Süden angehören. Darunter sind erstmals auch die flämischen Separatisten der N-VA.
Belgien hatte Ende Mai ein neues Parlament gewählt, seitdem aber noch keine neue Regierung gebildet. Das Land hatte vor vier Jahren einen Weltrekord aufgestellt: Damals dauerte es 541 Tage, bis eine Koalition unter Führung der französischsprachigen Sozialisten stand.
Belgiens neuer Regierungschef Charles Michel gilt als zielstrebig und erfolgsorientiert. Der 38-Jährige führt die frankophonen Liberalen (Mouvement Réformateur/MR) seit 2011.
Bereits mit 16 Jahren war Charles Michel dem liberalen Jugendverband von Jodoigne beigetreten, den er mehrere Jahre leiten sollte. Noch vor seinem Jura-Studium kandidierte er 1994 erstmals bei Provinzwahlen.
Mit 24 Jahren wurde er - mittlerweile Jurist - der jüngste Minister in der Geschichte Belgiens. 2004 wurde Michel Sprecher, 2011 Parteivorsitzender der Reformbewegung. Er ist seit 2006 auch Bürgermeister von Wavre.
Michels Vater Louis ist ebenfalls ein prominenter liberaler Politiker. Er war Aussenminister und EU-Kommissar seines Landes.
Charles Michel bekam Ende Juli gemeinsam mit dem Chef der flämischen Christdemokraten, Kris Peeters, vom belgischen König Philippe den Auftrag zur Regierungsbildung. (sda/dpa)