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Ist Scientology als Aussteller an der BEA vertreten?

Das Scientology-Zentrum an der Burgfelderstrasse in Basel.
Das Scientology-Zentrum an der Burgfelderstrasse in Basel.Bild: Keystone

Ist Scientology als Aussteller an der BEA vertreten?

Hast du das Büchlein «Z’Läbe fägt» in die Hand gedrückt bekommen? Der Verein «Der Weg zum Glücklichsein» war kürzlich an einer solchen Verteilaktion im Berner Bahnhof beteiligt. Der Autor des Buches ist kein Geringerer als der Gründer von Scientology. An der BEA wird die Tarnorganisation sogar als Aussteller auftreten.
24.03.2023, 06:1024.03.2023, 09:00
Lara Aebi / ch media
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Wer am Montag im Bahnhof Bern unterwegs war, hat vielleicht ein Büchlein namens «Z’Läbe fägt» erhalten. Auf dem Cover sind vier Jugendliche zu sehen, im Hintergrund eine Strasse mit Wegweiser, der in Richtung «Cool City» führt. Untertitelt ist das Bild mit «The Way to Happiness» (deutsch: Der Weg zum Glücklichsein).

Auf den ersten Blick wirkt das Buch harmlos. Es beinhaltet 21 Regeln, die «Den Weg zum Glücklichsein» ebnen sollen.

Wer sich allerdings das Impressum oder die Rückseite des Büchleins anschaut, stösst sofort auf den Namen L. Ron Hubbard. Und das ist kein geringerer als der Gründer der umstrittenen religiösen Gemeinschaft Scientology.

Verein operiert als Tarnorganisation

Sowohl die 21 Regeln als auch die Illustrationen im Büchlein stammen aus der Feder von L. Ron Hubbard. Das Wort Scientology ist im Buch aber mit keinem Wort erwähnt. Dafür aber der Verein «Der Weg zum Glücklichsein» aus Bellmund, bei dem weitere Büchlein bezogen werden könnten.

Auch auf der Webseite dieses Vereins ist Scientology nirgends namentlich genannt. Auffällig ist ebenfalls, dass die Homepage nicht vollständig ausgefüllt ist – weder ist die Vereins-Geschichte beschrieben, noch ist eine Angabe über internationale Vernetzungen vorhanden. Warum tritt der Verein nicht offen als Scientology auf? Eine entsprechende Anfrage liess der Verein aus Bellmund unbeantwortet.

«Beim Verein ‹Der Weg zum Glücklichsein› machten in der Vergangenheit vor allem Menschen mit, die mit Scientology verbunden sind», erklärt Georg Otto Schmid, Leiter der evangelischen Informationsstelle Kirchen – Sekten – Religionen Relinfo.

Viele der Regeln im Büchlein («2. Treiben sie keine Promiskuität», «4. Ehren Sie ihre Eltern und helfen Sie ihnen», «5. Geben Sie ein gutes Beispiel») würden eine amerikanische Wohlanständigkeit aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts widerspiegeln, erklärt Schmid. «Interessant ist, was fehlt: soziale Gerechtigkeit, Rücksichtnahme auf Schwache, Engagement für die Umwelt, oder das Bewusstsein für problematische Strukturen wie Rassismus.»

Diese Promis sind Scientology-Mitglieder:

«Der Weg zum Glücklichsein» an der BEA

Auf der Webseite des Vereins «Der Weg zum Glücklichsein» ist zu lesen, dass dieser nicht nur Verteilaktionen durchführt, sondern sich auch an gemeinnützigen wie Aufräumaktionen oder der Bekämpfung von Neophyten beteiligt.

Ebenfalls ersichtlich sind die Termine der Aktionen des Vereins. Und dabei sticht ins Auge: Der Verein ist sogar an der BEA präsent, die vom 28. April bis 7. Mai auf dem Bernexpo-Gelände stattfindet. Ein Blick auf das Ausstellungsverzeichnis der Messe bestätigt: Der Verein hat einen Stand an der BEA.

Auf die Frage, ob den BEA-Organisatoren bewusst ist, wer sich hinter dem Verein «Der Weg zum Glücklichsein» verbirgt, antwortet BEA-Mediensprecher Adrian Erni wie folgt: «Artikel 15 der Bundesverfassung sagt: Die Glaubens- und Gewissensfreiheit ist gewährleistet. Jede Person hat das Recht, ihre Religion und ihre weltanschauliche Überzeugung frei zu wählen und allein oder in Gemeinschaft mit anderen zu bekennen. Wir haben keinen Grund, Religionsgemeinschaften auszuschliessen.»

Für Georg Schmid steht jedoch fest: «Aus unserer Sicht ist es problematisch, wenn Menschen, die grossmehrheitlich einer bestimmten umstrittenen Organisation angehören, mit einem Projekt öffentlich werbend auftreten, ohne ihren Bezug zu der umstrittenen Organisation von sich aus offenzulegen. Wir würden es begrüssen, wenn Aktionen des Vereins offen und deutlich auf ihren Zusammenhang mit Scientology hinweisen würden.»

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