Facebook hat Giphy gekauft. Oder anders ausgedrückt: Datenkrake schluckt äusserst populäre GIF-Plattform. Wie es dazu kam und was die Folgen sind, verrät dieser Beitrag.
Am vergangenen Freitag, 15. Mai, verbreitete sich wie ein Lauffeuer die Nachricht, dass Facebook Giphy übernimmt, den populären Anbieter animierter Bilder. Die Plattform für kurze Clips soll in Facebooks Fotodienst Instagram integriert werden, aber auch weiterhin für Drittanwendungen (von anderen Unternehmen) verfügbar bleiben.
Den Kaufpreis verriet Facebook nicht, laut «Axios» wurde Giphy bei dem Deal mit 400 Millionen Dollar bewertet. Das wäre ein Rückschritt im Vergleich zur Bewertung von 600 Millionen Dollar aus der vergangenen Finanzierungsrunde.
Facebooks Griff nach Giphy kommt nach monatelangen Debatten darüber, ob die US-Wettbewerbshüter bei früheren Übernahmen durch Facebook und andere Techkonzerne hätten restriktiver sein müssen. Als Beispiele werden der Kauf von Instagram für eine Milliarde Dollar 2012 und von WhatsApp für 22 Milliarden Dollar im Jahr 2014 genannt.
Spoiler: Nicht wegen der GIFs.
Der Giphy-Deal sei für Facebook strategisch grossartig, kommentieren Beobachter. Facebook erhalte wertvolle Insider-Informationen: Giphy sei in viele Top-Apps eingebettet, und das Software Development Kit (SDK) verlange von den Entwicklern die Offenlegung der Geräte-IDs der Nutzer.
Das heisst, Facebook kann in Echtzeit überwachen, wie sich Konkurrenten entwickeln. Konkret: Apps von Drittanbietern. Der Social-Media-Konzern verfolgt schon länger die Strategie, sich durch Übernahmen solche Einblicke zu verschaffen, der bekannteste Fall dürfte der VPN-Dienst Onavo sein.
Im Gegensatz zu Apple und Google betreibt Facebook kein mobiles Betriebssystem und hat nicht die damit verbundenen Einblicke in das Nutzungsverhalten der Kunden.
Dank Onavo erkannte die Facebook-Führung früh, dass der damalige Konkurrent WhatsApp doppelt so schnell wuchs, was die Zahl der verschickten Chat-Nachrichten betraf, im Vergleich zu Facebooks eigenem Messenger. Konsequenz: Mark Zuckerberg beschloss, WhatsApp zu übernehmen, und unterbreitete den beiden Gründern einen Milliardendeal, den sie offensichtlich nicht ausschlagen wollten.
Apple verbannte 2018 die Onavo-App aus seinem App Store (iOS), dies mit der Begründung, dass die Datensammlung gegen die Regeln des Unternehmens verstosse.
PS: Ein Motiv für die Giphy-Übernahme dürfte auch gewesen sein, dass Facebook damit verhindern kann, dass ein anderer Käufer Einblicke erhält ins Facebook-Ökosystem.
Giphy kann weiterhin normal verwendet werden, zur GIF-Suche über die Website oder die Smartphone-App, und natürlich auch um eigene (animierte) Inhalte hochzuladen.
Auch die Integration bei Twitter, Pinterest, Slack und weiteren Online-Diensten bleibe bestehen: Die entsprechende Entwickler-Schnittstelle (API) werde nicht geändert, heisst es.
Wer Facebook keine Daten preisgeben will, sollte in Zukunft auf Giphy verzichten und auch alle Online-Dienste meiden, die die Giphy-Schnittstelle implementiert haben. Man sollte nicht vergessen, die Giphy-App auf dem Handy zu löschen.
Wobei Facebook nicht automatisch an alle User-Daten von Drittanwendungen kommt, wie das Beispiel Slack zeigt.
Der webbasierte Instant-Messaging-Dienst ermöglicht den Slack-Usern, Giphy-GIFs einfach in Chats einzubinden. Facebook erhalte jedoch keine Einsicht in die Teamkommunikation, versicherte ein hochrangiger Slack-Manager, nachdem entsprechende Bedenken vom Apple-Blogger John Gruber (Daring Fireball) geäussert worden waren.
Datenkrake Facebook rückt näher.
Einige GIFs in Apples GIF-Online-Suche in Nachrichten/iMessage stammen auch aus Giphy. Dies dürfte sich auf absehbare Zeit ändern, vermuten US-Kommentatoren.
Wenn die Giphy-App auf einem iPhone (oder anderen iOS-Geräten) installiert ist, kann man bekanntlich über das entsprechende iMessage-Plugin Giphy-GIFs mit nur einem Klick in eigene Nachrichten einbinden. Facebook hat dadurch aber keinen Einblick in die Ende-zu-Ende-verschlüsselten Chats, sondern erhält nur Informationen, nach welchen GIFs gesucht wurde, wann und wie häufig solche Animationen abgerufen und in die Chatverläufe eingebettet werden.
Nein, das ist nicht geplant. Facebook will ja an möglichst viele Nutzungsdaten kommen über die Giphy-Integration in populären Drittanwendungen wie Twitter etc.
Laut Berichten wird erwartet, dass Giphy sein eigenes «Branding» beibehält, wobei die primäre Integration über die Instagram-Plattform von Facebook erfolgen soll.
Rund die Hälfte der Zugriffe auf Giphy sei bereits aus Facebook-Apps erfolgt, davon wiederum zur Hälfte von Instagram aus, betont der Social-Media-Konzern und versichert, die Schnittstellen für andere Apps und Entwickler sollen nach der Übernahme erhalten bleiben.
Es existieren diverse kostenlose Online-Dienste, die es erlauben, animierte GIFs zu verwenden.
Die animierten Bilder im GIF-Dateiformat, oft Ausschnitte aus Filmen oder TV-Sendungen, werden im Web zum Beispiel genutzt, um Emotionen auszudrücken oder einen Kommentar abzugeben.
«Giff» [gɪf] ist laut Wikipedia am gebräuchlichsten und wird gemäss offizieller watson-Doktrin in der Redaktion auch so ausgesprochen, allerdings sieht das der GIF-Erfinder definitiv anders und wünscht sich, dass man «Dschiff» [d͡ʒɪf] sagt.
«Dschiff» sollte eine Anspielung auf den Werbeslogan einer amerikanischen Erdnussbutter-Marke sein und in deren Abwandlung «Choosy Developers Choose GIF» dreifach gut klingen, weiss SRF Online. Aber es kam anders ...
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA