Avocado, Salat, Heidelbeeren, Erdbeeren, Nüsse, Haferflocken – sogenannte Superfoods sind fester Bestandteil des Ernährungsplans von Sport- und Fitnessinfluencerinnen. In ihren «What I Eat In A Day» (WIEIAD)-Shorts ist die Vielfalt der Lebensmittel gross. Viel Obst, viel Gemüse, verarbeitete oder tierische Produkte sind kaum zu sehen. Gleichzeitig preisen die Influencerinnen gerne verarbeitete Proteinprodukte wie Pulver, Riegel oder andere proteinreiche Snacks an. «Protein war der meistgenannte Begriff in den von mir untersuchten Videos», sagt Ernährungsberaterin Anna Vollenweider.
Für ihre Bachelorarbeit untersuchte Vollenweider 28 Kurzvideos von acht ausgewählten Influencerinnen aus dem Fitness- und Sportbereich mit mindestens 100'000 Followern, die in kurzen Videos ihren täglichen Ernährungsplan vorstellen. Oft beginnt ein solcher Tag mit einem Glas Wasser mit Zitrone, gefolgt von meist pflanzlichen und proteinreichen Snacks, Haupt- und Zwischenmahlzeiten.
Vollenweider untersuchte, welche expliziten und impliziten Inhalte und Aussagen im Bereich Ernährung an die Nutzerinnen und Nutzer von Social Media vermittelt werden und ob die Aussagen der WIEIAD-Shorts der wissenschaftlichen Evidenz entsprechen. Keine der von Vollenweider untersuchten Influencerinnen verfügte über eine Ausbildung im Bereich Ernährung. Aussagen zu Ernährungsstilen und Diäten wurden nicht mit Quellen belegt oder begründet. Da Portionsgrössen oder Angaben zum Proteingehalt in den Videos fehlten, kann abschliessend nicht gesagt werden, ob alle Aussagen evidenzbasiert sind. «Es gab aber auch keine völlig aus der Luft gegriffenen Aussagen zum Thema Ernährung», fasst Vollenweider zusammen.
Die Ernährungsberaterin hat sich bewusst für Influencerinnen aus dem Sport- und Fitnessbereich entschieden, da in diesen Kreisen neben Gesundheit und Leistung oft auch das Körperbild im Mittelpunkt steht. Zu 90 Prozent würden die Influencerinnen in meist kurzer, knapper Sportkleidung, bauchfrei oder im Bikini posieren. «Ich sehe keinen Sinn darin, ein Video mit einer Körperdarstellung zu beginnen, wenn es eigentlich nur um Essen gehen soll. So wird die Ernährung mit dem Körperbild verknüpft», so Vollenweider. Selbst wenn wir genau dasselbe essen wie eine Influencerin, werde unser Körper aus genetischen Gründen wahrscheinlich nie so aussehen.
Das Thema Ernährung ist bei den allermeisten Menschen mehrmals täglich präsent und gerade zu Beginn eines neuen Jahres wird auf Social-Media-Plattformen eifrig nach ausgewogenen Ernährungsplänen gesucht.
Vor allem Jugendliche sind in ihrem Essverhalten über Social Media oft leichter zu beeinflussen. Ihre Persönlichkeit entwickelt sich erst noch, sie wollen sich zugehörig fühlen. Und die Vernetzung mit Menschen auf der ganzen Welt, der Austausch von Kommentaren und Nachrichten kann eine gefühlte Nähe oder ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln. Anna Vollenweider wünscht sich, dass sich bei den Jugendlichen ein ausgewogenes Ernährungsverhalten entwickeln kann, ohne Ziele, wie der Körper auszusehen hat, dass sie sich ihrer Individualität bewusst sind und sie annehmen können. «Diese Influencerinnen verdienen ihr Geld mit solchen Videos, haben Zeit, sich Menüs zu überlegen, diese zuzubereiten und ins Fitnessstudio zu gehen. Das sollte man beim Zuschauen immer im Hinterkopf behalten.»
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