Kürzlich in der Parfümerie: Zum Test sprüht der vor einer Woche noch kranke Mann das neuste Hugo-Boss-Parfum auf die Handinnenseite – und riecht nichts. Er beginnt zu rätseln: Hatte ich Corona? Möglicherweise, denn Geruchsverlust ist häufig und langwierig, wie eine neue US-Studie zeigt, die soeben auf Jama Network publiziert worden ist.
Über Geschmacks- und Geruchsverlust klagen Corona-Infizierte oft noch Monate nach der Erkrankung. Forscher um Ryan Sharetts von der Pennsylvania University wollten es genauer wissen und fragten sich, wie die Situation nach einem Jahr aussieht.
Der Verlust von Geschmack behindert Menschen, der Essgeschmack ist weg, und ein betroffener Koch könnte manche Suppe versalzen. Die Untersuchung mit rund 800 Personen, von denen etwa die Hälfte Corona hatte und die andere nicht, zeigt nun aber zum Glück: Die Geschmacksfunktion kehrt innerhalb eines Jahres wieder zurück. Die Gruppe ohne Corona unterschied sich kaum von jener, die mit Sars-CoV-2 infiziert war. Ein Geschlechtsunterschied zwischen Mann und Frau wurde auch nicht festgestellt.
Anders sehen die Resultate beim Geruchssinn aus. Da zeigte sich, dass der Geruchsverlust bei fast einem Drittel der exponierten Menschen bestehen blieb. Allerdings gab es grosse Unterschiede in Bezug auf die Variante, mit der man sich angesteckt hatte. War die Person mit der ursprünglichen Wuhan-Variante von Sars-CoV-2 infiziert, führte das zu einem hohen Grad an Geruchsverlust. Das Gleiche gilt auch für die darauffolgende Alpha-Variante. Bei den späteren Omikron-Varianten stellten die Forscher um Sharetts fest, dass diese immer noch aktuelle Variante am wenigsten Geruchsbeeinträchtigungen erzeugt. Das stimme mit Ergebnissen früher Studien überein, schreiben die Studienautoren.
Interessant ist aber, dass viele Betroffene über Langzeit-Geschmacksverlust berichten, obwohl das gemäss Tests nicht der Fall ist. Selbstberichte über Geschmacksstörungen seien ungenau und spiegelten die Realität nicht wider. Viele halten die anhaltenden Geruchsstörungen fälschlicherweise auch für Geschmacksstörungen. Diese Aussagen deuteten nach einer Infektion mit Corona auf eine Erkrankung des Riechsystems hin und nicht des Geschmackssystems. Wahrscheinlich gehe der Verlust von Geschmacksempfindungen auf Geruchsmoleküle zurück, die das geschädigte Riechepithel, also das für die Sinneswahrnehmung von Gerüchen spezialisierte Gewebe, über den Nasenrachenraum und nicht über die Geschmacksknospen erreiche.
Die Resultate dieser Studie bestätigen auch die Resultate einer Long-Covid-Studie, die im März im Fachmagazin «National Library of Medicine» publiziert worden ist. In dieser Meta-Analyse wurden bei 24 Prozent der Corona-Infizierten langandauernde Geruchs- beziehungsweise Geschmackseinbussen nachgewiesen. Dabei wurde allerdings nicht zwischen Geschmack und Geruch unterschieden.
Wenn ich mir meine Netflix Watchlist so anschaue, ist das noch nicht vorbei.
Wurde die Studie in Schweizerdeutsch verfasst? 🤔
Beisst sich hier nicht etwas?!? Ich dachte immer, der Geschmack von Lebensmitteln werde auch zu grossen Teilen über den Geruchssinn wahrgenommen. Unsere Zunge kann nur die Geschmäcker süss, salzig, sauer, bitter und umami unterscheiden. Das eigentliche Aroma der Speisen nehmen wir aber über die Nase wahr (deshalb schmeckt bei verstopfter Nase alles gleich).
Damit wäre die obenstehende Aussage irgendwie widersprüchlich. 🤔