Zecken gibt es zwar das ganze Jahr über, im Sommer haben die kleinen Blutsauger aber Hochsaison. Besonders zwischen Mai und August sind die Tiere aktiv, wobei im Juni die meisten Stiche verzeichnet werden. Die Stiche beziehungsweise Bisse können harmlos, aber auch Erreger ins Blut der Menschen übertragen.
Diese Erreger können ernste Krankheiten auslösen wie beispielsweise FSME oder Borreliose. Und durch neue Zeckenarten gibt es auch neue Erreger.
Alles über Schutz und Risiken erfährst du im hier FAQ:
Eine in der Schweiz nicht heimische Zeckenart ist die Hyalomma-Zecke, welche aber hierzulande immer öfters gesichtet wird. Vollgesogen mit Blut ist sie bis zu zwei Zentimeter gross, das ist fast dreimal so gross wie die in der Schweiz häufig vorzufindende Art Gemeiner Holzbock.
Sie verfügt über Augen und wartet nicht einfach passiv, sondern verfolgt ihre Wirte aktiv über mehrere Meter. Ursprünglich stammt sie aus Afrika und dem Mittelmeerraum, mit Flugvögeln gelangte sie in die Schweiz.
Bei der Zecke nicht zu unterschätzen sind die Krankheitserreger, die sie in die Schweiz mitschleppt. Gefährlich ist beispielsweise das Krim-Kongo-Fieber, was zum Tod führen kann.
Obwohl bislang alle Fälle auf Importe zurückzuführen sind, könnte sich der Virus auch hierzulande ansiedeln. «Würden sich Hyalomma-Zecken hier ausbreiten, wäre das für die Bevölkerung eine schlechte Nachricht, weil diese Art ein erhebliches Gefahrenpotenzial bedeutet», sagt Werner Tischhauser, Vizepräsident der Zeckenliga Schweiz, dem Tagesanzeiger.
Auch die Auwaldzecke, die auch Bunt- oder Wiesenzecke genannt wird, siedelt sich immer weiter in der Schweiz an. Die Zecke überträgt Bakterien, die das Tibola-Syndrom auslösen. Dabei kämpfen Erkrankte mit Fieber, geschwollenen Lymphknoten und Hautveränderungen an der Bissstelle. Lebensbedrohlich ist das Ganze aber nicht.
Die Auwaldzecke kann auch Babesien übertragen, also kleine Einzeller, die rote Blutkörperchen befallen. Dies sorgt beim Menschen für grippeähnliche Symptome, die nicht lange anhalten. Gefährlich sind Babesien für Hunde. Bei der sogenannten «Hundemalaria» müssen die Tiere das ganze Leben lang behandelt werden.
Ebenfalls aus dem Mittelmeerraum und Nordafrika stammt die Braune Hundezecke, die Krankheiten wie Babesiose oder Ehrlichiose auslösen können. Bei letzterem werden Menschen wie auch Hunde befallen.
Seit 2015 werden in der Schweiz immer mehr Zeckenstiche mit der Folge von Tularämie (Hasenpest) registriert. Die grippeähnliche Krankheit kann ohne Behandlung mit Antibiotika tödlich sein. Das in den vergangenen Jahren ebenfalls häufiger aufkommende Alongshan-Virus (ALSV) ist ebenfalls auf Zeckenbisse zurückzuführen. Dieses hat in China seine Wurzeln und sorgt für grippeähnliche Symptome, welche aber als harmlos einzustufen sind.
Forschende der Universität Zürich wiesen das ALSV-Virus schon 2021 nach und warnten vor der Übertragung von Zeckenbissen. Laut Tischhauser gebe es momentan in der Schweiz aber keine Untersuchung zu der Verbreitung neuer Zecken.
An der Universität Zürich gibt es aber seit kurzer Zeit ein neues Projekt. «Unser Ziel ist es, besser zu verstehen, welche Zecken und Krankheitserreger zirkulieren», meint Niels Verhulst, Entomologe am Institut für Parasitologie der UZH, gegenüber dem Tagesanzeiger.
Verhulsts Team suchen diesen Sommer Zecken zusammen. «In Gebieten, die für Zecken ideal sind, kann man Dutzende von Nymphen pro Quadratmeter und einige wenige ausgewachsene Zecken finden. Die Nymphen sind oft auf Menschen zu finden», so Verhulst.
Ein Grund für die Vermehrung der Zecken ist die Klimaerwärmung, denn ihr Lebensraum weitet sich so stetig aus.
«Mittlerweile sind Zecken bis in Höhenlagen von 2000 Metern über Meer anzutreffen», erklärt die Unfallversicherung Suva. In Gegenden, wo es früher für die Zecken zu kühl war, könnten sie sich nun dauerhaft ansiedeln.
Für die Tiere von Vorteil sind auch mildere Winter, feuchte Frühlinge und heisse Sommer. «Durch die höheren Durchschnittstemperaturen verlängert sich die Zeit im Jahr mit Zeckenaktivität», sagt Werner Tischhauser.
Entscheidend ist der April. Ist dieser Monat sehr sonnig und sind die Temperaturen hoch, gibt es danach besonders viele Zeckenstiche. Beim sehr warmen April 2023 gab es entsprechend viele FSME-Fälle.
Bei FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) handelt es sich um eine Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten, die Krankheit ist seit 1988 meldepflichtig. Die Fallzahlen steigen seit einiger Zeit. Ende Mai dieses Jahres sind bereits so viele gemeldet worden wie in anderen Jahren Ende Juni. Und dabei handelt es sich nur um die aufgrund eines Arztbesuchs registrierten Fälle. Vielen Personen könnte der Stich gar nicht aufgefallen sein.
Eine hohe Dunkelziffer könnte es auch bei den Borreliose-Erkrankungen geben. Dies ist eine bakterielle Infektion mit einem Risiko für neurologische Krankheiten.
Borreliose wird mit dem Sentinella-System erfasst. Es handelt sich dabei um ein Netzwerk von Hausärzten, die freiwillig im wöchentlichen Abstand die Anzahl Arztbesuche aufgrund der bakteriellen Infektion melden. Dies ist die Basis für die Hochrechnung auf die gesamte Schweiz. 2025 ist die Zahl der Borreliose-Erkrankungen überdurchschnittlich hoch:
Bei einer weiteren Verbreitung der Zecken könnte es zukünftig mehr Borreliose-Erkrankungen geben.
Grundsätzlich ist das Risiko für einen Zeckenbiss in der Schweiz gestiegen. Laut der Suva gab es zwischen 2012 und 2016 durchschnittlich 10’000 Stiche jährlich, 2020–2024 waren es schon 15’000 Stiche. Tischhauser denkt auch hier, dass die Dunkelziffer hoch ist: «Ich komme auf 100’000 bis rund 150’000 Borreliose-Fälle pro Jahr. Dafür bräuchte es dann etwa drei bis vier Millionen Zeckenstiche.»
Zecken sind sehr anpassungsfähig und können auch in höheren Lagen leben. Sie bevorzugen aber ein mildes Klima, weshalb die Menschen in Bergregionen wie dem Engadin oder den Berner Alpen etwas aufatmen können. Beim Mittelland ist die Situation anders: Während es in Genf, Lausanne oder Freiburg am wenigsten Zecken gibt, sind sie im Jura, Emmental, Toggenburg oder in Teilen des Zürcher Oberlandes zahlreich vorhanden.
kein Risiko
hohes Risiko
Quelle: Bundesamt für Gesundheit • Grafik: watson
Und wo es viele Zecken gibt, droht auch eher die Gefahr einer Borreliose-Erkrankung. Momentan gilt die ganze Schweiz als Risikogebiet für die Übertragung der bakteriellen Infektion durch Zecken. En Drittel der Zecken sind von Borrelien befallen, mancherorts sind es sogar die Hälfte der Tiere. Beruhigend könnte sein, dass nur drei Prozent der Gestochenen Antibiotika nehmen müssen.
Das Risiko einer FSME-Ansteckung ist mit 0,5 Prozent aber verschwindet klein. Bei den meisten Menschen verläuft die Krankheit mild, kämpfen müssen diese mit teilweise grippeähnlichen Symptomen. Bei jedem zehnten kommt es zu einer Hirnhautentzündung, welche zu Folgeschäden führen kann. Pro Jahr gibt es mehrere FSME-Todesfälle, weswegen ein Zeckenbiss besser vermieden werden sollte.
Fast in der gesamten Schweiz besteht eine Impfempfehlung für FSME. Eine Ausnahme ist der Kanton Tessin, wo in den letzten Jahren nur wenige Fälle verzeichnet wurden.
Der beste Schutz vor einer FSME-Infektion ist die Impfung. Sie wird ab sechs Jahren empfohlen und wird von der Grundversicherung übernommen. 2024 stufte der Kanton Genf die Impfempfehlung auf drei Jahre herunter. 10 Jahre bietet die Impfung Schutz. Dies reicht vielen Experten aber nicht. «Nur ein geringer Teil der Bevölkerung ist geimpft», sagt Tischhauser.
Neben der Impfung gibt es noch weitere Möglichkeiten, sich zu schützen. Man solle im Wald und auf der Wiese lange Hosen und lange Ärmel tragen, denn Zecken setzen sich auf nackter Haut fest. Die Hose könne in die Socken gesteckt werden. Zu empfehlen sei auch helle Kleidung, denn die Zecken seien darauf leichter zu erkennen. Helfen würden auch Zeckenschutzmittel.
Anders als viele annehmen, fallen Zecken nicht von Bäumen, sondern harren auf Grashalmen oder Sträuchern aus, bis die Wirte diese beim Vorbeigehen abstreifen. Die Tiere suchen sich dann ein besonders geschützter Ort am Körper, wie hinter den Ohren, am Hals, den Achseln, Ellenbeugen, Bauchnabel, Genitalbereich oder in den Kniekehlen.
Schwierig wird es schon beim Erkennen eines Stichs, denn diesen merkt man meistens gar nicht, da die Zecken den Stich betäuben. Tischhauser empfiehlt: «Ich und meine Familie sind häufig draussen unterwegs und kontrollieren den Körper am Abend von Kopf bis Fuss auf möglicherweise festgesaugte Zecken.» Diese sollten sofort entfernt werden, jedoch ohne sie zu fest zu drücken. Denn wenn diese vollgesaugt ist, kommt damit wieder Blut zurück in den Körper, jedoch inklusive der gefährlichen Erreger.
Die richtige Handhabung sei es, die Zecke nahe an ihrem Kopf mit einer Pinzette oder Zeckenzange zu greifen und mit einem kontinuierlichen Zug herausziehen oder mit einer Zeckenkarte herausschieben. Die Zecke darf dabei aber nicht gedreht werden, weil sie so zerquetscht wird. Am Schluss sollte die Stichstelle desinfiziert werden.
Dass die Stelle danach rot ist, sei normal. Nach einigen Tagen geht die Rötung zurück. Beim Auftreten von Schwellungen, grippeähnliche Symptomen und der Bildung eines roten Kreises um die Einstichstelle sollte ein Arzt konsultiert werden. «Die Bevölkerung unterschätzt das Gefahrenpotenzial», sagt Experte Tischhauser. Da es keine Möglichkeit gebe, die Tiere auszurotten, sollte also besser jeder darauf achten, sich vor Zecken zu schützen. (kek)
Die sind gefährlicher als der Wolf !
Meine Nichte leidet seit 7 Jahren an den Folgen der unbehandelten Borrelliose, der Nachweis gelang ihr erst, als sie einen Arzt im Ausland fand, der auf weitere Stämme testete.
Hach, so friedlich in der Schweiz...