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«Wir nannten sie die Frauen-Power-Reise»

Claudia und Rahel Luthiger erzählen kurz vor ihrer Abreise zum Creux du Van von ihren Abenteuern, die sie auf ihrem Interrail-Trip im Jahr 2015 erlebt hatten.
Claudia und Rahel Luthiger erzählen kurz vor ihrer Abreise zum Creux du Van von ihren Abenteuern, die sie auf ihrem Interrail-Trip im Jahr 2015 erlebt hatten.bild: Eveline Beerkircher
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«Wir nannten sie die Frauen-Power-Reise»

Ein Abenteuer sollte es sein, darum planten Claudia Luthiger und ihre Tochter Rahel vor acht Jahren eine Interrail-Reise durch den Osten und den Norden Europas – mit bleibenden Erinnerungen.
24.08.2023, 13:2824.08.2023, 14:35
Monika Burri
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Seit ihrer dreiwöchigen Interrail-Reise 2015 konnten die Steinhauserin Claudia Luthiger und ihre Tochter Rahel keine längere Reise mehr gemeinsam unternehmen. Aber heute sind sie immerhin für einen Wochenendtrip am Bahnhof in Zug parat. Es geht in die Westschweiz zum Creux du Van. Mit gepackten Rucksäcken stehen die beiden vor der Anzeigetafel. Sofort erinnern sie sich an den Start ihrer Reise durch halb Europa: «Weisst du noch ...?» – «Es war so lässig ...» Und: «Das müssen wir wieder einmal machen.»

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Ferien einmal anders geplant

Eigentlich ist es speziell, dass eine Mutter mit ihrer Tochter auf Interrail geht. Das ist allgemein eher eine Sache für die Jungen, könnte man meinen. Doch Interrail ist auch etwas für zwei abenteuerlustige Steinhauserinnen. «Als jedes Familienmitglied seine Ferien anders geplant hatte, blieben Rahel und ich übrig. So begannen wir etwas zu zweit zu planen», erzählt die heute 54-jährige Mutter. Sie waren sich schnell einig, den Zug zu nehmen, weil diese Reiseart bequem und ungefährlich ist, und doch einiges an Erlebnissen versprach. «Wir nannten es die Frauen-Power-Reise, denn wir waren schon immer ein starkes Duo», sagt Rahel Luthiger mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. Es war das erste Mal, dass sie so lange mit ihrer Mutter allein unterwegs war. «Ich habe mich entsprechend fest gefreut», sagt die heute 24-jährige Tochter.

Reise beginnt im Nachtzug

Ohne vorgängige Buchungen von Unterkünften setzten sich die zwei mit ihrem Interrail-Ticket in den Zug. Sie wählten eine Variante für drei Wochen Ost- und Nordeuropa, bei dem sie zehn Tage davon reisen konnten. «Das war ideal für uns. So blieben wir jeweils durchschnittlich drei Tage in einer Stadt und hatten genügend Zeit, alles anzusehen und zu bummeln», so Claudia Luthiger. Mit dem Nachtzug ging es von Zürich nach Budapest. Erst am Bahnhof in der ungarischen Hauptstadt suchten sie eine Unterkunft, dafür nutzte sie eine Buchungs-App auf dem Handy. «Das funktionierte meistens ganz gut.» In Budapest beeindruckte sie das Thermalbad. Sie hätten auch gleich eine Massage gebucht, weiss Rahel noch. Das war für die damals 16-Jährige ein ganz neues Erlebnis. Schnell entdeckten Mutter und Tochter die Vorzüge des touristischen Hop-on-hop-off-Busses, den sie in jeder Stadt nutzten. Auf diese Weise konnten sie sich gemütlich sitzend ein Bild von den Sehenswürdigkeiten machen und entscheiden, was sie danach genauer ansehen wollten.

Mutter und Tochter in Budapest, wo auch ein Thermalbadbesuch nicht fehlen durfte.
Mutter und Tochter in Budapest, wo auch ein Thermalbadbesuch nicht fehlen durfte. bild: Eveline Beerkircher

Schlafen in der Jugi ist interessant

Von Budapest aus waren es nur wenige Stunden Zugfahrt nach Prag. Dort buchten sie zwei Schlafplätze in einem Hostel. «Wir sind beide sehr unkompliziert und brauchen nicht unbedingt ein Hotelzimmer», erklärt Claudia Luthiger. Zudem seien sie in den Jugendherbergen immer mit anderen Reisenden ins Gespräch gekommen, was spannend gewesen sei. In Prag kam es dann auch zum Treffen mit dem Bruder von Rahel: Er spielte mit dem Zuger Unihockey-Team an einem Turnier und freute sich über die lautstarke Unterstützung seiner Mutter und Schwester während des Matchs.

In Prag fand eine Familienzusammenkunft statt: Rahels Bruder spielte im Zuger Unihockey-Team an einem Turnier mit.
In Prag fand eine Familienzusammenkunft statt: Rahels Bruder spielte im Zuger Unihockey-Team an einem Turnier mit.Bild: Shutterstock

Die beiden machten es sich zur Gewohnheit, in jeder Stadt die Lebensmittelläden nach Spezialitäten zu durchkämmen und diese auszuprobieren. Auch eine Herausforderung der flüssigen Art wurde angenommen: «Ich degustierte in jeder Stadt einen Mojito und verglich am Schluss, wer ihn am besten hingekriegt hat», gesteht Claudia Luthiger, und für Rahel habe es die alkoholfreie Variante gegeben. Die Siegerstadt sei hier noch nicht verraten, denn die Reise ging ja erst mal über Berlin nach Kopenhagen weiter.

Der Norden gefiel besonders gut

Mutter und Tochter mussten in Berlin einen ungeplanten Aufenthalt einlegen, weil die Deutsche Bahn einen Zug ausfallen liess. Doch sie nahmen es locker und vertrieben sich die Zeit mit Lesen. Die Fahrt von Deutschland nach Kopenhagen war es dann auch wert, ein wenig zu warten. In Rostock wurde der Zug nämlich direkt auf die Fähre verladen. «Das hat uns sehr beeindruckt, denn Schienen auf einer Fähre sind doch etwas sehr Ungewöhnliches», erinnert sich Rahel. In der dänischen Hauptstadt angekommen, waren beide von dieser nordischen Trendstadt begeistert. «Die Menschen sind aufgeschlossen und die Stadt so modern und interessant», blickt Claudia Luthiger zurück.

Der Abstecher der beiden Frauen von Kopenhagen aus nach Malmö war besonders lohnenswert: Hier kürten sie den besten Mojito ihrer Reise.
Der Abstecher der beiden Frauen von Kopenhagen aus nach Malmö war besonders lohnenswert: Hier kürten sie den besten Mojito ihrer Reise.Bild: Shutterstock

Mit dem Zug unternahmen sie einen Abstecher nach Malmö, das sich auf der anderen Seite der Meerenge befindet und gut über eine Brücke erreichbar ist. Und Achtung: Hier löst sich zudem das Rätsel bezüglich des besten Mojitos auf: Den gab es tatsächlich in Malmö. Und hier wieder als «virgin» für die Teenagerin.

Rundum positives Erlebnis

Von Dänemark führte die Route wieder in den Süden bis nach Amsterdam – ein weiteres Highlight für die zwei Reisenden. Die Stadt mit ihren Kanälen und den historisch gut erhaltenen Fachwerkhäusern zog beide in ihren Bann. «Wir waren natürlich auch mit dem Velo unterwegs, aber auch mit dem Hop-on-hop-off-Schiff. Eine richtig coole Sache», schwärmt Rahel. Über Brüssel traten die beiden Steinhauserinnen die Heimreise an. Brüssel habe sie als Stadt nicht so überzeugt, aber die Museen seien sehr interessant gewesen, sagen beide übereinstimmend. Welche Bilanz der Reise ziehen die beiden rückblickend und mit einigen Jahren Distanz? «Wir haben keine nennenswerten Probleme gehabt und würden das sofort wieder machen», sagt Claudia Luthiger. Definitiv, die Mutter sei eine tolle Reisepartnerin, ergänzt ihre Tochter. Ein Blick auf die Uhr und Bewegung kommt in die Frauen. Nun sei jedoch Schluss mit dem Schwelgen in der Vergangenheit. Ihr Zug nach Neuenburg geht in wenigen Minuten. Routiniert wird der Rucksack geschultert und los geht’s auf einen Mutter-Tochter-Ausflug, wie immer mit viel Power.

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