In der Schweiz leben die meisten Europäischen Wildkatzen im Jura, seit einiger Zeit hat die Art aber auch mehr und mehr Regionen des Schweizer Mittellandes besiedelt. Dies schreibt die Stiftung für Raubtierökologie und Wildtiermanagement Kora in einem neuen Bericht.
Während 60 Nächten wurden im Winter 2022/2023 im Gebiet um den Frienisberg Fotofallen aufgestellt. An 31 Standorten installierten die Verantwortlichen je zwei Fotofallen und ein mit Baldrian besprühter Lockstock. «Baldrian zieht Wildkatzen oder auch Hauskatzen an», erklärt Lea Maronde, Leiterin des Wildkatzenprojekts. Der wurde einerseits eingesetzt, um die Wildkatzen vor die Linse zu locken. «Andererseits reiben sich die Katzen am Stock, dadurch bleiben die Haare heften. Diese brauchen wir dann für genetische Analysen». Das sei einfacher und schone ausserdem das Tier. «Sonst müsste die Katze für die Gewinnung einer solchen Probe eingefangen werden.»
Die Auswertung der Phänotypen auf den Bildern und der gesammelten Haarproben ergab sechs mögliche Wildkatzen im Gebiet, drei davon wurden mittels DNA-Probe bestätigt. Gleichzeitig wurden 12 Hauskatzen ausgemacht.
Diese Resultate legen nahe, dass die Anzahl der Wildkatzen in diesem Gebiet des Mittellands vergleichsweise klein ist. Die Tatsache, dass es im westlichen Teil des Untersuchungsgebietes mehr Nachweise von Wildkatzen gab, könnte aber darauf hindeuten, dass die Art aktuell dabei ist, sich in diesem Gebiet zu etablieren. «Es gibt immer mehr Wildkatzen und die Art breitet sich schneller aus als einige andere Arten, wie zum Beispiel Luchse. Luchse sind weniger ausbreitungsfreudig», erklärt Maronde weiter. Die Wildkatze sei eine Tierart, die sich offenbar recht gut an neue Begebenheiten anpassen könne. Die Tiere leben gerne in Waldgebieten. Aber auch offene Landschaften werden von ihnen genutzt – die finden sich unter anderem im Bucheggberg.
Im Mittelland scheint es nach bisherigen Erkenntnissen häufiger zu Verpaarungen von Wildkatzen und Hauskatzen zu kommen als im Jura. Die Ergebnisse im Frienisberg stützen diese Annahmen. Und auch im Bucheggberg-Gebiet sei dies schon länger der Fall. «Fraglich ist, ob es den Hybriden gelingt, die Wildkatzen mit der Zeit zu verdrängen.» Laut Maronde sei momentan unklar, ob sich die Wildkatze im Mittelland durchsetzen kann. «Die weitere Entwicklung der Wildkatzenpopulation sowie das Aufkommen von Hybriden sollten in besagtem Gebiet in den kommenden Jahren verstärkt beobachtet werden.»