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Im Gedenken an die Leiden der Verdingkinder: «Fremdplatziert» auf der Lueg

Fremdplatziert – Ende August auf der Lueg
Fremdplatziert – Ende August auf der LuegBild: BärnToday

Im Gedenken an die Leiden der Verdingkinder: «Fremdplatziert» auf der Lueg

Das Verdingkinderwesen ist kein Ruhmesblatt der Schweizer Geschichte. Die Brass Band Emmental macht sich daran, die Geschichte von zwangsweise fremdplatzierten Kindern zu beleuchten, mit einem einmaligen Konzertabend in der Lueg Arena Ende August.
25.08.2024, 15:0225.08.2024, 15:02
Manfred Joss / ch media
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Dass uneheliche Kinder oder solche, deren Eltern nicht für sie sorgen konnten, verdingt wurden und in andere Familien kamen, war noch bis weit ins 20. Jahrhundert gang und gäbe - gerade im Kanton Bern. Manche Kinder hatten es gut, viele wurden aber extrem schlecht behandelt, als Arbeitskräfte missbraucht und geschlagen. Sie litten und leiden bis ins Erwachsenenalter unter den Erniedrigungen und Gewalterfahrungen.

Was das mit Blasmusik zu tun hat, die man eher mit Entertainment und Unterhaltung in Verbindung bringt? Jan Müller ist Dirigent der Brass Band Emmental und Gesamtleiter des «Fremdplatziert»-Projekts. «Die Idee, Musik und Geschichte zu verbinden, besteht schon lange. Ein Vorstandsmitglied ist Geschichtslehrer und hat sich mit dem Verdingwesen näher beschäftigt. Er hat uns vorgeschlagen, das Thema aufzugreifen.»

Das doch eher schwere Thema mit Musik zu verbinden, sei nicht so einfach, sagt Jan Müller. Man habe aber passende Stücke gefunden: einerseits alte, traditionelle Musik, zum Beispiel das Guggisberger Lied oder Alphörner, andererseits moderne und fröhliche Musik gegen Ende des Programms.

Neben den musikalischen Beiträgen gibt es am 31. August auch eine Lesung aus Gotthelf-Texten, und zwar von Solo-Posuanist Armin Bachmann, dessen Geschwister fremdplatziert worden waren.

Dazu tritt ein Zeitzeuge auf, der selber fremdplatziert worden war und eindrücklich von seinen Erfahrungen erzählt. Und die Berner Regierungsrätin Christine Häsler hält eine Ansprache.

Dass der Konzertabend in der Lueg-Arena stattfindet, ist kein Zufall, sagt Jan Müller. Einerseits, weil sie wunderschön gelegen ist, andererseits, weil sie mitten in jenem Land liegt, in dem des Verdingkinderwesen jahrzehntelang praktiziert wurde. Der Abend ist open air, die Veranstalter hoffen, dass es kein Gewitter gibt.

Für die Brass Band Emmental ist es die «grosse Kiste», sagt Dirigent Müller, auch wenn sie bekannt ist dafür, spezielle Projekte anzureisssen und umzusetzen. Finanziell sei man darauf angewiesen, die 700 Plätze so weit als möglich zu verkaufen.

Das Echo auf das Projekt sei durchwegs positiv, «das Thema interessiert sehr». Schon die Videos und Berichte im Vorfeld «gehen unter die Haut», sagt Müller, der als Lehrer arbeitet.

Tickets für den Konzertabend sind hier erhältlich.

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