Heiss war es. Nur ein schwaches Licht durchströmte den Raum. Seit Stunden wimmerte eine Arbeiterin leise in der Ecke.
Zu essen gab es ein Mal täglich dünnen Haferschleim. Und wehe dem, der ausserhalb der Essenszeiten zur Toilette musste. Es roch entsprechend. Staub, Schweiss, Exkremente. Wie die Tiere wurden sie gehalten. Ach was, die Tiere hatten hier die besseren Bedingungen.
Um den Verstand nicht vollständig zu verlieren, konzentrierte sich Ronur auf seine Arbeit. Mit tausendfach geübten Bewegungen arbeitete er heute schon seit 19 Stunden am Band.
Erste Schraube rein, Teile zusammenfügen, zweite Schraube rein, Fair Trade-Stempel drauf, Teile zurück aufs Förderband legen. «Fair Trade». Oh, bittere Ironie. Glaubte drüben, in der heilen Welt, wirklich noch jemand an diese Labels?
Der Arbeiter versuchte, möglichst kein Blut von seinen zerschlissenen Fingern auf die Ware zu schmieren. Sonst würde ihn der Mann wieder schlagen. Verfluchter alter Mann! Wie viele von ihnen hatte der Hurensohn schon auf dem Gewissen. Diesen Monat allein, hatte es 36 Arbeiter erwischt. Entweder durch die Todesstrafe aufgrund «mangelhafter Arbeit», oder sie waren an Erschöpfung gestorben.
Er würde den alten Mann umbringen, schwor sich Ronur.
Bei der nächstbesten Gelegenheit.
Der alte Mann blickte von seinem verglasten Büro hinunter auf die riesige Fabrikhalle. Als hätte er es geahnt, schaute Ronur hoch und ihre Blicke kreuzten sich.
«Hör auf rumzuplempern, Nummer 4801! Weitermachen!» krächzte es über die Anlage. Zufrieden nuckelte der alte Mann an seinem Eierlikör und kraulte Rudolph hinter dem Ohr.
Das dreckige Elfenpack würde ihn schon noch kennen
lernen.
Didn't see that coming.
Frohe Weihnachten :)