Der Frühling ist endlich da – ja, er hat sich sogar schon richtig eingerichtet. Die Vegetation zeigt sich üppig und wächst in Hülle und Fülle, unterstützt von milderen Temperaturen, Sonnenschein und der noch im Boden vorhandenen Feuchtigkeit – zumindest in der Romandie. Im Osten der Schweiz hingegen herrscht eine Trockenheit, wie man sie zu dieser Jahreszeit in lebender Erinnerung noch nie erlebt hat: Der Bodensee führt extrem wenig Wasser, und die grasbewachsenen Hänge haben bereits die Farbe, die man sonst erst am Ende eines heissen, trockenen Sommers sieht.
Die landwirtschaftliche Saison ist eröffnet, vom Flachland bis ins Gebirge. Drücken wir die Daumen, dass das Wetter auf unserer Seite bleibt und uns ein günstigeres Jahr beschert als 2024 mit seinen miserablen Bedingungen. Damals beeinträchtigten Kälte, Regen sowie der Mangel an Sonnenstunden die Kulturen und Ernten erheblich und schlugen sich direkt auf die Menge der einheimischen Nahrungsmittel nieder – sprich auf das, was auf unseren Tellern landet und woher es stammt.
Die Tiere sind jetzt draussen – ein besonderes Merkmal der Schweizer Nutztierhaltung und ein Qualitätsausweis für gelebtes Tierwohl. Kühe, Schweine und Legehennen haben Auslauf: Über 80 Prozent der Rinder, rund die Hälfte der Schweine und die Mehrheit der Hühner können sich im Freien bewegen.
Die Kühe konzentrieren sich dabei auf das, was sie am besten können: Sie weiden, wiederkäuen und veredeln das Gras gleich doppelt – zu Fleisch und Milch. In einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft liefern sie zugleich einen natürlichen, erneuerbaren Dünger, der als Gülle direkt zum passenden Zeitpunkt auf die Felder zurückgeführt wird.
So tragen sie zur Düngung der Kulturen und zur Gesundheit des Bodens bei. Die Sommerweiden in den Bergen füllen sich nun langsam – teils durch die traditionellen Alpaufzüge, teils mit den heutzutage üblichen Transportmitteln wie Traktoren mit Viehwagen oder bisweilen auch Lastwagen.
Während der Hochsaison in der Landwirtschaft herrscht reges Treiben: Maschinen und Fahrzeuge – mal grösser, mal kleiner, mal langsamer, mal schneller, mal mehr oder weniger laut – sind ständig unterwegs. Die Schweiz wird für ihre Landschaften und ihre ländlichen Gegenden geschätzt. Das hat jedoch eine Kehrseite: Wo Land ist, da gibt es auch Landwirtschaft – mit Tieren und bäuerlicher Arbeit, also auch mit Geräuschen, Gerüchen und einer verstärkten Präsenz auf Wegen und Strassen.
Um die Vielfalt und Schönheit der Landschaft, die unsere Spaziergänge, beschaulichen Momente oder sportlichen Ausflüge bereichert, auch künftig geniessen zu können – und vor allem, um unsere Teller weiterhin mit hochwertigen, regionalen Lebensmitteln zu füllen –, müssen wir gegenseitige Rücksichtnahme üben.
Wir Bäuerinnen und Bauern bauen auf das Verständnis und die Toleranz der Bevölkerung – im Geist des gegenseitigen Respekts. Denkt daran, wenn ihr im Schritttempo hinter einer Herde, die von der Weide heimkehrt, oder hinter einem Traktor mit Getreideanhänger fahren müsst. Denkt auch daran, wenn bald der Reigen der Mähdrescher beginnt – vielleicht nachts oder an einem Sonntag.
Atmet einmal tief durch und übt euch in Geduld. Wir produzieren eure Lebensmittel. Unsere Arbeit richtet sich nach den Jahreszeiten und dem Wetter, unsere Einsatzzeiten folgen einem anderen Rhythmus. Wenn es am Samstagabend oder Sonntagmorgen laut wird, geschieht das nicht mit böser Absicht. Es ist schlicht der richtige Moment dafür – bevor der Regen kommt oder weil die Versorgung der Tiere bzw. Kulturen es verlangt.
Genauso kann es passieren, dass ein Velofahrer oder eine Velofahrerin Pech hat und durch einen Kuhfladen fährt – man sagt ja, das bringe Glück! Immer häufiger treffen auch Wanderinnen und Wanderer auf ganze Herden. In solchen Situationen ist Vorsicht geboten.
Man sollte sich an die geltenden Verhaltensregeln halten. Macht einen weiten Bogen um die Tiere – möglichst hangaufwärts –, durchquert niemals die Herde und bleibt stets wachsam. Bewegt euch langsam, führt euren Hund an einer kurzen, gut kontrollierten Leine und fasst weder Kühe noch Kälber an.
Auch Herdenschutzhunde sind immer häufiger im Einsatz. Mit ein paar einfachen Grundregeln bleiben Begegnungen entspannt. Praktischerweise gibt es sogar eine interaktive Online-Karte, auf der jene Alpweiden markiert sind, auf denen Herden von solchen Hunden bewacht werden.
Es wird daher davon abgeraten, den eigenen Hund mitzunehmen. Ruhig zu bleiben und Abstand zu halten – notfalls sich ganz zurückzuziehen – ist die beste Methode, um Konflikte zu vermeiden. Die Herdenschutzhunde verrichten ihre Aufgabe, eine wichtige Arbeit für die Unversehrtheit und Sicherheit der Nutztiere.
Zusammengefasst sind Information und das richtige Verständnis die Schlüssel – das Erfolgsrezept, um eine Situation bestmöglich zu bewältigen oder ihr zumindest etwas Positives abzugewinnen, selbst wenn sie auf den ersten Blick unangenehm erscheint. Nutzt also die Gelegenheit, trotz allem – oder gerade deshalb – euren Spaziergang oder euren Ausflug zu geniessen.