Apple setzt an, nach der Unterhaltungselektronik die nächste Branche umzukrempeln.Bild: Hulton Archive
Selbstfahrende Robo-Autos
Unter dem Codenamen Titan arbeitet Apple an einem Elektroauto. Das sollte zahlreiche Unternehmen beunruhigen.
16.02.2015, 21:1717.02.2015, 12:47
Die traditionellen Autohersteller haben die Zukunft verpennt. Das stellt man fest, wenn man sich auf den Strassen umschaut, respektive umhört: Von leise schnurrenden Elektromotoren (fast) keine Spur...
Hier kommen die aktuellen Apple-Gerüchte und unbestätigten Meldungen ins Spiel.
Wann kommt das Apple-Auto?
Das ist völlig offen. Genau so wie es den seit Jahren erwarteten Apple-Fernseher immer noch nicht gibt, könnte auch der iCar am Ende ein Phantom bleiben. Jedoch hat Apple die besten Gründe, möglichst rasch ein funktionierendes Auto zu bauen.
Warum beschäftigt sich Apple intensiv mit Elektroautos?
Das dürfte nicht nur am lieben Geld liegen:
- Apple sitzt auf einem riesigen Geldberg und muss neue Geschäftsfelder abseits von iPhone und Co. erschliessen.
- Die Spezialität der Kalifornier ist es, bestehende Industrien und Märkte durch benutzerfreundliche neue Produkte und geschicktes Marketing auf den Kopf zu stellen. Aktuelles Beispiel ist die Branche der Unterhaltungselektronik. Auch den Markt für Haushaltsgeräte und Heimvernetzung (Internet der Dinge) hat Apple bereits in Angriff genommen und ist daran, mit HomeKit eine mächtige Plattform zu etablieren. Daneben lockt die Autoindustrie mit gewaltigen Umsätzen. Apple könnte bis zu 50 Milliarden Dollar im Jahr verdienen.
- Der Kampf der Betriebssysteme geht auf der Strasse weiter. Apples Erzfeind Google ist vor Jahren ins Geschäft eingestiegen und hat ein selbstfahrendes Auto fast bis zur Serienreife gebaut. Unter der Bezeichnung Android M wird die zukünftige Steuersoftware für das Cockpit entwickelt. Da kann Apple nicht nur zusehen.
- Apple sieht sich als grünes Tech-Unternehmen, das wenn immer möglich auf umweltfreundliche Energien setzt. Das Engagement bei den Elektroautos würde dieses positive Image stärken. Ausserdem könnte man von Forschungsresultaten profitieren und diese für andere Bereiche nutzen. Beispiel: leistungsfähige Batterien.
Wird es wirklich ein selbstfahrendes Robo-Auto?
Die bisherigen Medienberichte widersprechen sich. Das «Wall Street Journal» meint nein, die Nachrichtenagentur Reuters ja. Die Wahrheit könnte in der Mitte liegen, wie der Techblog The Verge kommentiert.
Sprich: Im Gegensatz zu Google könnte Apple zunächst kein autonom fahrendes Roboterauto herausbringen. Dies bedeutet aber natürlich nicht, dass auf Technologien verzichtet wird, die den menschlichen Fahrer unterstützen. Sei dies zum Beispiel ein intelligenter Spur-Assistent, der bei Fahrfehlern eingreift.
2009 präsentierten deutsche Studenten ein Auto, das sich mit dem iPhone steuern liess.Bild: Getty Images Europe
Dies würde zu Apples bisheriger und bewährter Strategie passen, nicht mit völlig neuen Produkten auf den Markt zu kommen, sondern vielmehr bestehende, bereits akzeptierte Technologien zu verbessern.
Das geheime Projekt scheint jedenfalls wichtig zu sein. Apple-Chef Tim Cook hat vor einem Jahr Steve Zadesky mit der Leitung des Projekts beauftragt. Das ist ein ehemaliger Ford-Ingenieur, der bei der Entwicklung des iPods und des iPhones eine wichtige Rolle spielte. Zadesky kann angeblich bis zu 1000 Leute anheuern.
Ist Apple überhaupt in der Lage, ein Elektroauto zu bauen?
Ja. Dass auch ein Neueinsteiger Autos bauen kann, stellt Tesla unter Beweis.
Zwar hiess es in aktuellen Medienberichten, dass Apple konsequent auf sogenannte Auftragsfertiger setze und die Hardware nicht selber produziere. Dies ist aber nachweislich falsch. So wird etwa der teuerste im Handel erhältliche Apple-Computer, der Mac Pro, in einer Apple-eigenen Fabrik in Texas gebaut.
Apple hat das Geld und die Köpfe, um neue Technik «In House» zu entwickeln. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Ausserdem sammeln die Kalifornier gezielt Erfahrungen im Umgang mit präziseren Fertigungstechniken und vielversprechenden Materialien, wie zum Beispiel LiquidMetal.
Googles selbstfahrende Autos
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Googles selbstfahrende Autos
Im geheimen Labor Google X tüftelt der Internetkonzern an selbstfahrenden Autos.
quelle: ap/ap / paul sancya
Bei der Entwicklung neuer Produkte ist Apple für weit vorausschauendes Vorgehen bekannt. Zum einen sichern sich die Kalifornier frühzeitig Schlüsseltechnologien durch Firmenübernahmen, wie etwa im Fall des Fingerabdruck-Scanners TouchID durch den Kauf von Authentec.
Zum andern profitiert das Unternehmen über geheime Kooperationen vom Know-how Dritter. So soll es bei der Entwicklung der Apple Watch einen regen Erfahrungsaustausch mit der Uhrenindustrie gegeben haben. Bei der Produktion entschied sich Apple für den Alleingang.
Bei den Prozessoren, also dem Herzstück jeder modernen Maschine, kann Apple auf eine starke Entwicklungsabteilung zählen. Die Kalifornier designen seit Jahren leistungsfähige und massgeschneiderte Chips, die weniger Strom verbrauchen als die Konkurrenz.
Wie sieht das Apple-Auto aus?
Sicher nicht so wie das nachfolgende Bild (auch wenn das Design vom australisch-britischen Designer Marc Newson stammt, der seit 2014 für Apple arbeitet):
Und auch nicht so:
Laut den US-Medienberichten arbeitet Apple nicht an einem sportlichen Zweiplätzer, sondern an einem Mini-Van.
Was hat Mercedes mit dem Apple-Auto zu tun?
Apple hat den früheren Chef der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Mercedes-Benz, Johann Jungwirth, an Bord geholt. Der US-Techblog Cult of Mac hat den Mann näher vorgestellt und bezeichnet ihn als Mercedes' Tech-Guru, der zu Apple überlief.
Das sind die ersten selbstfahrende Autos
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Das sind die ersten selbstfahrenden Autos
Das erste selbstfahrende Auto in der Schweiz: Seit Mai 2015 fährt ein VW Passat der Swisscom und der Freien Universität Berlin zu Testzwecken durch Zürich.
Mercedes war übrigens der erste Autobauer, der im Silicon Valley ein Forschungszentrum realisierte. «Die Technologiefirmen verstehen mittlerweile, wie wichtig das Auto im Puzzle des digitalen Lebens ist», sagt der Autoexperte des IT-Marktforschers Gartner, Thilo Koslowski. «Es ist erst der Anfang.»
Liefert uns dieses Video zum «Mercedes F015» einen Vorgeschmack auf das Apple-Auto? Schön anzusehen ist es alleweil.
Die etablierten Autobauer hätten zwar immer noch eine starke Position, meint der Autoexperte. Doch jetzt würden die Weichen für die Zukunft gestellt: «Die Fahrzeugtechnik bleibt wichtig – aber die Differenzierung läuft über Software.»
Dabei könnte Apple gegenüber Google einen gewichtigen Vorteil haben: Das Vertrauen der Kunden bezüglich des Umgangs mit Daten. Googles Geschäftsmodell dreht sich darum, möglichst viele Informationen zu sammeln, um mit personalisierter Werbung Geld zu verdienen.
Kauft Apple Tesla?
Es gibt aktuelle Prognosen, dass Apple den Elektrowagenbauer nächstes Jahr für 75 Milliarden Dollar schlucken wird. Das entspräche etwa dem Dreifachen des aktuellen Börsenwertes.
Das Problem: Tesla-Gründer Elon Musk, der auch schon mit Apple-Übervater Steve Jobs verglichen wurde, hat sich öffentlich gegen eine Übernahme ausgesprochen. Er wolle mit Tesla unabhängig bleiben und werde Apple in ein paar Jahren überholen, was den Börsenwert betrifft.
Nun ja: Das schöne Lied von der Unabhängigkeit sang einst auch der WhatsApp-Gründer Jan Koum. Bis er den multimilliardenschweren Verlockungen durch Facebook erlag...
Und was hat das mit diesen Kamera-Autos zu tun?
Es handelt sich um die jüngste von mehreren Sichtungen. In und um San Francisco sind in den letzten Monaten immer wieder mysteriöse Apple-Fahrzeuge aufgetaucht. Auffallend an den Serienwagen ist der Dachaufbau – ein Gerüst mit mehreren montierten Kameras.
Laut US-Medienberichten handelt es sich um ein LIDAR-Kamera-System. LIDAR ist die Abkürzung für Light Detection And Ranging und steht für eine Technik, mit der Google, Nokia und andere Aufnahmen für ihre Strassenbilder-Dienste machen.
Ein Techblog hielt fest, dass Google die LIDAR-Kameras auch verwende, um Robo-Autos sicher durch den Verkehr zu lenken.
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA