Im Alltag mit meinen pubertierenden Kids fühle ich mich immer wieder mal in die Zeiten zurückversetzt, als sie noch klein waren. Zum Beispiel müssen sie wieder alle zwei Stunden gefüttert werden oder maulen die ganze Zeit rum, ohne konkret zu sagen, was sie eigentlich wollen. Und es tummeln sich ständig Wäscheberge im Bad, Waschmaschine und Tumbler sind fast täglich im Einsatz. Dabei gibt es für Letzteres keinen guten Grund – schliesslich gehen sie mittlerweile aufs WC und übergeben sich auch nicht mehr ständig auf ihre Kleider.
Es ist also an der Zeit, meine Kinder, was das Waschen angeht, umzuerziehen – oder zumindest etwas zum Mitdenken anzuregen. Schliesslich verschwenden wir laut Eva Geilinger, Fachspezialistin für energieeffiziente Geräte beim Bundesamt für Energie, pro unnötigem Waschgang gut eine halbe kWh Energie. Und jeder Waschgang, bei dem einer der beiden Teenager einzelne Kleidungsstücke in die Maschine schmeisst, weil man sie am nächsten Tag unbedingt anziehen muss oder weil man vergessen hat, dass man noch ein sauberes schwarzes Shirt braucht, ist unnötig.
Ich gebe die neuen Regeln bekannt: Hosen und Pullis werden erst in die Wäsche geschmissen, wenn sie dreckig oder verschwitzt sind. Alles, was diese Kriterien nicht erfüllt, wird nicht gewaschen. Einzelwaschgänge gibt es nur noch im nötigsten Notfall und bedingen meine Bewilligung. («Echt jetzt? Ich soll dich fragen, wenn ich was im Haushalt mache?» Ja, Kind, hätte ich auch nie für möglich gehalten, aber besondere Situationen erfordern besondere Massnahmen.)
Daraus folgt, dass ein Minimum an Mitdenken gefragt ist: Wer am Montag ein schwarzes Shirt zur Arbeit anziehen muss, trägt sein letztes sauberes schwarzes Shirt nicht am Sonntag vorher zum Fussball.
Es läuft nicht ganz so, wie ich mir das vorgestellt habe. Durch das Einzelwaschverbot hat das Betätigen der Waschmaschine eine Art Reiz bekommen – fast wie Kiffen. Ich bin mehr als einmal nach Hause gekommen, und die Maschine lief. Da helfen nur noch harte Massnahmen: Taschengeldabzug, wenn ich jemanden erwische. Plötzlich geht's. Und plötzlich trägt Kind zwei sonntags nur noch weisse Shirts.
Beim zweiten «Projekt» muss ich mich selbst an der Nase nehmen: Zwei bis drei kWh Energie braucht der Tumbler laut Expertin, um eine Ladung von acht kg Wäsche zu trocknen. Mein Ziel wäre, ihn nur noch halb so oft laufen zu lassen wie vorher. Also müsste in jeden zweiten Waschgang Wäsche, die ich zum Trocknen aufhängen kann, ohne dabei eine Krise zu bekommen. Letzteres gilt in erster Linie für Socken und Unterhosen, die ich mir weiterhin erlaube zu tumblern. Das Ganze ist ein bisschen zeitaufwändig – nicht nur das Wäscheaufhängen, sondern auch das Sortieren im Vorfeld – aber es lohnt sich. Nachdem ich nämlich den alkoholtechnischen Dry January nicht durchgehalten habe, bin ich auf bestem Weg, den Februar, was meine Wäschetrocknen-Energie-Bilanz angeht, ins Trockene zu bringen. Doch noch ein Grund, stolz auf mich zu sein.
Was das Duschen angeht, lautet die Temperaturempfehlung rund 37 Grad, also Körpertemperatur. Und die Dauer: «Je kürzer, desto besser», sagt Lukas Trümpi, Fachspezialist Gebäude beim Bundesamt für Energie. Zudem lohne es sich, während des Einshampoonierens der Haare die Dusche abzustellen. Nun, ich habe weder Zeit noch Lust zu kontrollieren, bei welcher Temperatur und wie lange meine Kinder duschen, geschweige denn, ob sie die Dusche abstellen beim Haareshampoonieren. Ich sage ihnen einfach, dass man so eine Menge Energie sparen könnte, das muss reichen. Ich selbst versuche vor allem, die Dauer ein bisschen einzuschränken. Das mit dem Wasserabstellen beim Einshampoonieren mache ich schon länger – aus praktischen Gründen: dann läuft einem nämlich während des Shampoo-Einmassierens das Zeug nicht in die Augen.
Meine grösste Herausforderung: Baden. Eine gefüllte Badewanne braucht bis zu dreimal so viel Energie wie eine ausgiebige Dusche, ungefähr drei bis vier kWh, sagt Experte Lukas Trümpi. Das Problem ist, dass Duschen und Baden nicht den gleichen Zweck erfüllen. Ersteres dient der Reinigung, Letzteres der Entspannung. Ich liebe es, mit einem guten Buch in der Badewanne zu entspannen, und tue dies im Winter zwei- bis dreimal pro Woche. Ich versuche, zumindest einmal in der Woche zu verzichten, und verziehe mich stattdessen frisch geduscht mit meinem Buch ins Bett. Na ja, ganz das Gleiche ist es nicht. Aber auch nicht übel. Der Nachteil ist, dass ich in meinem Schlafzimmer die Waschmaschine im Badezimmer nicht im Visier habe. Aber selbst wenn jemand unerlaubt «zwischenwaschen» würde, habe ich mit dem Verzicht aufs Baden immer noch Energie gespart.
Manche Dinge sind gar nicht so schwierig, wie sie scheinen – zum Beispiel, sich beim Tumblern und beim Baden etwas einzuschränken. Und was Teenager angeht, gibt es nichts, was sich mit dem Androhen von Taschengeldreduktion nicht regeln lassen würde.