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Umweltfreundlich Weihnachten feiern in 6 Schritten

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Umweltfreundlich Weihnachten feiern in 6 Schritten

Wehe, ihr packt eure Geschenke in umweltschädliches Geschenkpapier und denkt nicht mal daran, Fondue Chinoise zu essen! Alles Chabis, würd' ich meinen. Ich hätte da ein paar andere Vorschläge für umweltfreundliche Weihnachten.
05.12.2023, 10:04
Sabina Galbiati
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Liebe Mitfeiernde, es ist seit vier Jahren Weihnachten!

Zumindest fühlt es sich für viele so an, wenn sie regelmässig im Coopigi (dem/der parteilosen Detailhändler:in) einkaufen. Da stapelt sich das Weihnachtskarsumpel bereits seit Ende Oktober in den Regalen. Und irgendwie scheint es allweihnachtlich mehr und mehr zu werden. Als gälte es, Materialschlachten zu schlagen, statt sich auf gemütliche Feiertage einzustimmen.

Vielleicht fragen sich gerade deshalb immer mehr Menschen, wie sie eigentlich Weihnachten feiern können, ohne dabei den Planeten ins Verderben zu stürzen (ja, ich übertreibe natürlich).

Das Praktische an Weihnachten: Mit ein paar Tricks feiert ihr nachhaltiger und spart dabei erst noch Geld.

Und ja, ihr, eure Grossmutter, ich und die Katze meines Nachbarn wissen natürlich, dass wir mit diesen Tricks nicht die Welt retten. Aber in solchen Fällen sage ich immer: Wir machen es eben doch wenigstens weniger schlimm, und das ohne Anstrengung.

Also lasst uns loslaufen.

Schritt 1: Deko zum Essen

Mit Deko ist es so eine Geschmackssache. Schon klar.

Aber natürliche Weihnachtsdeko ist zeitlos schön, sehr einfach herzustellen, verursacht keinen Abfall und ist in der Regel erst noch am günstigsten.

Man nehme eine grosse Platte oder einen Teller und drapiere darauf Tannenzweige und -zapfen, optional Lorbeerzweige, getrocknete Orangenscheiben und Zimtstangen, Baumnüsse und Spanische Nüssli (mit Schale, versteht sich). Für Farbe sorgen Mandarinen und Orangen.

Die Idee ist natürlich, dass ihr den guten Kram essen könnt und bei Bedarf wieder nachdekoriert. Übrigens funktioniert das auch ohne Platte oder Teller, wenn ihr die Deko einfach in der Mitte eines Tisches platziert.

Aus alten Joghurt- oder Konfigläsern lassen sich einfache Windlichter basteln. Oftmals reicht schon etwas Schnur oder ein Stoffband um das Gläsli, und schon ist es eine Deko.

Auch immer wieder eine gute Anlaufstelle für Deko: Brockenhäuser.

Schritt 2: Die Sache mit den Kerzen und den Lämpli

Bei Lichterketten und Leucht-Dekoartikeln ist es beschlossene Sache: LEDs leuchten am energieeffizientesten und sparen dadurch Strom und Geld. Mit Zeitschaltuhren kann man die gesamte Weihnachtsbeleuchtung super timen, sodass sie nicht einsam und allein in die Nacht hinaus leuchtet. Ich mein’, wie traurig wäre das denn?!

So, und nun zur etwas komplizierteren Sache mit den Kerzen.

Die leuchtenden Mini-Heizungen sind ja quasi der Inbegriff weihnächtlicher Stimmung – auch ich bin ein grosser Kerzenfan, theoretisch, praktisch bedeuten sie mir dann doch nicht ganz so viel. Aber gut, ich schweife ab.

Leider bestehen die meisten Kerzen aus Erdöl-Abfall, genauer: Paraffin. Sie haben eine grottige Klimabilanz, kosten dafür weniger, aber brennen auch schneller ab.

Alternativ gibt es Kerzen aus Stearin. Sie werden aus pflanzlichen oder tierischen Fetten hergestellt: meist Palmöl, Sojaöl, selten tierische Fette aus Schlachtabfällen. Palmöl ist zwar das ergiebigste und effizienteste Pflanzenöl, was eigentlich gut wäre, aber dass dafür Regenwälder gerodet und wertvolle Moore trockengelegt werden, schleckt halt auch keine Geiss weg. Dann doch lieber sowas wie Rapsöl – auch wenn es weniger effizient ist.

Eine nachhaltige Variante sind Kerzen aus Fett- und Ölresten aus der Nahrungsmittelindustrie. Oder dann bio-zertifizierte Bienenwachskerzen. Allerdings braucht es für ein Kilo Bienenwachs ein ganzes Bienenvolk, das ein Jahr lang arbeitet.

Eine Möglichkeit: Lieber nur ein oder zwei Kerzen anzünden, dafür da, wo sie schön zur Geltung kommen.

Der Vorteil von umweltfreundlichen, teureren Kerzen ist übrigens, dass sie wesentlich länger brennen. Das liegt vor allem an der Machart: Gegossene Kerzen brennen langsamer ab als gepresste aus Paraffin-Granulat. Der Aufpreis macht sich also durchaus bezahlt.

Was bei Teelichtern hilfreich ist: Ihr könntet «nackte» Teelichter kaufen und immer die gleichen Aluminium-Schälchen verwenden. Aluminium wird aus Bauxit hergestellt, dessen Abbau die Umwelt enorm belastet.

Schritt 3: Auf den Inhalt kommt's an, sonst könnten wir auch Luft verschenken

Nur wenige Dinge verwandeln sich so schnell in Abfall wie Geschenkpapier (und die Bändeli drumherum). Lebensmittelverpackungen vielleicht. Doch während Letztere Produkte haltbar und transportfähig machen, haben Geschenkverpackungen eher den emotionalen Effekt von Kinderüberraschungseiern – das ist durchaus positiv gemeint. Eines haben sie dennoch gemeinsam: Die Verpackung macht einen Bruchteil der Umweltbelastung aus.

Sicher ist es sinnvoll, auf unbeschichtetes, recyceltes Geschenkpapier zu setzen, Zeitungspapier zu verwenden, wiederverwendbare Geschenkboxen oder -säckchen. Aber eben, auf den Inhalt kommt es an. Denn der ist weitaus umweltbelastender als das Drumherum.

Warum nicht Zeit und Erlebnisse schenken? Das kann ein Abendessen im Lieblingsrestaurant sein, ein Workshop, ein Museums- oder Kinobesuch, ein Ausflug in die Berge (mit dem ÖV) etc.

Oder warum nicht ein Bijou im Brocki suchen? Apropos, es gibt auch Secondhand-Börsen für Kinderspielzeug und andere Dinge, die Kids gut brauchen können. Das klingt doch ganz praktisch, zumal Kinderspielzeug ja oftmals eine Halbwertszeit von wenigen Tagen bis Wochen hat.

Als Mitbringsel sind selbstgemachte Guetzli oder ein Kräutersalz vielleicht tatsächlich willkommener als die 50. Schachtel Pralinen? Beides lässt sich zudem super im ehemaligen Konfi- oder -Gurkenglas verpacken.

Schritt 4: Der kontroverse Weihnachtsbaum

Falls ihr nicht auf den Weihnachtsbaum verzichten wollt, hat ein künstlicher Baum aus Plastik und dünnem Stahlgerippe aus China, den ihr mindestens zehn Jahre nutzt, eine bessere Klima- und Umweltbilanz als der FSC-zertifizierte Tannenbaum aus dem heimischen Wald.

Ja, ich weiss, das klingt übel! Und es widerspricht all unseren Vorstellungen von Nachhaltigkeit.

Doch just dieser Möchtegern-Baum ist auch besser als die gezüchtete Tanne, wie eine Studie von ESU-Services errechnet hat. Beim heimischen Waldbaum könnt ihr die Umweltbelastung massiv reduzieren, wenn ihr ihn nicht mit eurem Benziner nach Hause transportiert (einmal mehr verlinke ich an dieser Stelle gerne auf meinen Auto-Abschaff-Artikel, den AAA). Der ÖV oder unsere Füsse machen das Waldbäumchen dann auch gleich um einiges besser als die Miettannen, die von Gärtnereien mehrere Jahre vermietet werden.

Letztlich gibt unser Wald leider gar nicht so viele Tannenbäume her. Warum also nicht einen Weihnachtsbaum im Topf auf dem Balkon oder der Terrasse halten und zum Fest in die Stube holen? Bei uns hat das super funktioniert. Heute steht das ehemalige Topfbäumchen im Garten meiner Cousine und ist etwa zehn Meter gross.

5. Essen, Fleisch und so

Falls ihr jetzt erwartet habt, dass ich irgendwas von veganem Hackbraten schreibe: weit gefehlt!

Eigentlich ist Fleisch an Weihnachten genau richtig. Fleisch sollte wieder etwas Besonderes werden, das man sich zu speziellen Anlässen oder an Sonntagen gönnt und dann auch geniesst. Wir verursachen die Umweltprobleme ja nicht, weil wir Fleisch essen, sondern weil wir massiv zu viel davon essen. Denn für die meisten Menschen ist Fleisch nichts Besonderes mehr, sondern eher so wie Teigwaren oder Brot oder vielleicht sogar wie Salz: Überall wird noch ein bisschen davon ins Essen gestreut. Schade irgendwie, und schade um das Tier.

Aber zurück zum Weihnachtsmahl.

Esst den Hackbraten, den Truthahn, das Fondue Chinoise, den Schinken im Teig und was die Fleischtheke sonst noch alles hergibt. Geniesst es! Denn viel wichtiger und wirkungsvoller für unser Klima und die Umwelt ist es, wenn ihr es schafft, den Rest vom Jahr euren Fleischkonsum zu reduzieren.

Was ich allerdings empfehlen kann, ist ein veganes Dessert. Nicht wegen der Umwelt, sondern weil vegane Desserts saumässig gut sind. Zum Beispiel gibt es einige vegane Glacésorten, die ihresgleichen suchen. Und ihr wisst es ja, das Internet ist voller veganer Rezepte – von einfach bis Gault-Millau-Niveau.

PS.: Zum Thema Essen hab ich kürzlich die 6,5 häufigsten Fehler der nachhaltigen Ernährung zusammengestellt. Falls sich jemand besonders für dieses Thema interessiert.

Schritt 6: Tue Gutes & betätige Hebel 5

Wenn ihr dank Schritt 1, 2, 3 und/oder 4 Geld gespart habt, stellt sich natürlich sofort die Frage, wofür man den Batzen denn nun ausgeben könnte. Es sind zwar nur Tröpfchen auf den heissen Stein, aber da wären die gestiegenen Krankenkassenprämien, die höheren Stromkosten oder die vielerorts ins Nirvana steigenden Mieten naheliegende Möglichkeiten. Das verhindert dann auch gleich, dass wir dem Rebound-Effekt anheimfallen – eine überaus ärgerliche Angelegenheit.

Eine andere Variante ist es, das gesparte Geld einer gemeinnützigen Organisation zu spenden. Gerne für Organisationen, die sich auf gesellschaftlicher und insbesondere politischer Ebene für Klima- und Umweltschutz einsetzen. Letztlich ist das einer der 5 grossen Hebel für Klima- und Umweltschutz.

Södelig, jetzt wünsche ich euch eine schöne Adventszeit! Hebed üch Sorg und bis glii!

Über die Autorin

Sabina Galbiati ...
… schreibt als Journalistin und Autorin seit ein paar Jährchen über alles, was es zum Thema Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz so zu schreiben gibt – vor allem Tipps. Vor kurzem ist ihr Buch «101 Antworten für deinen nachhaltigen Alltag» erschienen. Es liefert zu elf verschiedenen Bereichen unseres Alltags praktische Tipps und Infos rund ums Thema nachhaltiger leben. Ihr Blog basiert auf dem Buch und ist quasi ein Remake, Best-of, Spin-off etc. davon. Weil ihre Gspändli und alle anderen immer wissen wollen, wie sie es selbst so mit der Nachhaltigkeit hält, hier noch ein paar Facts: Sie isst seeehr selten tierische Produkte (beim Käse fällt es ihr unglaublich schwer). Sie besitzt kein Auto, weil sie sich das ganze Drumrum sparen will. Sie lebt in einer 30-Quadratmeter-Wohnung (leider mit Gasheizung). Sie hat keine Kids, aber nicht wegen des Klimas. Sie kauft extrem selten neue Kleider oder anderes Zeugs, weil dafür die Wohnung zu klein ist und sie zu faul.
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8 Kommentare
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Es schneit! Darf ich zuhause bleiben?
Wer gestern überhaupt noch nachhause gekommen ist, fragte sich heute wohl nicht selten, ob er nicht besser gleich da geblieben wäre. Fragt sich das ein Schulkind, kann die Antwort durchaus ja sein. Fragt sich das ein Arbeitnehmer, ist die Antwort meist nein.

In der Schweiz herrscht auch bei Schneefall Schulpflicht. Eine Gemeinde darf deswegen nicht generell beschliessen, die Schule bei Schlechtwetter ausfallen zu lassen. Gleichzeitig ändert Schneefall aber auch nichts daran, dass die Kantone für den zumutbaren Schulweg verantwortlich sind. Wenn also der Schulweg zu gefährlich ist, müssen sie die Gefahr beseitigen. Da das bei zugeschneiten Strassen und drohenden Dachlawinen nicht auf die Schnelle möglich ist, kann die Schule Schulkinder dispensieren, sofern sie nicht gefahrlos zur Schule gehen können. Der Kanton Bern sieht dies gar ausdrücklich in seiner Absenzenverordnung für die Volksschule vor: Als entschuldigte Absenzen gelten auch «äusserst schwierige Schulwegverhältnisse infolge schlechter Witterung».

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