Zuerst Luzern, dann das Fürstentum Liechtenstein. Nachdem die beiden Regionen dem Sächsilüüte einen Korb gegeben haben, steht das OK fürs nächste Jahr ohne Gastkanton da. Eine unsägliche Schlappe für die stolzen Zürcher Zünfte, könnte man meinen. Doch das sehen die Betroffenen ganz anders. «Wir sind froh, dass wir fürs nächste Jahr keinen Gastkanton gefunden haben. So können wir unseren lang gehegten Traum erfüllen und nun den besten Kanton der Schweiz ans beste Fest der Schweiz einladen: den Kanton Zürich», sagt Patrick Mayer, Sprecher der Zürcher Zunftvereinigung.
Der Zunftrat, ein Gremium von langjährigen weisen Zünftern, hat den Vorschlag bereits einstimmig abgesegnet. «Die 13 Weisen haben lange darüber gebrütet, ob solch eine Geste von zukünftigen potentiellen Gastkantonen nicht als arrogant empfunden werden könnte», so Mayer. Nach intensiver Debatte lies der Rat vom Sprecher jedoch ein Statement verlesen. «Scheiss auf die anderen Kantone. Wir schmeissen eine Sause, dass die sich wünschten, sie wären an den Zürichsee gepilgert.» Schon mit dieser undiplomatischen Aussage kann Zürich eines seiner unverkennbaren Merkmale zur Schau stellen, nämlich die Arroganz gegenüber allem, was nicht aus Zürich kommt.
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Die Zünfter könnten es sich vorstellen, den Umzug um weitere Zünfte zu erweitern. «Die Zunft Paradeplatz mit den beiden Banken UBS und CS hat bereits ihr Interesse angemeldet. Sie würden aus Tausendernoten Konfetti stanzen und damit von ihrem Wagen aus das Volk eindecken», so Mayer. Auch andere Neo-Zünfte würden gerne mitmarschieren. «Die Zunft der Kaufleute will einen typischen Zürcher Brauch repräsentieren und möchte Koks unter den Zuschauern verteilen. Der Schwarze Block hat sich für den Nachumzug angemeldet.»
Noch nicht sicher ist man sich bei den Zünften, ob man den Böögg beibehalten will. «Einige Zünfter haben darüber debattiert, ob man statt dem Schneemann die Frau Irene Böller auf den Scheiterhaufen werfen wolle», sagt Mayer. «Da es sich bei der Hexenverbrennung aber um einen typischen Glarner Brauch handelt, sind sie dann wieder von dieser Idee abgekommen.»