Es wird aus einem Instagram-Post klar: Das Kino Lauitor wird nicht wieder eröffnet. Am Dienstag postet die Kino Thun AG eine Einladung, am 9. September vorbeizukommen und einen oder mehrere der Kinosessel zu kaufen, die geräumt werden.
Die Schliessung des Thuner Kinos sei noch nicht öffentlich kommuniziert worden, sagt Betreiber Alain Marti. Dies, weil das Kino Lauitor bereits seit März 2020 vorübergehend geschlossen ist. Grund dafür war Corona. Man habe mehrmals eine Wiedereröffnung vorgehabt, doch dann sei jedes Mal eine weitere Welle dazwischengekommen. «Und wir hatten auch schon genug damit zu tun, das Kino Rex wieder voll zu bekommen», sagt Marti. Das Kino Rex in Thun wird ebenfalls von der Kino Thun AG betrieben.
Gleichzeitig sei schon vor 2020 klar gewesen, dass das Kino Lauitor spätestens 2025 schliessen würde. Dies, weil in diesem Jahr die nächste grössere Investitionsrunde angestanden hätte, nachdem das Lauitor 2005 das letzte Mal saniert worden war. «Etwa alle zwanzig Jahre ist es Zeit, dass man in einem Kino alles neu macht, sodass es wieder den Ansprüchen an ein modernes Kino genügt», sagt Marti.
Dies wäre beim Kino Lauitor aber aus verschiedenen Gründen nicht möglich gewesen. Das Kino habe einen riesen Saal, aber ein winziges Foyer, erklärt Marti – im Saal finden 184 Leute Platz, im Foyer nur 20 bis 30. «Es sind somit keine Apéros und keine Events möglich.» Weiter sei das Gebäude nicht barrierefrei. Das Kino nun für ein oder eineinhalb Jahre noch einmal zu eröffnen, hätte sich nicht gelohnt, so Marti.
Nun wurde bereits vieles der Inneneinrichtung des Kinos geräumt. Als Nächstes sind die Kinostühle an der Reihe. Statt diese wegzuwerfen, wird das Kino Lauitor am 9. September einen Verkauf machen. «Es sind bequeme Clubsessel, die trotz ihres Alters noch in gutem Zustand sind. Deswegen wäre es schade, sie wegzuwerfen oder zu verschrotten», sagt Marti.
Die Kino Thun AG macht einen solchen Verkauf jedes Mal, wenn sie Kinosessel austauscht oder ein Kino schliesst. So zum Beispiel 2012 im alten Kino Rex und 2016 im Kino City. Diese Aktionen fänden immer viel Anklang, sagt Marti – so auch dieses Mal.
Mehrere Leute hätten sich bereits bei ihm gemeldet und sich erkundigt, wie man die Sessel holen und ob man auch mehr als einen haben kann. «Manche hatten ihr erstes Date im Kino Lauitor, oder möchten einfach eine Erinnerung an einen Film», sagt er. Deswegen möchten sie zum Teil auch eine bestimmte Sitznummer ergattern. Andere würden sich einen Kinosessel ins Büro stellen oder ein Home-Cinema damit einrichten.
Beim Verkauf gelte «first come, first serve», Reservationen seien nicht möglich. Ein Sessel kostet 50 Franken, bei mehreren könne verhandelt werden. Was mit dem Geld geschieht, sei noch nicht beschlossen. «Es ist auch nicht die Hauptidee, damit gross Geld zu machen», sagt Marti. «Wir möchten den Leuten vor allem die Möglichkeit geben, sich ein schönes Erinnerungsstück zu schnappen.»
Das Kino Lauitor gibt es seit 1962. 1968 übernahmen es Alain Martis Grosseltern. Es sei definitiv Wehmut bei der Schliessung dabei. «Der Betrieb ist seit über 50 Jahren im Familienbesitz. Das Kino ist Teil unserer Geschichte», sagt der Betreiber.
Marti und seine Schwester übernahmen das Kino 2005. Daran erinnert sich Marti gut, denn es war das Jahr des Hochwassersommers. «Nach nur wenigen Wochen im Geschäft ist uns das Kino abgesoffen – es wurde überschwemmt», erzählt Marti. «Wir konnten es dann als eine der ersten Amtshandlungen sanieren.» Und noch ein anderes Ereignis ist dem Betreiber speziell präsent: Im Dezember 2009 wurde im Lauitor für den Film Avatar – Aufbruch nach Pandora die 3D-Technik eingeführt. Damit war es das erste Kino im Berner Oberland, das 3D hatte. «Das sind Erinnerungen, die einem bleiben und an die man für immer denken wird», sagt er.
Weil die Schliessung des Kino Lauitor eine «stille Schliessung» ist, gibt es kein Abschlussfest, wie es bei den anderen Kinos der Kino Thun AG der Fall war. Auch für das Team sei das ein spezieller Umstand. Die Entscheidung sei aber ein längerer Prozess gewesen und man habe abschliessen können. Was mit dem Raum, der im Besitz der Martis ist, passiert, sei noch unklar. Im Kino Rex wird der Betrieb unverändert weiterlaufen.