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Nach TaK-Aus: Wie steht es um andere Berner Bühnen?

Wegen der wirtschaftlichen Situation des Betriebes beendet das Theater am Käfigturm Bern per Ende August 2024 «schweren Herzens» das Mietverhältnis des Lokals. Die aktuelle Saison wird daher die letzt ...
Wegen der wirtschaftlichen Situation des Betriebes beendet das Theater am Käfigturm Bern per Ende August 2024 «schweren Herzens» das Mietverhältnis des Lokals. Die aktuelle Saison wird daher die letzte sein.

Nach TaK-Aus: Wie steht es um andere Berner Bühnen?

Vor einer Woche wurde bekannt, dass das Theater am Käfigturm im Juni 2024 aus wirtschaftlichen Gründen schliessen wird. Wie nehmen das andere Berner Theater auf? Sind sie mit ähnlichen Problemen konfrontiert?
05.12.2023, 16:0306.12.2023, 10:32
Lara Aebi, David Kocher / ch media
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«Allen Anstrengungen zum Trotz zeigte sich, dass das Unternehmen mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln und den gestiegenen Kosten nicht mehr wirtschaftlich tragfähig fortzuführen ist», teilte die Theater am Käfigturm GmbH am 28. November mit.

Nach jahrelangen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zieht die Leitung des Theaters am Käfigturm (TaK) Konsequenzen und kündigt das Mietverhältnis der Räumlichkeiten in der Spitalgasse per Ende August 2024. Für den Betrieb heisst das: Die aktuelle Saison ist die letzte. Der letzte Vorhang fällt im Juni 2024. Wie die Räumlichkeiten künftig genutzt werden, ist noch unklar.

Dieser Schritt sei mit grossem Wehmut verbunden, sagt Adrian Morgenegg von der Theaterleitung. «Es ist, wie ein Wohnzimmer zu verlassen.» Das ganze Interview siehst du oben im Video.

Was bedeutet die TaK-Schliessung für die Berner Kulturlandschaft? Ist die Vielfalt an Stadtberner Theatern noch gross genug?

Theater Matte «wünscht allen Betroffenen viel Kraft»

«Es ist ein grosser Verlust für die Stadt Bern, das Publikum und auch auf viele auftretende Kulturschaffende», kommentiert das Theater Matte die Schliessung. «Das TaK bediente eine Lücke sowohl von der inhaltlichen Natur, als auch von seiner Saalgrösse her. Wir vom Theater Matte wünschen allen Betroffenen viel Kraft.»

Eine Schliessung sei immer ein Verlust, betont ein anderes Berner Theater, das Theater Szene. Und: «Es stellt sich die Frage, ob die Kulturschaffenden, welche auf das TAK gezählt haben, in Zukunft auftreten können, und ob das Publikum andere Theater besucht – oder nicht mehr», sagt Geschäftsführerin Mägie Kaspar.

Beim Theater an der Effingerstrasse zeigt man sich von der Schliessung betroffen. «Jedes Theater, das schliesst, ist ein grosser Verlust. Es ist traurig, dass es so weit gekommen ist, dass ein engagiertes Leitungsteam aufgibt», sagt die Geschäftsleiterin Christiane Wagner.

Auch Maria Spanring vom Schlachthaus Theater Bern vermutet, dass es eine Weile dauern wird, bis die TaK-Kunstschaffenden ihren Platz auf anderen Berner Bühnen finden werden. Doch die Co-Leiterin zeigt sich auch zuversichtlich: «Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden sich bestimmt neu orientieren und – wenn offen und neugierig genug – bereit sein, dem Programm folgend, auch andere Theater zu besuchen.»

So geht es anderen Berner Theatern

Eines dürften sämtliche Berner Kulturinstitutionen gemeinsam haben: Die Pandemie war happig. Das Vor-Corona-Niveau hat das Theater Matte noch immer nicht erreicht. Aber: «Grundsätzlich sind wir erfreut, dass sich die Publikumszahlen stetig etwas verbessern.» Schliesslich spiele man ja für die Menschen, die da sind – nicht für jene, die nicht da sind.

Im Schlachthaus Theater gebe es aktuell zwar keinen Grund zur Sorge, dass man schliessen müsse, so Co-Leiterin Maria Spanring. Seit der Pandemie merke man aber deutlich, dass sich der Vorverkauf verändert habe. «Die Besucherinnen und Besucher buchen oder reservieren immer noch kurzfristiger; oft können wir erst wenige Stunden vor der Vorstellung einschätzen, wie viele Personen kommen werden.» Das erschwere die Planbarkeit.

Wirtschaftlichen Druck verspüre das Schlachthaus Theater aber auch durch die steigenden Energiepreise. Und: «Vor allem darin, dass Gagen für Vorstellungen dringend angehoben werden sollten.» Dies habe natürlich Auswirkungen auf die Anzahl Vorstellungen, die gezahlt werden können.

Seit der Pandemie arbeite das Theater an der Effingerstrasse mit neuen Referenzzahlen, wie Geschäftsleiterin Wagner erklärt. Auf diesen Zahlen baue man auf. Man sei aber auch mit der Umstellung der technischen Infrastruktur und Erneuerung der Sitzplätze konfrontiert. «Das sind grosse Investitionen, die den Druck erhöhen», so Christiane Wagner.

Das Vor-Corona-Niveau habe das Theater Szene wieder erreicht. Aber: «Das Theater Szene steht seit Jahren enorm unter finanziellem Druck.» Gerade momentan sei die Lage wegen krankheitsbedingten Ausfällen letzten Winter und einer defizitären Sommerspielzeit besonders prekär. «Was fehlt, wie wohl dem TaK auch: eine substanzielle Förderung», betont Geschäftsführerin Mägie Kaspar. «Professionelles Theater kann nur mit einem hohen Anteil an Drittmitteln finanziert werden, sofern es nicht rein kommerziell ist.»

Kulturszene Berns ohne TaK «um eine bunte Farbe ärmer»

Für die Zukunft erhofft sich Kaspar für das Theater Szene mehr finanzielle Unterstützung, «damit die organisatorische Arbeit auf mehr Personen verteilt werden kann und wir wieder professioneller und mit mehr Muse arbeiten können.»

Das Theater Matte blickt «freudig, mit Energie, Lust und Spass» in die Zukunft. Aber nicht nur: «Natürlich auch mit einem weinenden Auge, denn ohne das TaK wird die Kulturszene Bern um eine bunte Farbe ärmer sein.»

Auch Maria Spanring, Co-Leiterin des Schlachthaus Theater Bern, wünscht sich, dass die Theater-Räumlichkeiten an der Berner Spitalgasse wieder für kulturelle und künstlerische Angebote genutzt werden. Denn: «Dies ist besonders für die Berner Altstadt, im Kontrast zu kommerziellen Angeboten, von grosser Bedeutung.»

Das Theater an der Effingerstrasse ist «hochmotiviert, Theater in Bern zu zeigen». Traurig blickt Christiane Wagner besonders auf die veränderte Medienlandschaft. Früher seien Berner Regionalzeitungen noch zu jeder Premiere ins Theater gekommen. «Diese Zeiten sind vorbei! In dieser Spielzeit hatten wir noch keinen einzigen Premierenbesuch von deren Seite», so die Geschäftsleiterin. Diese Entwicklung lasse das Theater ratlos zurück, besonders da Berichterstattungen in lokalen Medien für die Kultur enorm wichtig seien.

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