Wer soll ausgezeichnet werden?
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Viele Zeitgenossen engagieren sich freiwillig, setzen ihre Freizeit zum Wohle anderer ein und arbeiten hart dafür, die Welt ein klein wenig besser zu machen. Meist aber bleiben sie im Hintergrund, sprechen nicht einmal gross über ihr Engagement. Höchste Zeit, sie einmal vorzustellen.
15.12.2014, 17:0217.12.2014, 10:47
Team watson
Wir bei watson haben überlegt, wen wir aus der Schweiz spontan mit einem Orden für Menschlichkeit auszeichnen würden. Dabei sind wir schnell auf fünf Kandidaten gekommen. Doch wir sind sicher: Es gibt Dutzende weitere Personen, die einen solchen Orden mindestens genauso verdient haben. Und wir wollen wissen, wer sie sind. Deshalb ist eure Mithilfe gefragt. Schreibt eure Vorschläge ins Kommentarfeld unten oder aber auf unsere Facebook-Seite. Denn das Mindeste, was wir tun können, ist: All diese unermüdlichen Helfer für ihr Engagement zu ehren.
Hier unsere fünf Nominierten:
Hannes Schmid: Hilft Menschen, die in Kambodscha auf der Müllhalde leben
Hannes Schmid zeigt Bilder aus Kambodscha, die er bei seiner Arbeit für das Hilfsprojekt Smiling Gecko gemacht hat.
Der bekannte Schweizer Fotograf Hannes Schmid ist für seine Bilder vom Marlboro-Man und seine Rockstar-Fotos weltweit bekannt. Was hingegen nur wenige wissen: Jeden Monat verbringt er ein bis drei Wochen in Kambodscha. Dort setzt er sich für Menschen ein, die in dem ohnehin verarmten Land von der Gesellschaft an den Rand gedrängt wurden. Sie leben von Recycling und wohnen auf Müllhalden in Blechbuden auf verseuchtem Boden. Doch ständig werden sie vertrieben und ihre Hütten dem Erdboden gleichgemacht.
Immer wenn Schmid in Kambodscha ist, lebt er mit den Menschen auf den Müllhalden. Nur so komme er wirklich an sie heran. Und: Er gibt den Menschen Startkapital. Er kauft Land ausserhalb der Stadt und stellt es den Familien zur Verfügung, damit sie dort Bauernhöfe betreiben können. Zusammen mit dem Rechtsanwalt Dominque Ruetimann hat er die Hilfsorganisation Smiling Gecko gegründet. Ziel der Stiftung: Den Menschen Perspektiven zu eröffnen. Und es funktioniert: Viele der Menschen sind nach einigen Monaten nicht mehr auf Hilfe angewiesen, sondern können von ihrer Arbeit leben. Mehr über sein Hilfsprojekt gibt es hier zu lesen >>
Enrique Steiger: Zwischen Schönheitschirurgie und Lazarett-OPs
Sein Hauptberuf: Busen vergrössern, Bäuche verkleinern, Gesichter liften, Hintern straffen, Lippen aufspritzen. Aus aller Welt kommen Menschen in seine Klinik an der Goldküste Zürichs, um sich verschönern zu lassen. Dafür lassen sie ein kleines Vermögen liegen. Denn Enrique Steiger ist der vermutlich prominenteste Schönheitschirurg der Schweiz – und der teuerste. 18'000 Franken kostet eine Brust-OP, rund 30'000 Franken ein Facelifting. Doch das ist nur eine Seite seines Lebens. Die andere, von denen die meisten seiner Patienten nichts wissen: In Zeltlazaretten flickt er verstümmelte Kriegsopfer zusammen. Ob Ruanda, Syrien oder Afghanistan – da wo andere vor der Gewalt fliehen, geht er hin, um Verwundeten zu helfen. Zehn Prozent seines Einkommens verwendet er für die Hilfseinsätze, dazu kommt der Verdienstausfall.
Er amputiert, schliesst klaffende Wunden, entfernt Bombensplitter. Bei so ziemlich allen grossen Konflikten und Kriegen der vergangenen 25 Jahre war Steiger dabei. Drei Monate pro Jahr verbringt er in den Krisengebieten dieser Welt, ohne dass ihn einer dafür bezahlt. Auf eigenes Risiko. Im Sudan behandelte er 2007 Opfer unter freiem Himmel. Ein Spital gab es nicht mehr – es war zerbombt. Den Strom seiner OP-Lampe lieferte der Motor eines Jeeps.
Beat Richner: Dr. Cello gründet in Kambodscha 6 Spitäler
Dr. Beat Richner untersucht einen jungen Patienten in der Tuberkulose-Abteilung seines Kinderspitals in Siam Reap. Bild: KEYSTONE
1974 schickt das Schweizerische Rote Kreuz Richner an das Kantha-Bopha-Kinderspital nach Kambodscha. Als die Roten Khmer die Macht übernehmen, bricht Richner seinen Aufenthalt ab und nimmt seine frühere Arbeit am Kinderspital Zürich wieder auf. Im Dezember 1992 kehrt er zurück nach Kambodscha und baut das zerstörte Kinderspital wieder auf. Er erinnert sich zurück: «Ohne den König wäre das Projekt nicht zustande gekommen», erzählt er in einem Interview. «Die Regierung stellte sich dagegen, aber Sihanouk hat uns ein Terrain, das zu seinem Palast gehört, zur Verfügung gestellt.»
Heute gehören zu Kantha Bopha sechs Spitäler in Phnom Penh und in Seam Reap. 2012 wurden mehr als 120'000 Kinder stationär behandelt. Aus allen Teilen des 14-Millionen-Einwohner-Staates strömen Eltern mit ihren Söhnen und Töchtern in die Kantha-Bopha-Kliniken, in denen die meisten Kinder ambulant behandelt werden.
Alles ist kostenlos, selbst Reisegeld zahlt der Klinikchef den Ärmsten. Seit 2013 unterstützt die Schweiz die Spitäler mit vier Millionen Dollar jährlich.
Neben Kambodscha ist die Schweiz das einzige Land, das die Institution finanziell fördert. Die restlichen Gelder stammen aus Spenden. Viele davon aus der Schweiz. Damit diese nicht ausgehen, schlüpft Richner immer wieder in die von ihm erschaffene Bühnenfigur des melancholischen Musikclowns Beatocello. Ausserdem schreibt er Kinderbücher für «Erwachsene ab etwa fünf Jahren».
Urs Lauper: Hat eine Geburtsstation in Laos aufgebaut
Das Swiss Laos Hospital Project ist eine Initiative von Schweizer Ärzten, Hebammen und Krankenschwestern. Seit 2000 setzen sie immer wieder ihre Freizeit dafür ein, Frauen in Laos, welche unter kargen, schwierigen Verhältnissen ihre Kinder gebären müssen, zu helfen. Wegen geringer Hygiene überleben viele Babys die Geburt nicht lange.
Um diese Zustände zu verbessern, gründet Urs Lauper das Hilfswerk. Bis zu seiner Pensionierung ist er leitender Arzt am Universitätsspital Zürich. Mittlerweile lebt er in Laos und hilft dort das ganze Jahr über. In einem Spital hat er eine Geburtsstation aufgebaut. Mit alten Apparaten aus der Schweiz und vielen kleinen Geräten und Medikamenten hilft er dort Tausenden von Kindern und Müttern zu überleben.
Lotti Latrous: Fern ihrer eigenen Familie hilft sie Kindern im Slum von Abidjan
Durch die Arbeit ihres Mannes, Aziz Latrous, der als Direktor einen internationalen Nahrungsmittelkonzern leitete, kommt ihre Familie mit den Kindern Sonia, Selim und Sarah von Jeddah über Nigeria und Kairo nach Abidjan, der Wirtschaftsmetropole der Elfenbeinküste. Nach zwei Jahren beginnt Lotti Latrous dort im «Mutter Teresa»-Krankenhaus zu arbeiten. Das Elend, das sie dort antraf, veranlasst sie, in Adjouffou, einem der Elendsviertel Abidjans, ein Ambulatorium zu bauen.
Daneben baut sie ein Waisenhaus auf sowie ein Spital. Sie rettet so Tausenden von Menschen das Leben. Und das unter vollem Einsatz. Denn sie ist die meiste Zeit getrennt von ihrer Familie, die mittlerweile wegen des Berufs ihres Mannes weiterziehen musste. Gesundheitliche Probleme zwingen Lotti Latrous 2012 kürzer zu treten und sich Gedanken über eine mögliche Nachfolge zu machen. 2013 machte sie eine lange Pause in Tunesien und der Schweiz, um sich zu erholen. Seit 2014 arbeitet sie wieder in Adjouffou. Sie wird allerdings nicht mehr wie früher fast das ganze Jahr an der Elfenbeinküste verbringen. Doch mittlerweile wird sie vor Ort unterstützt von einem ganzen Team. Mehr über die Stiftung Lotti Latrous >>
Jetzt ihr: Wer muss unbedingt in die Liste aufgenommen werden? Und warum? Schreibt die Vorschläge ins Kommentarfeld und auch, warum ihr der Ansicht seid, dass die Person in unsere Liste «Helden der Menschlichkeit» aufgenommen werden muss.
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