Sie töteten kaltblütig 17 Menschen und hielten Frankreich tagelang in Atem, bevor sie selbst von Elite-Polizisten erschossen wurden: Die Gesichter der «Charlie Hebdo»-Attentäter Chérif und Said Kouachi und ihres islamistischen Gesinnungsgenossen Amedy Coulibaly wird Frankreich nicht vergessen. Mehr zu den Menschen und dem verhängnisvollen Weg, den sie gegangen waren:
Der 32-Jährige war den französischen Sicherheitsbehörden schon lange bekannt: 2008 wurde er wegen seiner Zugehörigkeit zu einem Dschihadisten-Netzwerk zu drei Jahren Haft verurteilt, davon die Hälfte auf Bewährung. 1982 in Paris als Sohn algerischer Eltern geboren, war Chérif Mitglied des nach einem Park im 19. Pariser Bezirk benannten «Buttes-Chaumont-Netzwerks», das Dschihadisten zum Kampf gegen die US-Truppen in den Irak schickte. Er wurde 2005 festgenommen, kurz bevor er selber über Syrien in den Irak reisen konnte.
Seine Radikalisierung hatte bereits früher begonnen: Anfang der 2000er Jahre besuchte Kouachi in Paris Koran-Kurse bei dem selbsternannten «Emir» Farid Benyettou, der für den Heiligen Krieg (Dschihad) im Irak warb. Bei Vernehmungen sagte Benyettou, Kouachi sei «sehr impulsiv und sehr aggressiv» gewesen und habe von Plänen gesprochen, vor einer Ausreise zum Dschihad einen Angriff auf Juden in Frankreich zu verüben.
Im Gefängnis lernte Kouachi später den Islamisten Djamel Beghal kennen, der wegen der Vorbereitung von Anschlägen eine zehnjährige Haftstrafe absass. Seitdem soll er unter dessen Einfluss gestanden und einen «sehr strengen Islam» praktiziert haben, heisst es aus informierten Kreisen. Vor seinem Tod sagte er dem Nachrichtensender BFMTV, er sei vom Terrornetzwerk Al-Kaida im Jemen beauftragt und finanziert worden.
Der 34-Jährige wurde nie strafrechtlich belangt, die französischen Sicherheitsbehörden hatten sich vor allem bei Ermittlungen zu seinem jüngeren Bruder mit ihm beschäftigt. Offenbar hielt er sich aber 2011 mehrere Monate lang im Jemen auf und wurde dort vom Terrornetzwerk Al-Kaida unter anderem im Umgang mit Waffen trainiert.
Zuletzt lebte der arbeitslose Said Kouachi, auf Fahndungsfotos mit kurzen Haaren und einem Kinnbart zu sehen, mit seiner Frau und einem gemeinsamen Kind in einem Vorort der nordostfranzösischen Stadt Reims. Sein Personalausweis wurde in einem der Fluchtfahrzeuge gefunden, was die Ermittler auf die Spur der Brüder brachte.
Coulibalys Fahndungsfoto lief am Freitag in allen Nachrichtensendungen: Der 32-Jährige soll zunächst am Donnerstag in Montrouge südlich von Paris eine Polizistin erschossen haben. Am Freitag dann tötete er in einem jüdischen Supermarkt im Osten von Paris bei einer Geiselnahme mehrere Menschen. Vor seinem Tod sagte er dem Sender BFMTV, er sei Mitglied der Dschihadisten-Gruppe Islamischer Staat (IS) und habe seine Taten mit den Kouachi-Brüdern abgestimmt.
Coulibaly wurde in der Vergangenheit wegen Diebstahls, Raubes und Drogenhandels mehrfach verurteilt und hat Jahre im Gefängnis verbracht. Aber erst 2010 fiel sein Name in Verbindung mit einem islamistischen Unterfangen: Er war an Plänen beteiligt, einen inhaftierten Islamisten aus dem Gefängnis zu befreien. Bei seiner Festnahme wurden bei ihm 240 Kalaschnikow-Patronen gefunden.
Ende 2013 wurde er deswegen zu fünf Jahren Haft verurteilt, wegen seiner Zeit in der U-Haft kam er im vergangenen Jahr wieder auf freien Fuss. Während einer seiner Haftstrafen lernte er Chérif Kouachi kennen – und den Islamisten Beghal, der auch auf ihn einen grossen Einfluss ausübte.
Geboren wurde Coulibaly in Juvisy-sur-Orge im Süden von Paris als siebentes von insgesamt zehn Kindern – seine Geschwister sind allesamt Schwestern. 2008 und 2009 machte er eine Ausbildung in einem Coca-Cola-Werk nahe Paris. In der Zeit wurde er, zusammen mit anderen Auszubildenden, vom damaligen Staatschef Nicolas Sarkozy im Elysée-Palast empfangen. (dhr/sda/afp)