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FragFrauFreitag

Ich habe die SMS meines Freundes gelesen

Die Gedanken sind frei. 
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bild: kafi freitag
FragFrauFreitag

Hoi Kafi. Ich habe etwas getan, was ich noch nie zuvor gemacht habe, ich habe die SMS meines Freundes gelesen. 

05.02.2016, 10:2205.02.2016, 10:28

Nun weiss ich, dass er Kontakt mit anderen Frauen hat, mit ihnen witzelt und flirtet und so. Mir passt das gar nicht, aber ich kann es ihm nicht sagen, weil er sonst weiss, dass ich es gelesen habe. Ich bin nicht stolz drauf, aber ich hatte diesen Verdacht und der hat sich nun bestätigt. Obwohl ich keine Zeichen gefunden habe, dass er fremd geht. Was soll ich jetzt tun, ich bin in einer Zwickmühle gefangen, weiss nicht weiter!!! Danke. Clara, 33

Kafi Freitag
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Liebe Clara,

Jetzt haben Sie also öppis getan, was Sie noch nie getan haben. Noch gar gar nie. Genau. Ich auch nicht. Und Sandra, Bettina, Steffi, Claudia und Rafaela auch nicht. Noch nie. Gar nie. No no no.

Und wenn, dann vielleicht nur ein einziges mal. Ganz kurz. Aber auch das mit dem Wissen, dass es ganz ganz böse ist, das zu tun. Furchtbar böse. Und man es eigentlich nicht tut. Weil man ja die Privatsphäre so hochhält, gell. Und weil man so erwachsen ist und sich supergut im Griff hat. Genau. Also eben, nur einmal ganz kurz. Und dann sofort wieder weggeschaut und gesagt, dass man das ja sonst nie tut. Nie. Ich auch nicht. Und Sandra, Bettina, Steffi, Claudia und Rafaela auch nicht. Noch nie. Gar nie. No no no.

Gut, haben wir darüber geredet. Beim Lesen von fremden Nachrichten ist es fast ein bisschen wie beim Wixen. Jeder tut es ab und an, aber keiner redet gerne darüber. Ich weiss, dass man das nicht laut aussprechen darf, aber mich kotzt diese Scheinheiligkeit an. Was genau gibt es uns, zu tun, als wären wir Heilige, gänzlich frei von niederen Instinkten wie Eifersucht und Misstrauen.

Für mich ist Flirten ein Lebenselixier. Ein verspielter Tanz mit der eigenen Lebenslust.



Können wir nicht langsam von diesem Mutter-Theresa-Podestli runtersteigen und ehrlich zu uns und anderen sein? Zu unseren eigenen Unzulänglichkeiten zu stehen und zuzugeben, dass wir uns nicht immer nach unseren eigenen Vorstellungen verhalten? Zugeben, dass wir manchmal unsicher und eifersüchtig sind, anstatt souverän und erhaben?

Aber wie dem auch sei, (auch) Sie haben es getan und verfügen nun über Wissen, dass Sie vielleicht doch lieber nicht hätten und über das Sie angeblich nicht reden können. Ich sehe das ein wenig anders; tun Sie es doch trotzdem. Die meisten Menschen sind tolerant und verständnisvoll, wenn man ihnen die eigene Unsicherheit gesteht.

Aber bitte machen Sie dem Guten keine Szene. Er hat, wie Sie ja selber schreiben, nichts nebenher am Laufen. Er flirtet, ja und? Natürlich freut sich selten eine Frau darüber, wenn der Mann flirtet. Ich auch nicht, weiss Gott! Aber für mich selber ist Flirten Lebenselixier. Ein verspielter Tanz mit der eigenen Lebenslust. Meiner ein Meinung nach sollte so viel Freiheit dann schon drin sein, nicht? Wer diesen Freiraum im Kopf pflegt, hat eine Umsetzung im Alltag oft nicht nötig.

Ganz herzlich. Ihre Kafi.

FragFrauFreitag
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Kafi Freitag (40!) beantwortet auf ihrem Blog Frag Frau Freitag Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.



Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (Freitag Coaching) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie lebt mit ihrem 11-jährigen Sohn in Zürich.



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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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c0rnfl4ke
05.02.2016 11:48registriert März 2015
"Jeder tut es ab und an, aber keiner redet gerne darüber."
Ich nehme mal an Sie hatten in Ihrer Jugend keinen männlichen Freundeskreis. 😂
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MiezeLucy
05.02.2016 11:58registriert Oktober 2015
Vielen herzlichen Dank für die Antwort. Du hast es auf den Punkt gebracht, es lebe die Scheinheiligkeit!
Der Wichsvergleich made my day :-)
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Charlie Brown
05.02.2016 19:52registriert August 2014
Hmmmm... Also Wixen tu ich für mein Leben gern, und darüber rede ich mit meiner Frau. Aber sich gegenseitig hinter dem Rücken die SMS lesen finde ich trotzdem nicht stilvoll. Fühle mich dadurch aber auch nicht als Vater Theresa. Für mich gehen die ganzen Argumentationslinien nicht wirklich auf.
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Es schneit! Darf ich zuhause bleiben?
Wer gestern überhaupt noch nachhause gekommen ist, fragte sich heute wohl nicht selten, ob er nicht besser gleich da geblieben wäre. Fragt sich das ein Schulkind, kann die Antwort durchaus ja sein. Fragt sich das ein Arbeitnehmer, ist die Antwort meist nein.

In der Schweiz herrscht auch bei Schneefall Schulpflicht. Eine Gemeinde darf deswegen nicht generell beschliessen, die Schule bei Schlechtwetter ausfallen zu lassen. Gleichzeitig ändert Schneefall aber auch nichts daran, dass die Kantone für den zumutbaren Schulweg verantwortlich sind. Wenn also der Schulweg zu gefährlich ist, müssen sie die Gefahr beseitigen. Da das bei zugeschneiten Strassen und drohenden Dachlawinen nicht auf die Schnelle möglich ist, kann die Schule Schulkinder dispensieren, sofern sie nicht gefahrlos zur Schule gehen können. Der Kanton Bern sieht dies gar ausdrücklich in seiner Absenzenverordnung für die Volksschule vor: Als entschuldigte Absenzen gelten auch «äusserst schwierige Schulwegverhältnisse infolge schlechter Witterung».

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