Nach dem Fund von radioaktivem Abfall auf einer Autobahn-Baustelle in Biel haben die Behörden am Montag Fehler in der Kommunikation zugegeben. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) richtet per sofort eine Kontaktstelle für Fragen ein.
Die Stadt Biel nimmt den erstmaligen Fund von radioaktivem Material in einer ehemaligen Abfalldeponie ausserdem zum Anlass, alle potenziell radioaktiv verseuchten Gebiete auf Stadtgebiet näher zu untersuchen.
Das in den letzten zwei Jahren gefundene radioaktive Radium-226 stammt wahrscheinlich aus der Uhrenproduktion, wurden doch Fläschchen mit radioaktiver Leuchtfarbe gefunden. In der Uhrenstadt Biel wurden zahlreiche Uhren produziert. Die Leuchtfarbe wurde für die Bemalung von Zifferblättern verwendet.
Am Sonntag hatten die «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» berichtet, dass im Jahr 2012 erstmals radioaktiver Abfall von der Baustelle der A5-Autobahnumfahrung von Biel gefunden wurde. In der Folge informierte der Kanton Bern als Bauherr das Bundesamt für Gesundheit und die SUVA.
Noch am Sonntag schoben sich Stadt Biel, BAG und Kanton Bern gegenseitig die Schuld für die Nicht-Information zu. Am Montag traten Vertreter gemeinsam vor die Medien und sowohl Vertreter der Stadt Biel wie auch des BAG anerkannten, ungenügend informiert zu haben. Das habe zu Verunsicherung geführt, sagte Biels Stadtpräsident Erich Fehr.
Nach der ersten Entdeckung von Radioaktivität im Aushub der A5-Baustelle sei nicht informiert worden, weil es sich damals um ein Einzelereignis gehandelt habe, sagte Charrière. Auch später wurden laut Thomas Varrin vom Tiefbauamt des Kantons Bern nur vereinzelt kleine Mengen gefunden.
Für die Bauarbeiter habe nach Ergreifen der Schutzmassnahmen keine Gefahr bestanden – für die Zeit davor kann das BAG aber eine Gefährdung nicht ausschliessen. Für die Bevölkerung und die Umwelt sei das Risiko gering.
«Ein Mensch müsste also 1100 Stunden pro Jahr in dem Bereich, in dem die Strahlung am höchsten ist, auf derselben Bank sitzen, um eine Strahlung in der Höhe des für die Bevölkerung geltenden Grenzwerts von 1 Millisivert pro Jahr zu erreichen.» (jas/sda)