Liebe Clara,
Jetzt haben Sie also öppis getan, was Sie noch nie getan haben. Noch gar gar nie. Genau. Ich auch nicht. Und Sandra, Bettina, Steffi, Claudia und Rafaela auch nicht. Noch nie. Gar nie. No no no.
Und wenn, dann vielleicht nur ein einziges mal. Ganz kurz. Aber auch das mit dem Wissen, dass es ganz ganz böse ist, das zu tun. Furchtbar böse. Und man es eigentlich nicht tut. Weil man ja die Privatsphäre so hochhält, gell. Und weil man so erwachsen ist und sich supergut im Griff hat. Genau. Also eben, nur einmal ganz kurz. Und dann sofort wieder weggeschaut und gesagt, dass man das ja sonst nie tut. Nie. Ich auch nicht. Und Sandra, Bettina, Steffi, Claudia und Rafaela auch nicht. Noch nie. Gar nie. No no no.
Gut, haben wir darüber geredet. Beim Lesen von fremden Nachrichten ist es fast ein bisschen wie beim Wixen. Jeder tut es ab und an, aber keiner redet gerne darüber. Ich weiss, dass man das nicht laut aussprechen darf, aber mich kotzt diese Scheinheiligkeit an. Was genau gibt es uns, zu tun, als wären wir Heilige, gänzlich frei von niederen Instinkten wie Eifersucht und Misstrauen.
Können wir nicht langsam von diesem Mutter-Theresa-Podestli runtersteigen und ehrlich zu uns und anderen sein? Zu unseren eigenen Unzulänglichkeiten zu stehen und zuzugeben, dass wir uns nicht immer nach unseren eigenen Vorstellungen verhalten? Zugeben, dass wir manchmal unsicher und eifersüchtig sind, anstatt souverän und erhaben?
Aber wie dem auch sei, (auch) Sie haben es getan und verfügen nun über Wissen, dass Sie vielleicht doch lieber nicht hätten und über das Sie angeblich nicht reden können. Ich sehe das ein wenig anders; tun Sie es doch trotzdem. Die meisten Menschen sind tolerant und verständnisvoll, wenn man ihnen die eigene Unsicherheit gesteht.
Aber bitte machen Sie dem Guten keine Szene. Er hat, wie Sie ja selber schreiben, nichts nebenher am Laufen. Er flirtet, ja und? Natürlich freut sich selten eine Frau darüber, wenn der Mann flirtet. Ich auch nicht, weiss Gott! Aber für mich selber ist Flirten Lebenselixier. Ein verspielter Tanz mit der eigenen Lebenslust. Meiner ein Meinung nach sollte so viel Freiheit dann schon drin sein, nicht? Wer diesen Freiraum im Kopf pflegt, hat eine Umsetzung im Alltag oft nicht nötig.
Ganz herzlich. Ihre Kafi.
Ich nehme mal an Sie hatten in Ihrer Jugend keinen männlichen Freundeskreis. 😂
Der Wichsvergleich made my day :-)