Bereits in Münsingen tauchte dieses Jahr eine Beschilderung auf, die Fragen aufwarf. Dort war ein Verkehrsschild aufgestellt, das gleichzeitig Tempo 30 aufhebt und weiterführt; geschuldet war das einer Baustelle.
Im Wannental nördlich von Bern gibt es ein ähnliches Verkehrsschild, seit Jahren. Wenn man von Bäriswil die schmale Strasse in Richtung Hub (Gemeinde Krauchthal) befährt, im Volksmund auch scherzhaft «Promille-Pass» genannt, begegnet man dem verwirrenden Strassenschild. Unter der Angabe «Tempo-30-Zone aufgehoben», hängt die Aufforderung «Tempo-30». Was gilt denn nun?
Die Stelle, an der sich das verwirrende Schild befindet, liegt am Dorfausgang. Es folgen noch zwei Häuser: Links der Strasse das Schützenhaus, rechts das Hornusserhaus. Danach gilt Tempo 60. Da sich rund um die beiden Vereinslokale vielfach Menschen draussen aufhalten, wollte die Gemeinde die 30er-Zone bis zu dieser Stelle ausdehnen, als 2020 im Dorf Tempo 30 eingeführt wurde, sagt Bäriswils Gemeindeverwalterin Janine Schmid auf Anfrage.
Doch damals war die Erweiterung der Tempo-30-Zone bis zu den beiden Häusern nicht möglich. Der Kanton legte sein Veto ein, da es sich bei den Vereins-Häuschen nicht mehr um Siedlungsgebiet handelt. Es fehlte also die gesetzliche Grundlage, um Tempo 30 schlank um wenige Hundert Meter zu verlängern.
Die Gemeinde suchte nach Lösungen. Daraus resultierte die Möglichkeit, vom Dorfausgang bis zu den Hornusser- und Schützenhäusern statt eine Tempo-30-Zone eine Tempo-30-Strecke zu verfügen.
Per Anfang 2023 sind gesetzliche Änderungen hinsichtlich der Einführung von Tempo-30-Zonen in Kraft getreten. Ob mit den neuen Bedingungen die Tempo-30-Zone bis zum Hornusser- und Schützenhaus erweitert werden kann, wurde bisher noch nicht geprüft, heisst es von der Gemeinde Bäriswil.
Die merkwürdige Signalisation wird also sicher noch eine Weile bleiben. Und klar ist etwas: Gefahren werden darf nur Tempo 30, egal ob man sich in einer 30er-Zone oder auf einer 30er-Strecke befindet.